Oberhausen. . Die Premiere des Theaterfilms steigt am 5. Februar in der Essener Lichtburg. Niebuhrg-Boss Holger Hagemeyer plant bereits zweites Filmabenteuer.

„Wenn man von nichts Ahnung hat“, meint Holger Hagemeyer lässig, „sehen viele Sachen auch nicht so kompliziert aus“. Mit dieser speziellen Variante des „Einfach machen“-Gens startete der gelernte Gebäudereinigermeister und Immobilienverwalter vor 22 Jahren – unbeeindruckt von Expertisen und Bildungsgängen – ins Showbusiness. „Alle 20 Jahre muss ich ‘was Neues anfangen“. Gesagt, getan: Mit „Tarot – der Theaterfilm“ geht Holger Hagemeyer nun unter die Filmproduzenten. Und für die große Premiere am Dienstag, 5. Februar, sollte es unbedingt Deutschlands größtes Uraufführungskino sein: die Essener Lichtburg mit ihrem prächtigen Saal und 1250 Plätzen.

Tarot – das Musical“ hat eine lange Vorgeschichte, die noch älter ist als das kleine Musical-Theater an der Niebuhrstraße, deren linke Häuserzeile bereits zu Duisburg-Obermeiderich gehört. Die Uraufführung von „Tarot“ inszenierte Hagemeyer 1996 „Open Air“ in der Dubois-Arena des Borbecker Schlossparks. „Wir haben sie dann immer wieder aufgenommen.“

Nicht ganz komplett: Das „Tarot“-Ensemble mit (v.li.): Sonja Alefs, Marvin Langer, Manuel Jerabeck, Laura Albert  und Ramona Kunze
Nicht ganz komplett: Das „Tarot“-Ensemble mit (v.li.): Sonja Alefs, Marvin Langer, Manuel Jerabeck, Laura Albert und Ramona Kunze © Gerd Wallhorn

Hochdosierte Esoterik musste das Publikum – trotz einer Tarot-Tradition, die bis zum finsteren Okkultisten Aleister Crowley führt – nie fürchten. „Unser Tarot ist eine Schnulze“, sagt der Regisseur und Niebuhrg-Boss fröhlich. Im Abendlokal „Zum goldenen Käfig“ spielen der Teufel (Manuel Jerabeck) und Ramona Kunze als weiße Magierin um das Glück eines jungen Pärchens (Emilia Korth und Deniz Fingskes). Die Schicksals-Karten sind allerdings Trümpfe für die Songs von Klaus Wittelsbach. Hagemeyer bescheinigt ihnen Ohrwurm-Qualität und einen ganz eigenen Pop-Sound.

Wie einst Ohnsorg und Millowitsch

Als Film-Anfänger erinnerte sich der Chef-Niebuhrger an die Tradition von Millowitsch- und Ohnsorg-Übertragungen: „Tarot – der Theaterfilm“ zeigt einen Musical-Abend in der einstigen Halle der Zeche Concordia mit 180 Zuschauern und einem bestens aufgelegten Ensemble. Für die Kameraarbeit engagierte Hagemeyer die Essener Breda-Film: „Wir hatten ein komplettes Ruhrgebiets-Team.“ Für teures 35-mm-Filmmaterial fehlte den Niebuhrgern zwar das Geld, dennoch ist ihr Chef zuversichtlich, dass „Tarot“ in Programmkinos zu sehen sein wird.

Schließlich ist der überzeugte Autodidakt ja auch mit der Uraufführung gleich in Deutschlands größtes und schönstes Premierenkino vorgedrungen – „das war nicht einfach“. Jetzt verweisen die Einladungs-Flyer stolz auf die 150 Quadratmeter große Leinwand der Lichtburg und auf die 17.000 Watt mächtige Sound-Anlage.

Teuflisch: Der Gottseibeiuns mischt die Tarot-Karten.
Teuflisch: Der Gottseibeiuns mischt die Tarot-Karten.

Einmal im filmischen Schwung hat Holger Hagemeyer noch Größeres vor: Dem Theaterfilm soll im nächsten Jahr ein „echter“ Spielfilm an Original-Schauplätzen folgen. Auch das Hippie-Singspiel „Sommer der Liebe“ will der 60-Jährige in bewegten Bildern inszenieren. „Wir nehmen unseren bunt bemalten Daihatsu-Bus von 1980“ – das Original-Requisit der Bühnenversion – „und fahren damit über den Großglockner“. Dank Kamera-Drohnen seien heute ja selbst die spektakulärsten Flugaufnahmen für kleines Budget zu haben. Das spätherbstliche Reiseziel: Siena, die gotische Traumkulisse in der Toskana.

Der Niebuhrg geneigte Programmkinos könnte Hagemeyer nicht nur im Revier, sondern auch am Niederrhein finden, denn dort hat das 180-Plätze-Theater treue Fans, die in vollen Reisebussen zu einem schwungvollen Abend aufbrechen. Doch für die Filmpremiere von „Sommer der Liebe“ denkt der Niebuhrg-Chef wieder groß: „Entweder nehmen wir wieder die Lichtburg oder den Zoopalast in Berlin.“

>>> Spiel mit Mystik auf Bühne und Kino-Leinwand

Bereits in der Adventszeit lief im Trailerprogramm der Lichtburg ein Appetizer für „Tarot – der Theaterfilm“ und ließ die Filmfans aufmerken. Karten für den Premierenabend am Dienstag, 5. Februar, um 20 Uhr kosten 8 Euro, erhältlich nur in der Essener Lichtburg, Kettwiger Straße 36,
0201 - 289 550, online lichtburg-essen.de (dort in der Rubrik „Specials“ nachschauen).

„Das mystische zeitlose Musical über die Karten der Magie“, so bewirbt das Kino den „Tarot“-Film. Tatsächlich ist Tarot eine esoterische Wissenschaft für sich. Den Satz von 78 Spielkarten, ausgelegt zu psychologischen Zwecken oder zur Vorhersage, gibt es in einer unüberschaubaren Zahl von Varianten. Legendär ist die Annahme, Tarot beruhe auf ägyptischen oder kabbalistischen Lehren.