Oberhausen. . Am Tag des Gedenkens an die Opfer der Nazis zeigt die „Lichtburg“ den Filmklassiker erneut. Viele Zuschauer treibt der neue Rechtspopulismus um.

Nach über drei Stunden Kino, packend, emotional anrührend, bestand in der „Lichtburg“ kein Diskussionsbedarf mehr. Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zeigte das Innenstadt-Kino am Sonntag im Rahmen einer bundesweiten Aktion den Klassiker „Schindlers Liste“ von 1993 – in einer digitalisierten Fassung. 69 Zuschauer nahmen vor der Leinwand Platz.

„Ich fahre mit der Schule im Februar zum ehemaligen Konzentrationslager nach Auschwitz“, sagt die Gymnasiastin Magdalena Ingendoh (17). Deshalb wollte sie sich den Film anschauen.
„Ich fahre mit der Schule im Februar zum ehemaligen Konzentrationslager nach Auschwitz“, sagt die Gymnasiastin Magdalena Ingendoh (17). Deshalb wollte sie sich den Film anschauen. © Franz Naskrent

Der Streifen von Meisterregisseur Steven Spielberg erzählt aus dem Leben des deutschen Indus­triellen Oskar Schindler (Jahrgang 1908). Der war nach dem Überfall Deutschlands auf Polen 1939 nach Krakau in Oberschlesien gegangen, um dort eine Metallwarenfabrik zu übernehmen und es zu Wohlstand zu bringen. Dafür war er auch in die Nazipartei NSDAP eingetreten. Als er merkte, dass sein Wohlergehen nur auf Kosten der Zwangsarbeiter möglich war, die die Behörden ihm zur Verfügung stellten und welches Schicksal den Juden unter ihnen bei einer Deportierung in die Konzentrationslager drohte, begann er trickreich, möglichst viele von ihnen davor zu bewahren. Er setzte dabei sogar sein eigenes Leben und das seiner Frau aufs Spiel. Letztlich verdankten ihm 300 Frauen und 800 Männer, dass er ihre Ermordung verhinderte.

Schindler starb verarmt in Hildesheim

Später konnte Schindler an seine wirtschaftlichen Erfolge in der Nachkriegszeit nicht mehr anknüpfen. Er starb verarmt 1974 in Hildesheim.

„Der Film ist ein Meisterwerk der Emotionen“, sagt Kinobesucherin Meike Augustynak. „Die Heldengeschichte, die er erzählt, sollte immer wieder gezeigt werden.“
„Der Film ist ein Meisterwerk der Emotionen“, sagt Kinobesucherin Meike Augustynak. „Die Heldengeschichte, die er erzählt, sollte immer wieder gezeigt werden.“ © Franz Naskrent

„Ich bin an meiner Schule im Leistungskurs Geschichte. Wir sind jetzt beim Thema Drittes Reich“, erklärt Magdalena Ingendoh (17) aus Schmachtendorf ihr Interesse an der Vorführung. Im Februar besucht sie das KZ Auschwitz in Polen. „Die Menschen haben sich damals radikalen Ideen zugewandt“, bedauerte ihr Mitschüler Johannes Mann.

Meisterwerk der Emotionen

Meike Augustynak (38) hat den Film mehrfach gesehen. „Es ist ein Meisterwerk an Emotionen. Das wird auf Großleinwand noch einmal ganz anders herüberkommen“, war sie sich vor Filmbeginn sicher. Sie findet das Gedenken an den Holocaust sehr wichtig.

„Durch die AfD, den Rechtspopulismus, fühle ich mich  besonders herausgefordert. Jeder sollte dem entgegenwirken“, sagt Barbara Rudolph (65).
„Durch die AfD, den Rechtspopulismus, fühle ich mich besonders herausgefordert. Jeder sollte dem entgegenwirken“, sagt Barbara Rudolph (65). © Franz Naskrent

„Meine Tochter ist Lehrerin, hat den Film mit ihren Schülern gesehen und ihn mir dringend nahegelegt“, berichtete Barbara Rudolph (65) aus Königshardt. Dass Rechtspopulismus heute wieder um sich greife, hat sie herausgefordert. „Jeder sollte dem entgegenwirken.“

Diese Geschichtsvergessenheit treibt auch Antonio Usai (78) um. Seit 61 Jahren lebt der gebürtige Italiener in Deutschland. „Wir müssen dagegen eintreten, Andersdenkende und Minderheiten auszugrenzen, müssen uns für das offene Zusammenleben in Eu­ropa einsetzen“, forderte er.

„Viele Menschen wollen das, was damals geschehen ist, heute nicht mehr wahrhaben“, sagt Antonio Usai (78). Der gebürtige Italiener lebt seit 61 Jahren in Deutschland und wirbt für die große Errungenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg: das freie Zusammenleben der Völker Europas.
„Viele Menschen wollen das, was damals geschehen ist, heute nicht mehr wahrhaben“, sagt Antonio Usai (78). Der gebürtige Italiener lebt seit 61 Jahren in Deutschland und wirbt für die große Errungenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg: das freie Zusammenleben der Völker Europas. © Franz Naskrent

Bevor der Film anlief, sprach Clemens Heinrichs, Leiter der Gedenkhalle Oberhausen, zu den Besuchern. „Die AfD bricht den gesellschaftlichen Konsens zur Aufarbeitung des Holocaust auf. Das schafft Redebedarf“, erklärte er. Auch dafür war eine Veranstaltung wie diese gedacht. Doch die angebotene Diskussionsveranstaltung nach dem Film nahmen dann doch nur wenige wahr. Die anderen waren offensichtlich zu bewegt.

>>> Sieben Oscars für den Spielberg-Klassiker

Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ von 1993 wurde mit insgesamt sieben Oscars prämiert.

Auszeichnungen gab es für „Beste Regie“, „Beste Musik“, „Bestes adaptiertes Drehbuch“, ferner für „Beste Kamera“, „Bestes Szenenbild“, „Bester Schnitt“ und auch als „Bester Film“.