Oberhausen. . Fünf Schauspieler in 45 Rollen proben den Aufstand gegen eine Discokugel. „Hier kommt keiner durch“ bezaubert mit Bildideen und Pointen in Fülle.
Sie machen sich zur Nacktschnecke und jagen japsend als Fiffi auf die Zuschauer zu. Sie schreiten das bunt markierte Halbrund etwas hochnäsig-damenhaft ab oder bleiben mit Raumfahrerhelm schwebend im Hintergrund aus bunten Folien. „Hier kommt keiner durch“, das freche Wimmelbilderbuch, ist in der Fassung des Theaters Oberhausen ein staunenswertes Wimmeltheater für kleines und großes Publikum ab vier Jahren.
Das Erstaunlichste: Drei Schauspielerinnen und zwei Schauspieler genügen, um es in dieser Inszenierung von Paulina Neukampf ebenso prächtig wimmeln zu lassen wie im Bilderbuch von Isabel Martins und Bernardo Carvalho. Und die Kostüme von Valentin Peter Eisele, mal ganz einfach, mal witzig-verwegen, haben daran ebenso Anteil wie die Rasanz und Spielfreude der Fünf vom Ensemble. Denn im Saal 2 gibt’s ganz viel zu sehen – und die Kinder lassen sich über eine volle Stunde gerne einfangen von dieser Geschichte.
Emilia Reichenbach als gähnende Nacktschnecke
Sie beginnt als sonniger Tag mit Vogelgezwitscher, bunten Lichtstreifen auf der Spielfläche – und einer munter pfeifenden Elisabeth Hoppe, die den Boden fegt. Als nächster stiftet Klaus Zwick hechelnd und japsend Entzücken als munteres Hundchen. Mervan Ürkmez tappt ihm verschlafen hinterher. „Wir sind schon mitten in der Geschichte.“
Tatsächlich ist der erste Teil von „Hier kommt keiner durch“ eine bonbonbunte Bilder-Prozession aus lauter liebevoll gezeichneten Karikaturen – mal amüsanter für die Großen, mal für die Kleinen. Emilia Reichenbach ist als herzhaft gähnende Nacktschnecke ein Schau – aber auch als rasante Skaterin. Anna Polke und Elisabeth Hoppe sorgen als Bautrupp mit einer hohen Doppelleiter für Slapstick-Momente, und Klaus Zwick fragt, nun als Galan mit Blumenstrauß, zwischen Hoffen und Bangen: „Mandelblüte?“
Die erste Zuschauerreihe darf abklatschen
Die sprechende Discokugel ändert alles: Erst sorgt sie für schöne Lichtkreisel, dann schnarrt die Stimme: „Hier kommt keiner durch.“ Die bunte Wimmel-Prozession stockt: „Ich habe doch ein Rendezvous!“ – „Wie komme ich zum Bus?“ – „Ich will ins Bad, Wasserball spielen!“ Alle scheitern vor dem Kreidestrich, der den großen Raum halbiert. Die zuvor so fröhliche Eisverkäuferin, klingt ganz kläglich, als sie nur noch halbe Runden drehen darf. Fiffi fehlt. Der Verliebte zerknüllt seine Blumen. „So kann doch unsere Geschichte nicht enden.“
Nein, so endet sie auch nicht, denn die Fünf in 45 Rollen vom Rentnerpaar bis zum Pony proben den Aufstand. Die Kinder freuen sich, als alle wütend aufstampfen – doch ganz so einfach ist die Grenze nicht überwunden. Schließlich haben sie – Hauruck – dem tyrannischen General (auf dem Titelbild des Buches sitzt er hoch zu Pferde) den Stecker gezogen. Die erste Zuschauerreihe darf abklatschen, alle applaudieren. Und einige bestaunen nach dem Spiel sehr interessiert diese seltsame Maschine namens „General“.
Das spannende Spiel zum Wimmelbilderbuch
Weitere Vorstellungen folgen am Samstag, 2. Februar, um 16 Uhr sowie zweifach am Donnerstag, 14. Februar, um 9.30 und 11 Uhr. Karten gibt’s zu 5 und 8 Euro, 0208 - 8578184, theater-oberhausen.de.
Das Wimmelbilderbuch „Hier kommt keiner durch“ von Isabel Martins und Bernardo Carvalho gibt’s als 40-seitiges Klett Kinderbuch zum Preis von 14 Euro.