oberhausen. . Der letzte Teil unserer Serie über Widerstandskämpfer aus Oberhausen widmet sich dem lehrreichsten Kapitel: der Machtübernahme der Nazis.

Dieser letzte Teil unserer losen Folge über Widerstandskämpfer aus Oberhausen widmet sich einem der lehrreichsten Kapitel der Stadtgeschichte: Oberhausen nach dem 30. Januar 1933 – der Faschismus kommt an die Macht.

Am 30. Januar 1933 wurden Adolf Hitler und der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) die politische Macht übertragen. „Sofort nach diesem Datum wurden systematisch alle politischen Gegner aus dem öffentlichen Dienst entlassen“, erzählt der Historiker und Vorsitzende des Historischen Vereins Oberhausen-Ost, Klaus Oberschewen. In Oberhausen sei etwa Polizeipräsident Weyer durch ein Mitglied des paramilitärischen Stahlhelms ersetzt worden.

Sein Nachfolger, Exmajor Max Niederhoff sei der Überzeugung gewesen: „Wir sind in erster Linie Soldaten und davon überzeugt, dass das Reich wieder auf soldatischem Boden aufgebaut werden muss. Wir sind auch bereit mitzutun, wenn es heißt: An die Wand mit Verrätern und Meuterern“ (1).

Ankündigungen, die nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 in die Tat umgesetzt wurden. So meldete etwa die Oberhausener Ruhrwacht, eine ehemals konservative Tageszeitung, am 2. März 1933: „Bis jetzt 400 Mann Hilfspolizei im Präsidialbezirk Oberhausen / Mülheim – Zunächst nur aus SA, SS und Stahlhelm, jedoch weitere Verstärkung aus anderen Verbänden bereits angeordnet“.

Eine Gedenktafel für die Ermordeten

Am 18. Februar, führt Oberschewen aus, überfielen SA-und SS-Leute auf der Marktstraße Hitlergegner, die ihre politische Gesinnung zum Ausdruck brachten. „Es kam zu Handgreiflichkeiten, bei denen die Schaufensterscheibe der ,Neuesten Nachrichten’ der SPD eingeschlagen wurde.“

Am 23. Februar misshandelten SA-Mitglieder auf dem Südmarkt einen Passanten, der das Abzeichen einer katholischen Organisation trug. Auch bei diesem Vorfall bezieht sich der Historiker auf seine unten aufgeführten Quellen.

Oberschewen erläutert: „Am Abend patrouillierten etwa 150 SA- und SS-Männer in Doppelstreifen durch die Straßen der Innenstadt. Sie rissen Bürgern die KPD- und SPD-Abzeichen von der Kleidung. Drei Tage später verhinderten Faschisten eine sozialdemokratische Veranstaltung im Saal Morschheuser in Sterkrade. Sie riegelten die Zugangsstraßen ab und überfielen Versammlungsbesucher. Der Wirt sah sich gezwungen, den Saal erst gar nicht zu öffnen.“ Auch die Milchhalle des Kommunisten Josef Kathage vor dem Bahnhof wurde von den Nazis zerstört (2).

An die ersten Morde in Oberhausen an Leo de Longueville und Konrad Klaas am 5. März 1933 durch SA-Hilfspolizisten unter ihrem Anführer Robert Esser erinnert noch heute eine Gedenktafel am Elsa-Brändström-Gymnasium. Die „National-Zeitung“ meldete am 7. März 1933: „Auf der Flucht erschossen“. Augenzeugen schilderten die tödlichen Schüsse dagegen später als heimtückische Morde (3).

Alltäglicher Terror

„Vor dem Hintergrund dieses alltäglichen Terrors auf den Oberhausener Straßen vollzog die NSDAP in der Stadt eine Entlassungswelle bei der Stadtverwaltung“, berichtet Oberschewen weiter. Sozialdemokraten, Kommunisten, Mitglieder des Zentrums und Juden wurden entlassen.

Der Geschäftsführer des Innungsausschusses Oberhausener Handwerker verlor ebenfalls fristlos seinen Job. „Nach der Neuwahl bestand der Vorstand der Bäckerinnung fast ausschließlich aus NSDAP-Mitgliedern.“

Bezeichnend für das von den Nazis geschaffene Klima der Angst, so Historiker Klaus Oberschewen, sei der Verlauf der Stadtverordnetenversammlung vom 4. April 1933: „Einstimmig werden Hitler und Hindenburg in Oberhausen zu Ehrenbürgern ernannt.“

Oberbürgermeister ging mit schlechtem Beispiel voran

Dabei hatten die Abgeordneten des Zentrums für den Antrag gestimmt, obwohl auch Anhänger dieser Partei von Verfolgungsmaßnahmen betroffen waren. „Die Mandate der Kommunistischen Partei hatte man bereits eingezogen, ihre Abgeordneten befanden sich zumindest teilweise in Haft.“

Den gewählten Vertretern der SPD sei es angesichts des massiven SA- und SS-Aufgebots unmöglich gewesen, an der Versammlung teilzunehmen. „Schon bald stellten sich auch jene auf die Seite der Nazis, die bisher abgewartet hatten“, sagt Oberschewen. „Oberbürgermeister Heuser, bis dahin Mitglied des Zentrums, ging mit schlechtem Beispiel voran.“ Viele andere folgten ihm: Bürgermeister Legge, Stadtrat Dr. Schnöring, Stadtbaurat Moll bis hin zu Stadtoberinspektor Sebon aus Osterfeld und fast das gesamte Führungspersonal der Stadtverwaltung (4).

Aber es gab auch andere

Doch nicht alle Beamten und Angestellten hängten die Fahne nach dem Wind. „Der Sozialdemokrat Ludwig Eschbach machte aus seiner Ablehnung der NSDAP auch nach der Machtübertragung keinen Hehl. Er deutete den Hitlergruß auf seine Weise um.“

Aus einem Spitzelbericht gehe hervor, dass er das Heben des rechten Arms stets mit den Worten kommentierte: „So hoch liegt die Scheiße in Deutschland“. Der Spitzel berichtete weiter: „Eschbach kenne ich von der politischen Seite her nur als waschechten S.P.Disten. Uns allen würden noch mal die Augen aufgehen über Hitler und seine Leute. Es sei unglaublich, dass man Hitler überhaupt hätte so hoch kommen lassen“(5). Eschbach wurde fristlos entlassen. Am 28. März 1933 wurden die städtischen Angestellten von Vondern, Visser, Langhammer und Rentmeister aus dem Sterkrader Rathaus vertrieben. „Begleitet vom Gejohle der Nazis führte man sie durch die Stadt.“ Sie hätten sich Fahnen der „Eisernen Front“ (Drei Pfeile) umhängen müssen, allerdings zeigten diese nach unten als Symbol der Niederlage der Sozialdemokraten. „Auf dem Marktplatz zwang man sie, diese Fahnen zu verbrennen.“

>>>>>>>>> Gedenkhalle als wichtige Quelle

Quellen: 1) Sarah Benneh/Klaus Oberschewen (Hg.) „Faschismus kommt nicht über Nacht. Oberhausen 1930 – 1950“. Oberhausen 2012, Seite 31 f; 2) Ebda., Seite 35; 3) Wir „Hoch- und Landesverräter“. Oberhausen 2001, Seite 25 ff.; 4) „Faschismus kommt nicht über Nacht“, Seiten 73 – 75; 5) Ebda. Seite 57.

Wichtige Hintergrundinformationen sind außerdem in der Gedenkhalle Schloss Oberhausen zu finden.