Oberhausen. . Flexible Wegweiser, Konzerttickets inklusive Nahverkehr, mehr Einsatzbusse der Stoag – die Politik sucht Wege, Staus am Centro zu verringern.
Der vollständige Zusammenbruch des Autoverkehrs am späten Samstagnachmittag rund ums Centro beschäftigt nach diesem Wochenende Polizei, Stadt und Politik – wie kann man künftig ein solches Chaos vermeiden?
Weihnachtsmarkt, Geschenkeeinkauf und 10.000 Besucher des Komikers Chris Tall in der Arena – das sorgt für stundenlange Staus auf der Essener und Osterfelder Straße. Auf der Autobahn A42 behindert der Rückstau der Centro-Ausfahrt Neue Mitte gefährlich den durchfahrenden Verkehr. „Die Menschen wollen alle einkaufen, dafür ist die Autobahnabfahrt Neue Mitte nicht ausgelegt“, heißt es bei der Autobahnpolizei. „Das Problem sind auch Autofahrer, die sich nicht hinten anstellen, sondern an der Schlange vorbei fahren und sich kurz vor der Abfahrt reindrängeln – so entstehen Unfälle.“
Polizei: Lieber mit Bus und Bahn fahren
Die Polizei empfiehlt ohnehin generell, zur Weihnachtszeit mit Bussen und Bahnen statt mit dem Privatauto zum Centro zu fahren.
SPD-Ratsfraktionschef Wolfgang Große Brömer räumt ein: „Für solche Spitzenzeiten sind die Straßen am Centro nicht ausgelegt. Das Problem ist zwar erkannt, kann aber nicht durch den Ausbau der Straßen gelöst werden, weil kein Platz vorhanden ist. Wir müssen andere Lösungen finden.“ Deshalb werden nun am Centro dynamische Wegweiser installiert, die die Autofahrer schon ab den Autobahnabfahrten zu freien Parkplätzen lenken sollen, um den Parksuchverkehr zu minimieren.
Stadt denkt den Verkehr neu
Zudem werkelt die Stadtspitze gerade an einem Masterplan Verkehr für die Neue Mitte. „Wir denken den Verkehr dort neu, aber werden nicht jeden Stau vermeiden können“, sagt OB-Sprecher Hannes Fritsche. Die CDU-Ratsfraktion will Ideen dazu beisteuern, aber verweist auch auf attraktive Großstädte in NRW. „Bei großen Messen in Düsseldorf oder Heimspielen des 1. FC Köln gibt es auch regelmäßig Staus“, meint CDU-Ratsfraktionschefin Simone Stehr.
Die SPD will die Veranstalter in der Köpi-Arena motivieren, ihre Gäste zu früheren Anfahrten zu bewegen – und die Eintrittskarten generell mit einem kostenlosen VRR-Ticket auszustatten. Zudem solle die Stoag den Einsatz von Sonderbussen – auch von entfernteren Ersatzparkplätzen – prüfen.
Zog Komiker Chris Tall zu viele Zuschauer an?
Hauptgrund für das Verkehrschaos am Samstag war nach Ansicht von Centro-Manager Marcus Remark die Veranstaltung in der Arena. „Und deren Besucher kommen oft von weit her, die steigen nicht auf Bus und Bahn um.“
Besonders zu schaffen habe die am Samstag komplett verstopfte Konrad-Adenauer-Allee der Neuen Mitte gemacht, sagt Remark. Der ankommende Verkehr sei noch regelbar gewesen, beim abfließenden Verkehr „ging dann gar nichts mehr“. Ganz anders auf der anderen Seite: Fahrer, die sich für einen Umweg über Essener und Mellinghofer Straße entschieden hatten, kamen deutlich schneller ans Ziel.
Besserung dürften laut Remark die dynamischen Verkehrsschilder bringen, die im kommenden Jahr, spätestens zur Vorweihnachtszeit, installiert werden sollen. Dadurch könnten Autofahrer etwa über die A 516 auf die A 3 gelenkt werden – statt auf die A 42, deren Auffahrt an Tagen wie Samstag „nicht mehr leistungsfähig“ sei.
Anwohner zeigen sich stark genervt
Angesichts des Verkehrsaufkommens in der Neuen Mitte müssen auch die Anwohner der Ripshorster Straße starke Nerven beweisen: „Die Leute aus der Siedlung versuchen möglichst, die Osterfelder Straße zu vermeiden, das macht einfach keinen Spaß“, sagt Andrea Rupprath, Bewohnerin eines der Riwetho-Häuser. Viele der Nachbarn führen hintenherum über Essen nach Oberhausen zurück oder nutzten gleich das Fahrrad. Neulich habe sie allein 20 Minuten gebraucht, um überhaupt von der Ripshorster Straße auf die „Osterfelder“ einbiegen zu können, erzählt Andrea Rupprath.
Obwohl die liebevoll „Ripse“ genannte Siedlung eigentlich im Grünen liege, „merken wir den vielen Verkehr vor der Haustür an der schlechten Luft“. Zudem beobachten die Anwohner, dass vor allem viele Auswärtige mittlerweile die Ripshorster Straße als Ausweichstrecke nutzen, „und das sind nicht nur Essener“. Eine Katastrophe wäre nach Ansicht der Anwohner, wenn die „Ripshorster“ ausgebaut würde: noch mehr Verkehr würde sich durch ihre Siedlung quetschen. Grundsätzlich müsse aber die Verkehrsinfrastruktur der Neuen Mitte überholt werden: „da muss was passieren.“
>>>INFO: Verkaufsoffener Sonntag brachte kaum Probleme
Während am Samstag der abfließende Verkehr teils völlig zum Erliegen kam, hat es laut Centro-Manager Marcus Remark einen Tag später kaum Probleme gegeben– trotz des verkaufsoffenen Sonntags. Das liege am Verhalten der Besucher. „Die Menschen kommen früher und steigen nicht nach Ladenschluss alle auf einmal ins Auto“, sagt er. Auch die Renovierung der Parkhäuser habe geholfen: Grüne Lampen markieren freie Parkplätze, das verkürze die Zeit der Parkplatz-Suche.