Oberhausen. Ein Bürger erhebt Vorwürfe gegen das Martha-Grillo-Seniorenzentrum. Die Heimaufsicht sieht Personalmangel, das Heim weist den Vorwurf zurück.

Vorwürfe gegen das Martha-Grillo-Seniorenzentrum an der Gustavstraße 98 in Alt-Oberhausen: Ein Oberhausener beklagt, dass das Personal nicht ausreiche, um eine angemessene Pflege zu gewährleisten. Es sei deshalb in der Vergangenheit zu unzumutbaren Zuständen gekommen, wie etwa zu langen Wartezeiten, wenn Bewohner Hilfe nach den Toilettengängen benötigten.

Die Sprecherin der DRK-Einrichtung weist diese Kritik zurück: „Die Personalsituation in unserem Haus entspricht allen Vorgaben und gesetzlichen Regelungen.“ Eine Einschätzung, die die Heimaufsicht der Stadt aber nicht ganz teilen kann. Stadtsprecher Frank Helling: „Zwischen der letzten Regelprüfung am 2. Juli 2018 und dem 15. November 2018 fehlten im Martha-Grillo-Seniorenzentrum zwischen einer und 3,42 Vollzeitkräften in der Pflege.“ Allerdings sei ein solcher Personalmangel in der Altenpflege in Oberhausen längst kein Einzelfall mehr.

Mit der Leitung gesprochen

Der Oberhausener Kritiker möchte öffentlich zwar anonym bleiben, betont aber: „Im Martha-Grillo-Seniorenzentrum weiß jeder, dass diese Beschwerde von mir kommt.“ Denn bevor er sich an seine Zeitung gewandt habe, habe er sich mit der Leitung des Hauses gesprochen, um der sich verschärfenden Personalknappheit ein Ende zu bereiten. „Das hat aber nicht viel gebracht.“ Schließlich habe er die Heimaufsicht der Stadt eingeschaltet, die die Personalsituation nach Prüfung ebenfalls bemängelte.

Seit elf Jahren werde seine 95-jährige Mutter bereits im Grillo-Seniorenzentrum betreut. „Lange hatten wir den Eindruck, eine gute Wahl getroffen zu haben“, sagt er. Inzwischen habe sich das aber geändert. „Von einem Umzug sehen wir nur wegen des Gesundheitszustands meiner Mutter ab.“

Keine Kritik an dem Pflegepersonal

Was dem Oberhausener wichtig ist: „Ausdrücklich nehme ich das Pflegepersonal aus meiner Kritik heraus. Alle dort kümmern sich vorbildlich nach ihren Kräften um die Versorgung der Bewohner!“ Aber: „Das Personal reicht einfach nicht aus, eine Schwester, eine Pflegerin und eine Auszubildende müssen sich um die Versorgung von 20 zum Teil unselbstständigen Bewohnern kümmern.“

So komme es etwa auch zu langen Wartezeiten, wenn jemand nach dem Toilettengang Hilfe benötige. Zwar würden vorübergehend von außerhalb Kräfte herangezogen. Das aber führe zu neuen Problemen: „Meine Mutter möchte sich nicht von einem bärtigen, tätowierten Zwei-Meter-Mann waschen lassen.“

Wünsche werden berücksichtigt

Für das Martha-Grillo-Seniorenzentrum bezieht DRK-Sprecherin Katrin Schubert Stellung. Sie verweist ausdrücklich darauf, dass die Personalsituation in dieser Alteneinrichtung den gesetzlich geregelten Personalschlüsseln entspräche. „Der Einsatz von externen ausgebildeten Kräften kommt, so wie es auch in anderen Einrichtungen der Fall ist, nur dann zum Tragen, wenn ein überdurchschnittlicher Krankenstand dies erfordert.“ Dabei stünden aber die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner stets im Vordergrund der Planungen.

Weitere Erschwernisse für Bewohner

Der kritische Oberhausener Sohn einer pflegebedürftigen Mutter sieht noch weitere Kritikpunkte, die den Bewohnern des Martha-Grillo-Seniorenzentrums seiner Ansicht nach das Leben erschwerten.

„In der Anfangszeit gab es externe Personen, die für die alten Leute, die nicht so intensiv von Angehörigen betreut werden, Einkäufe erledigt haben. Warum gibt es die nicht mehr?“ Weshalb setze das Haus nicht wie andere Einrichtungen auch auf ehrenamtliche Helfer für kleinere Hilfstätigkeiten? Das gelte natürlich ausdrücklich nicht für die Pflege.

Cafeteria existiert nicht mehr

Früher habe es auch einmal eine Cafeteria mit Außenbereich gegeben, wo die Bewohner gemütlich essen oder ihren Besuch empfangen konnten. „Doch im Rahmen der geplanten Umbauarbeiten wurde dieser Bereich jetzt ersatzlos gestrichen.“

Ehrenamtliche Helfer zu finden ist schwierig

DRK-Sprecherin Katrin Schubert entgegnet, selbstverständlich sei das Haus bemüht, weitere ehrenamtliche Helfer zu gewinnen. Doch es sei immer schwieriger geworden, diese Unterstützung zu finden. Dafür verfüge die Einrichtung aber über einen hauptamtlichen Sozialen Dienst, „der sich ausgezeichnet um die Wünsche der Bewohner kümmert und regelmäßig Aktivitäten, individuelle Einkäufe und Einzelbetreuung plant“.

Einen Platz an der Grenzstraße angeboten

Was den Ausfall der einstigen Cafeteria betrifft: Seit November 2016 seien Bewohner und Angehörige ausführlich über die Neu- und Umbauarbeiten rund ums Martha-Grillo-Seniorenzentrum informiert worden. „Alle erhielten das Angebot, in die im Mai 2017 ganz neu eröffnete DRK-Seniorenresidenz Grenzstraße umzuziehen.“ Die Cafeteria sei geschlossen worden, weil nach dem Umbau das vom Gesetz vorgesehene Wohngruppen-Konzept umgesetzt werden müsse.

>>>INFO: Ergebnisbericht der Heimaufsicht im Internet

Die Heimaufsicht der Stadt, bemängelte die Personalsituation im Martha-Grillo-Seniorenzentrum. Nachzulesen bereits im letzten Ergebnisbericht (Regelprüfung 2. Juli 2018). Dieser Bericht ist öffentlich zugänglich und unter www.oberhausen.de, Suchfeldeingabe: Ergebnisbericht, zu finden.