Oberhausen. . Der Garten-Trend heizt Städte auf und bietet kaum Lebensraum für Tiere. In der Nachbarstadt Bottrop sollen Steingärten deswegen verboten werden.
In Neubaugebieten sieht man sogenannte Steingärten immer häufiger. Auch vor der Agentur für Arbeit an der Mülheimer Straße wurden im Sommer Steine aufgeschüttet. Und das ist ein Problem, die Nachbarstadt Bottrop hat es erkannt und strebt an, die versteinerten Vorgärten zu verbieten. „Ich habe ein Verbot in verschiedenen Ausschüssen mehrfach angeregt“, sagt Frank Bandel, Oberhausener CDU-Ratsmitglied und Garten- und Landschaftsbauer. Denn Steingärten seien „ökologisch eine Katastrophe“.
Auf städtischer Ebene war ein Verbot noch kein Thema. „Darüber wurde bisher nicht diskutiert“, teilt das städtische Ordnungsdezernat auf Anfrage mit. Markus Werntgen-Orman, Leiter des Bereichs Umweltschutz, betont aber: „Fachlich sind wir natürlich dafür, dass Steinvorgärten eingedämmt werden oder verschwinden.“
Auch Steingärten machen Arbeit
Kein Rasenmähen, weniger Gießen und weniger Unkraut. Cornelia Schiemanowski, von der Oberhausener Ortsgruppe des BUND, glaubt, dass viele die Steingärten für pflegeleicht halten. „Doch auch im Steingarten gibt es immer etwas zu tun“, sagt sie. Zwischen den Steinen würde sich Moos bilden, wenn die Steine nicht regelmäßig gereinigt würden.
Das viel größere Problem der Steingärten sei aber: „Sie enthalten wenig oder gar keine Pflanzen. Häufig werden Neophyten gepflanzt, die heimischen Tierarten kaum oder gar keine Natur bieten.“ Gerade Vorgärten und kleine Grünflächen hätten aber eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima der Stadt. „Wir werden immer mehr Tropennächte haben“, glaubt auch Frank Bandel. Schon jetzt sei die Oberhausener Innenstadt eng bebaut. „Und dann versiegeln wir noch die letzten grünen Flächen.“ Grünflächen liefern frische Luft. Kies- und Steinflächen heizen sich auf, speichern Wärme und strahlen sie ab.
Positive Anreize, statt Verbote auszusprechen
Laut Markus Werntgen-Orman sei ein Verbot von Steingärten durchaus möglich, es sei eine bauordnungsrechtliche Frage. „Für den unbeplanten Innenbereich kann meines Erachtens eine Stadt eine entsprechende Satzung auf der Grundlage der Landesbauordnung erlassen“, so der Leiter des Umweltamts. Aber er äußert auch Bedenken: „Wer überprüft, ob diese auch eingehalten wird?“ Er glaubt, der Vollzug einer solchen Satzung würde sich im Arbeitsalltag nur schwer darstellen lassen.
Der Naturschutzbeirat, in dem auch Cornelia Schiemanowski sitzt, hat nun vorgeschlagen, die Oberhausener über Preise – zum Beispiel Gutscheine für insektenfreundliche Pflanzen – zu motivieren, ihre Gärten alternativ zu gestalten. Denn auch die Naturschützer schlagen positive Anreize vor, statt Verbote auszusprechen. „Warum nicht Preise für ökologisch gestaltete Gärten verleihen?“, regt Schiemanoski an. Laut Frank Bandel wissen nämlich viele Menschen gar nicht, welche Effekt die Steingärten auf die Umwelt haben.
>>>>>> Gebirgspflanzen lieben echte Steingärten
Steingärten müssen nicht unbedingt schlecht für Klima und Umwelt sein, sagt Cornelia Schiemanowski. Man müsse unterscheiden zwischen echten Steingärten und den neuen Steingärten aus Kies- und Schotter.
„Echte Steingärten haben bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts in die Gartenkultur Eingang gefunden“, erklärt Schiemanowski. „Zweck echter Steingärten ist es, mit Kies und Steinen einen optimalen Standort für Pflanzen aus der Gebirgsflora oder für trockenheitsverträgliche Pflanzen herzustellen.“