oberhausen. . Die italienische Prog-Rock-Band „The Watch“ begeisterte im Ebertbad. Fans feiern frühe Genesis-Epen im Einklang mit einst „progressiven“ Zeiten.

Was ein richtiger Italiener ist, der ist verrückt nach mechanischen Uhren. Je komplizierter, desto besser. Ob das der Grund für den unterkühlt-charismatischen Sänger Simone Rossetti war, seine Band „The Watch“ zu nennen? Wie sich nun bei deren Gastspiel im Gitarrissimo-Ausweichquartier Ebertbad – dank des riesigen Publikums-Interesses bereits im Vorfeld wäre das Stammlokal Gdanska aus allen Nähten geplatzt – in stimmungsvoller Atmosphäre zeigte, sind die fünf Italiener jedenfalls heftigst aus der Zeit gefallen.

Widmen sich „The Watch“ doch den goldenen Jahren des Progressive Rock, als King Crimson, Emerson, Lake & Palmer und Yes tonangebend in Sachen bombastisch-opulenter Klanggewitter waren. Und halt auch Genesis, mit ihrem Sänger Peter Gabriel die großen Heroen von „The Watch“, die mit liebevoller Hingabe deren Songs der frühen Phase (von 1970 bis ‘74) am Leben erhalten. Weshalb im Ebertbad auch jede Menge in Ehren ergrauter Fans der englischen Internatszöglinge samt passender, inzwischen eher spack sitzender T-Shirts gesichtet wurden.

Eine wunderlich-originelle Zeitreise

Sie alle erlebten eine wunderlich-originelle Zeitreise, denn nicht nur Tastenmann Valerio De Vittorio drehte mit mächtigen Orgel-Sounds die Uhr verdammt weit zurück. Wovon bereits ihr Opener „Watcher of the Skies“ kündete, dem der stoisch agierende Simone Rossetti mit nun wahrlich verblüffender Ähnlichkeit das zeittypische Peter-Gabriel-Flair auflegte.

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D © Sven Thielmann

Dazu kloppte Marco Fabbri im Schottenrock mit nacktem Oberkörper zwischen zartem Getucker und beinharten Beats schillernde Rhythmen, die Mattia Rossetti, der Sohn des auch Flöte spielenden Frontmans, an diversen Tieftönern und einem zehnsaitigen Gitarre-Bass-Zwitter grundsolide erdete. Der zweite Stoiker im Bunde, Giorgio Gabriel, saß derweil gelassen am Rande und sorgte mal auf einer Les Paul, mal auf einer 12-saitigen akustischen Gitarre für die obligatorischen rockigen Farben.

Und was gab es da nicht alles zu hören! Von wegen „Stagnation“ (vom zweiten Genesis-Album „Tres­pass“): Da sprudelte „The Fountain of Salmacis“, öffneten sich zu geschmackssicheren Lichtgewittern „Horizons“, bis es am Ende des ersten Sets hieß: „Supper’s Ready“.

Munterer in die zweite Halbzeit

Derart gestärkt, begann die zweite Halbzeit nun spürbar munterer mit dem Opener „Dancing with the Moonlit Knight“ der neben dem Konzept-Album „The Lamb Lies down on Broadway“ – von dem im Ebertbad allein „The Lamia“ erklang – wohl bedeutendsten Genesis-Scheibe „Selling England by the Pound“ (1973). Die lieferte im folgenden das weitere Material für The Watch, neben „Firth of Fifth“ und „More Fool me“ auch ihr großes Finale mit dem sprechenden Titel „The Cinema Show“.

Keine Frage nach diesem Konzert: Die fünf Prog-Rocker von The Watch ticken echt amtlich in Genesis-inspiriertem Cinemascope, was sie ein letztes Mal bei der Zugabe bewiesen, als sie in ihr Nostalgie-selig jubelndes Publikum fein rockend „The Knife“ versenkten.