Oberhausen. . Am Tag des Gedenkens an die Opfer der Nazis zeigt die „Lichtburg“ den Filmklassiker erneut. Viele Zuschauer treibt der neue Rechtspopulismus um.
Nach über drei Stunden Kino, packend, emotional anrührend, bestand in der „Lichtburg“ kein Diskussionsbedarf mehr. Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zeigte das Innenstadt-Kino am Sonntag im Rahmen einer bundesweiten Aktion den Klassiker „Schindlers Liste“ von 1993 – in einer digitalisierten Fassung. 69 Zuschauer nahmen vor der Leinwand Platz.
Der Streifen von Meisterregisseur Steven Spielberg erzählt aus dem Leben des deutschen Industriellen Oskar Schindler (Jahrgang 1908). Der war nach dem Überfall Deutschlands auf Polen 1939 nach Krakau in Oberschlesien gegangen, um dort eine Metallwarenfabrik zu übernehmen und es zu Wohlstand zu bringen. Dafür war er auch in die Nazipartei NSDAP eingetreten. Als er merkte, dass sein Wohlergehen nur auf Kosten der Zwangsarbeiter möglich war, die die Behörden ihm zur Verfügung stellten und welches Schicksal den Juden unter ihnen bei einer Deportierung in die Konzentrationslager drohte, begann er trickreich, möglichst viele von ihnen davor zu bewahren. Er setzte dabei sogar sein eigenes Leben und das seiner Frau aufs Spiel. Letztlich verdankten ihm 300 Frauen und 800 Männer, dass er ihre Ermordung verhinderte.
Schindler starb verarmt in Hildesheim
Später konnte Schindler an seine wirtschaftlichen Erfolge in der Nachkriegszeit nicht mehr anknüpfen. Er starb verarmt 1974 in Hildesheim.
„Ich bin an meiner Schule im Leistungskurs Geschichte. Wir sind jetzt beim Thema Drittes Reich“, erklärt Magdalena Ingendoh (17) aus Schmachtendorf ihr Interesse an der Vorführung. Im Februar besucht sie das KZ Auschwitz in Polen. „Die Menschen haben sich damals radikalen Ideen zugewandt“, bedauerte ihr Mitschüler Johannes Mann.
Meisterwerk der Emotionen
Meike Augustynak (38) hat den Film mehrfach gesehen. „Es ist ein Meisterwerk an Emotionen. Das wird auf Großleinwand noch einmal ganz anders herüberkommen“, war sie sich vor Filmbeginn sicher. Sie findet das Gedenken an den Holocaust sehr wichtig.
„Meine Tochter ist Lehrerin, hat den Film mit ihren Schülern gesehen und ihn mir dringend nahegelegt“, berichtete Barbara Rudolph (65) aus Königshardt. Dass Rechtspopulismus heute wieder um sich greife, hat sie herausgefordert. „Jeder sollte dem entgegenwirken.“
Diese Geschichtsvergessenheit treibt auch Antonio Usai (78) um. Seit 61 Jahren lebt der gebürtige Italiener in Deutschland. „Wir müssen dagegen eintreten, Andersdenkende und Minderheiten auszugrenzen, müssen uns für das offene Zusammenleben in Europa einsetzen“, forderte er.
Bevor der Film anlief, sprach Clemens Heinrichs, Leiter der Gedenkhalle Oberhausen, zu den Besuchern. „Die AfD bricht den gesellschaftlichen Konsens zur Aufarbeitung des Holocaust auf. Das schafft Redebedarf“, erklärte er. Auch dafür war eine Veranstaltung wie diese gedacht. Doch die angebotene Diskussionsveranstaltung nach dem Film nahmen dann doch nur wenige wahr. Die anderen waren offensichtlich zu bewegt.
>>> Sieben Oscars für den Spielberg-Klassiker
Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ von 1993 wurde mit insgesamt sieben Oscars prämiert.
Auszeichnungen gab es für „Beste Regie“, „Beste Musik“, „Bestes adaptiertes Drehbuch“, ferner für „Beste Kamera“, „Bestes Szenenbild“, „Bester Schnitt“ und auch als „Bester Film“.