Oberhausen. . Beim Besinnungstag in der Kirche St. Theresia diskutieren katholische Männer die Glaubwürdigkeit und die Zukunft der Katholischen Kirche.

Um die Glaubwürdigkeit der Katholischen Kirche, um den Kern an Überzeugungen, den sie ausmacht, und um ihre Zukunft ging es am Samstag beim Besinnungstag der Männer in der Kirche St. Theresia in Walsumermark. Über 100 Männer, fast alle weit jenseits der 50 Jahre alt, waren gekommen. Sie diskutierten darüber vor dem Hintergrund schwerer kirchlicher Skandale und einer immer weniger christlich geprägten Umwelt.

Thomas Gäng, als Vorsitzender des Stadtkatholikenrats oberster katholischer Laie in Oberhausen, warf Fragen zu Beginn der Veranstaltung auf. „Warum haben unsere Bischöfe jahrzehntelang pädophile Täter geschützt und ihre Opfer alleine gelassen?“ Wie könne man vor diesem Hintergrund noch glaubhaft Stellung zu Fragen der Sexualmoral und zum Zölibat, der Ehelosigkeit der Priester, nehmen? Was könne man der damit verbundenen Enttäuschung in den eigenen Reihen überhaupt noch entgegensetzen angesichts des gleichzeitig bestehenden Zwangs, Kirchen zu schließen? Sei Deutschland angesichts von über 50 Prozent Kindern mit nicht-christlicher Prägung die längste Zeit ein überwiegend christliches Land gewesen? Und wäre das wirklich so schlimm?

Anonymes Christentum

Stadtdechant Peter Fabritz holte in einem rund einstündigen Vortrag weit aus, um darauf einzugehen. Für die Kirche als Organisation seien die Probleme gravierend, erklärte er. Aber die Kirche selbst sei nur ein Werkzeug, kein Selbstzweck. Ihre Aufgabe sei es, die Menschen im Glauben zu unterstützen.

Was aber diesen Glauben angehe, so dominiere schon seit Jahrzehnten in Deutschland eine Art anonymes Christentum. Man bekenne sich nicht offen, zähle sich aber dazu. Das aber gerate durch Skandale wie die Prunksucht des früheren Bischofs von Limburg und mehr noch durch den sexuellen Missbrauch von Würdenträgern ins Wanken. „Wer keinen Kontakt zur Kirche hat, muss uns nach solchen Schlagzeilen für eine Verbrecher-Organisation halten“, sagte er. Für Kirchenaustritte sei aber meist die persönliche negative Erfahrung maßgeblich.

Rückbesinnung auf Erfahrung der Ur-Kirche

Fabritz empfahl eine Rückbesinnung auf die Erfahrungen der Ur-Kirche. „Beim gemeinsamen Brechen des Brotes ist es den Jüngern aufgegangen, dass Jesus auch nach seinem Tod mitten unter ihnen war.“ Das Gemeinschaftsgefühl in der Überzeugung, dass Gott den Einzelnen erlöse, sei also das Entscheidende, das Heilige. In dieses Heilige niste sich leider auch die Sünde, das Böse, ein.

„Das Göttliche liegt in unwürdigen Händen“, so der Stadtdechant weiter. Schon Jesus habe man den Vorwurf gemacht, sich mit schlechten Menschen abzugeben, mit Betrügern und Prostituierten. Deshalb bedürfe es ja solcher Konstruktionen wie Beichte und Vergebung. An der Botschaft von der Erlösung des Menschen ändere das aber nichts.

>>> Fragen nach dem Sinn des Lebens

Vielen Zuhörern war Fabritz’ Vortrag zu theoretisch. Sie überhäuften ihn mit Fragen und Stellungnahmen. „Was ist mit der Ausgrenzung Geschiedener?“, „Warum sind uns die 92 Prozent, die nicht mehr zum Gottesdienst kommen, so egal?“, wurde gefragt. Aber auch Beiträge wie „Ich bin engagiert, wurde aber kritisiert, ich würde missionieren“ oder „Man wird schief angesehen wegen der Stellung der Frau in der Kirche“ waren zu hören.

Fabritz antwortete, wie mit Geschiedenen umgegangen werde, werde heute im Einzelfall geprüft. Es bleibe aber bei der Unauflösbarkeit der Ehe. Wenn es um die Kirchenschließungen gehe, stehe klar im Mittelpunkt, wie die 92 Prozent erreicht werden könnten. Für ihre Ansprache seien eigentlich die Gemeinderäte da. Nur dürfe man sich nicht aufdrängen und Antworten auf Fragen gegeben werden, die gar nicht gestellt wurden.

Frauen dürfen Ämter übernehmen

Frauen könnten schon heute jedes Amt außer den geweihten Ämtern (Diakon, Priester und Bischof) übernehmen. Das Verbot jedoch könne man dem modernen westlichen Menschen nicht mehr erklären. Es werde sich bei uns auch auf Dauer nicht halten lassen. Diskussionen darüber würden aber davon ablenken, dass es eigentlich darum gehe, den Durst der Menschen nach Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens zu löschen.

Andererseits berühre es den Kern der Kirche, wenn der Grundsatz aufgegeben würde, alles auf Jesus zurückzuführen. Der aber habe eben nur Männer mit ihrer Führung beauftragt. Die Abschaffung der Ehelosigkeit der Priester werfe sofort die nach der Glaubwürdigkeit geschiedener oder wiederverheirateter Priester auf.

Thomas Gäng wünschte sich am Ende, öfter über diese und andere Anliegen öffentlich zu reden.