OBERHAUSEN. Er hat über viele Jahre den Laden zusammengehalten und als SPD-Fraktionschef wichtige Stadtentwicklungen mitbestimmt: Wolfgang Große Brömer.
Seit 18 Jahren hat Wolfgang Große Brömer die Stadtpolitik als Vorsitzender der größten Ratsfraktion maßgeblich mitbestimmt – jetzt hat der 66-jährige Sozialdemokrat angekündigt, im Sommer dieses Jahres den so einflussreichen Chefposten der SPD-Truppe im Stadtparlament niederzulegen. Bis zur Kommunalwahl im Herbst 2020 will Große Brömer sein Ratsmandat für Osterfeld-Heide als einfaches Ratsmitglied weiter auszuüben – um einen erneuten Sitz im Rat wird er sich nicht mehr bemühen.
„Irgendwann ist auch genug, irgendwann muss Schluss sein. Ich bin dann 67 Jahre alt, halte dann das neue gesetzliche Rentenalter ein und leite den Generationenwechsel ein“, begründet Große Brömer seinen Entschluss. „Irgendwann ist man zu eingefahren, Probleme müssen heute anders beleuchtet werden als man sie bisher üblicherweise beleuchtet hat.“
Große Brömer hat lange mit sich gerungen, diesen nicht nur für ihn einschneidenden Schnitt zu vollziehen. Doch nun macht er auch deshalb den Weg frei, damit sich die SPD gut ein Jahr vor der Wahl neu aufstellen kann: Die künftige Führung der 23-köpfigen Ratsfraktion soll sich im Wahlkampf bekannt machen und mit inhaltlichen Themen das Profil der Sozialdemokratie in Oberhausen schärfen. Doch ein geborener Nachfolger drängt sich bisher nicht auf.
Sonja Bongers Nachfolgerin?
Als geeignete und willige Kandidaten gelten die stellv. SPD-Ratsfraktionschefin und -Landtagsabgeordnete Sonja Bongers (42) und der Osterfelder Bezirksbürgermeister Thomas Krey (40). Andere mögliche Kandidaten wie der Sterkrader Bezirksbürgermeister Ulrich Real oder Karl-Heinz Emmerich haben bereits aus beruflichen Gründen („Keine Zeit!“) abgewunken. Der sehr engagierte Sterkrader SPD-Ratsherr Manfred Flore wäre mit seinen 68 Jahren keine Verjüngungskur für die Fraktion.
„Intern wird über die Nachfolge diskutiert, entschieden ist das noch nicht. Entscheidend ist, dass wir ein Team finden, bei dem die Chemie stimmt, und das die Fraktion in die 20er Jahre führen kann“, meint Große Brömer.
Der früherer Lehrer der Heinrich-Böll-Gesamtschule und langjährige Leiter der Gesamtschule Alt-Oberhausen hat eine lange politische Karriere in der Landes- und Kommunalpolitik hinter sich: Er löste 2001 den späteren NRW-Bauminister und NRW-SPD-Chef Michael Groschek als Ratsfraktionschef ab, er war von 2000 bis 2017 Landtagsabgeordneter und viele Jahre als Bildungsexperte Vorsitzender des NRW-Schulausschusses. Sechs Jahre lang war Große Brömer SPD-Vorsitzender des Unterbezirks Oberhausen (2006 bis 2012).
Wegmarken der Stadtgeschichte mitgemacht
Mit dem Abschied von Große Brömer geht eine Ära der einst so übermächtigen Sozialdemokratie in Oberhausen zu Ende. Mit Groschek, OGM-Geschäftsführer und früheren SPD-Chef Hartmut Schmidt, dem langjährigen Oberbürgermeister Klaus Wehling und dem 2000 verstorbenen NRW-Finanzminister Heinz Schleußer bestimmte Große Brömer maßgeblich die Entwicklungen in der Stadt. Dabei hat Große Brömer Wegmarken der Stadtgeschichte mitgemacht: Das Ende der Kohle- und Stahlproduktion, der Bau der Neuen Mitte, die Abwendung eines Sparkommissars für die so hoch verschuldete Stadt.
Ingesamt zieht Große Brömer eine positive Bilanz: „Trotz knapper Kassen haben wir es geschafft, dass die Infrastruktur in Oberhausen nicht zu Tode gespart wurde. Wir sind jetzt in einer Konsolidierungsphase, in der nun wieder neue Projekte realisierbar sind.“