Oberhausen. . Ein herber Verlust für Sterkrade: Manfred Assmacher geht mit 81 Jahren in den Ruhestand. Für das Sterkrader Geschäft wird ein Nachfolger gesucht.
„Es wird Zeit zu gehen“, sagt der fröstelnde Manfred Assmacher, als die Fotografin von ihm, draußen vor der Tür, bei fünf Grad ein Foto machen möchte. Er möchte wieder rein, der Modeverkäufer hat genug. Seine Aussage hat Symbolcharakter, denn der Chef des Modehauses Assmacher hat für Ende Januar die Geschäftsaufgabe angekündigt. Nach fast genau 50 Jahren geht eine Bekleidungs-Ära an der Steinbrinkstraße zu Ende.
„Nach der ganzen Zeit ist aus Altersgründen nun die Zeit gekommen aufzuhören“, erläutert der 81-jährige Geschäftsmann seine Entscheidung. „Ein weiterer Grund ist, dass hochwertige Mode heute leider keinen so hohen Stellenwert mehr hat.“ Als Beispiel führt Assmacher Hosen mit großen Löchern an, die früher undenkbar gewesen wären. „Es hat sich gewandelt. Ich will nicht sagen, dass es schlecht ist, aber ich kann diese Entwicklung nicht nachvollziehen.“
Manfred Assmacher legte großen Wert auf hochwertige Ware, hat rund um die Welt viele Modedesigner wie Dior, Lagerfeld, Calvin Klein und andere kennengelernt.
Dabei hing ihm immer sein Stadtteil am Herzen. Sterkrade und Assmacher – diese Verbindung besteht seit Oktober 1969. Stattete zur Eröffnung noch Martin Jente, besser bekannt als Butler „Herr Martin“ aus der ARD-Sendung „Einer wird gewinnen“, dem Modehaus einen Besuch ab, folgte Ende der 1980er Jahre der Umzug von der Hausnummer 198 gegenüber zur 207. Bekannt war die Adresse auch für die jährlich zwei Mal stattfindenden Modenschauen.
Die ruhende Baustelle ist ihm ein Dorn im Auge
Nicht besonders schön, freundlich ausgedrückt, findet der Geschäftsführer die anscheinend aktuell ruhende Baustelle am ehemaligen „Kaiser und Ganz“-Haus an der Ecke Steinbrink-/Bahnhofstraße. „Das Umfeld mit viel Leerstand und der Holzhaufen mit Gemüsegarten verschreckt viele Investoren, das stört allgemein“, regt er sich auf. „Da kümmert sich keiner!“ Ein Immobilienmakler, der im Laden einkauft, bestätigt im Vorbeigehen die schwierige Vermittlungslage im Umfeld.
Dennoch hofft Assmacher, dass ein Nachfolger sein Geschäft und die Mitarbeiter übernimmt. „Ansonsten“, führt er fort, „ist für sie sozialverträglich gesorgt. Ich lasse sie nicht im Regen stehen.“
Drei Jahrzehnte lang kümmerte sich der Chef zudem als Vorsitzender der Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig) um die Umgebung, dazu kamen einige gemeinnützige Tätigkeiten. So war er unter anderem für die Schwungradhälften am Sterkrader Tor verantwortlich, nicht aber, was ihm persönlich wichtig ist, für die Errichtung des Center-Points in der letztendlichen Bauform.
Viel für Sterkrade getan
Nur lobende Worte hat Assmacher für den heutigen Stig-Vorsitzenden, Robbie Schlagböhmer, über: „Ohne ihn wäre es in Sterkrade noch schlimmer.“ Für den ist die Geschäftsaufgabe ein herber Verlust. Aber: „Irgendwann darf jeder in Rente gehen und man muss anerkennen, dass es genug ist. Sterkrade hat Manfred Assmacher viel zu verdanken, vor allem viele Millionen Euro Fördergelder.“ So sei durch das „Integrierte Handlungskonzept“ unter anderem das Stadtteilbüro entstanden.
Auf der Couch ausruhen will Assmacher sich nicht. Dafür hat er andere Pläne: „Mein Golf-Handicap verbessern und ein Buch schreiben.“
>>> Outlet-Geschäft hat weiter geöffnet
Interessenten, die den Laden weiterführen oder die Fläche nutzen möchten, können sich bei Manfred Assmacher oder seiner Frau Doris direkt im Laden (Steinbrinkstraße 207) sowie unter 0208 - 63 20 08 melden.
Bis Ende Januar bietet das Modehaus Assmacher seinen Kunden 50 Prozent auf die gesamte Ware an. Der Verkauf im Outlet-Laden an der Ramgestraße 3 soll noch bis mindestens Juni 2019 weitergehen.