oberhausen. . Die Bordelle aus der Oberhausener City zu verlagern, wäre für die Innenstadt hilfreich. Das ist aber ziemlich schwierig – und reicht nicht aus.
Die Meinungen über die sich seit vielen Jahrzehnten in der Oberhausener Innenstadt befindlichen Bordelle an der Flaßhofstraße gehen in der Stadt weit auseinander: Einige Bürger halten die Sexmeile für eine Art folkloristisches Traditionsgut, die es an Ort und Stelle als Freizeitspaß zu bewahren gilt wie die Reeperbahn in Hamburg. Viele Bürger sehen die Häuser mit den käuflichen Damen als Quelle für den Absturz eines ganzen Innenstadt-Quartiers, weil es eher üble Typen anzieht – und nicht wenigen Oberhausenern aus Sterkrade oder Osterfeld ist es völlig egal, wo sich in der Innenstadt Frauen für Männer gegen Geld ausziehen.
Oberbürgermeister Daniel Schranz und seine CDU sind mit ihrem Wahlversprechen, mittelfristig das Rotlichtviertel aus dem Zentrum an den Stadtrand zu verlagern, ein großes Risiko eingegangen. Die Chance, auf diesem Feld zu scheitern, ist nicht gering. Denn viele der Bordellhäuser sind bereits seit mehreren Generationen in Familienbesitz. Die Nutzung der Häuser zur Zimmervermietung ist seit Jahrzehnten festes Recht der Eigentümer. Dieses Recht ist trotz grassierender Internet-Wohnungsprostitution viele Millionen Euro Wert. Die Rotlicht-Eigentümer werden nicht einfach so weichen, selbst wenn man ihnen eine architektonisch reizvolle neue Häuserzeile in Randlage anbieten würde. Doch die Vermieter ganz besonderer Zimmer sind auch clevere Kaufleute – die für einen anständigen Preis viel mitmachen würden. Ob aber Bürger sich darüber freuen, wenn Oberhausen als arme Stadt Millionen Euro in den Rachen von Rotlicht-Reichen schütten würde?
Ein solcher gewaltiger, teurer und politisch heikler Schritt wäre nur gerechtfertigt, wenn mit der Verlagerung des Bordellviertels ein entscheidender Baustein zur Gesundung der Innenstadt gesetzt würde. Tatsächlich gibt es keinen Zweifel daran, dass allein die Nähe einer Sexmeile dafür sorgt, dass Mietpreise für Wohnungen nur noch sehr gering zu erzielen sind und damit teure Investitionen in gute Immobilienbestände ausbleiben. In der Umgebung machen zweifelhafte Gestalten merkwürdige Geschäfte und nicht nur Rotlichtkunden verdrecken die Straßen und Grünflächen. Deshalb wäre die Verlagerung der Rotlichtstraße ein Gewinn für die City.
Doch dieses Ziel darf keine Ausrede für die Stadt sein, nicht schon jetzt zu handeln: Wir benötigen dort viel mehr Streifen von Ordnungshütern, viel mehr Sauberkeits-Offensiven, viel mehr Bußgelder für Lärm- und Müllsünder als bisher. Sonst rutscht das Viertel immer weiter ab.