OBERHAUSEN. . Der Historiker Dirk Hausmann erschließt das Dokumentenarchiv der Kurzfilmtage – und wünscht sich Original-Plakate aus der Zeit vor 1974.
Zunächst galt es, den größten Schatz der Kurzfilmtage zu retten: 1500 Filme lagern seit 2016 bei 11 Grad und 45 Prozent Luftfeuchtigkeit im Neubau des Stadtarchivs. Im Keller der 122 Jahre alten Kufita-Villa schuf dieses Rettungsmanöver Platz für ein neues Dokumentenarchiv, schlüssig aufbereitet und konservatorisch korrekt verpackt in säurefreien Kartons.
Außerdem waren 120 Kisten aus dem Stadtarchiv einzupflegen – die erste Aufgabe für Dirk Hausmann. Im fünften Jahr betreut der studierte Historiker das Schriftenarchiv. Daneben arbeitet er mit einer weiteren Projektstelle fürs Stadtarchiv in Lirich und betreut die Sammlung des Filmforums Duisburg.
In der historischen Direktorenvilla der Zeche Concordia addieren sich die Keller-Bestände von 750 Ordnern, rund 150 Kartons und einem großen Regal für Plakate zu knapp 100 Regalmetern – jetzt aus feuerfestem Metall statt brandgefährlichem Holz. „Einiges war zu beschädigt fürs Archiv“, räumt Dirk Hausmann ein. „Wir mussten schon selektieren.“
Zum Erhaltenen zählen Briefwechsel mit Filmemachern oder die streitbare Korrespondenz von Frau Oberbürgermeister Luise Albertz mit dem Innenminister Werner Höcherl. Es gibt Empfehlungsschreiben von Erich Fried oder Volker Schlöndorff für junge Filmemacher – und natürlich die Unterschriften zum Oberhausener Manifest mit dem berühmten Schluss: „Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.“
Offen für Forscher und Studenten
Hunderte Festivalfotos zeigen Filmemacher, Ehrengäste, Juroren von Lotte Eisner über Tilda Swinton bis Roman Polanski – und viele Unbekannte, wie Sabine Niewalda bedauert. „Wer ist das neben Hilmar Hoffmann?“, rätselt die Sprecherin der Kurzfilmtage. „Oder neben Peter Handke?“
Es gibt noch viel zu erforschen im Dokumentenarchiv – und tatsächlich erreichen die Kurzfilmtage beständig Anfragen von Wissenschaftlern und Studenten. „Wenige Festivals haben ein so gutes Archiv.“ Sabine Niewalda weiß aber auch: „Die Archivarbeit hört nie auf.“ Bis zum Jahr 2000 hat Dirk Hausmann die Dokumente erschlossen. „Dann wird’s digital.“