Oberhausen. . Viele Oberhausener Kinder haben am Ende der Grundschule kein Seepferdchen-Abzeichen. Die Rotary-Stiftung stellt jetzt zusätzliche Schwimmlehrer.

Mehr als 400 Menschen sind laut Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft im Jahr 2017 in Deutschland ertrunken. Deswegen hat die Stadt nun das Pilotprojekt „Zusätzliche Schwimmförderung von Grundschulkindern“ gestartet. Das Ziel: Jedes Kind, das die Grundschule verlässt, soll das Schwimmabzeichen Seepferdchen besitzen.

Die Idee zum Projekt hatte allerdings nicht die Stadt selbst, sondern der Rotary-Club Oberhausen. „Wir wollten zunächst kostenlose Schwimmkurse am Nachmittag anbieten“, erzählt Uwe Vespermann, Vorsitzender der Rotary-Stiftung. Die Rotarier wandten sich mit ihrer Idee an die Stadt und stießen auf regen Zuspruch.

Am Konzept jedoch wurde gefeilt. „Wenn die Kinder nicht schwimmen können, liegt es häufig daran, dass sich die Eltern nicht kümmern“, sagt Vespermann. Also habe man sich entschieden, in den Schwimmunterricht in den Schulen zu investieren.

17 Grundschulen sind im November gestartet

Anfang November ging es los für 17 Oberhausener Grundschulen, die bis zum Ende des Schulhalbjahres an dem Pilotprojekt teilnehmen. Jan Nahrstedt vom städtischen Schulsportreferat erklärt, wie das funktioniert: „Die nicht-schwimmfähigen Kinder üben neben dem Regelunterricht im Lehrschwimmbecken.“

Dafür bekommen die Sportlehrer Unterstützung von einer zusätzlichen Schwimmfachkraft. Die Kosten dafür trägt die Rotary-Stiftung. „Wir rechnen mit Kosten von rund 5000 Euro“, sagt Uwe Vespermann.

„Wir freuen uns sehr, dass wir Andrea Wisnitzer und ihre Schwimmschule Aqua-Fit für das Projekt gewinnen konnten“, betont Hans-Bernd Reuschenbach, Leiter der Bereichs Sport bei der Stadt.

Lebensrettender Aspekt

Das Projekt findet in den Hallenbädern Oberhausen und Sterkrade und im Aqua-Park statt. Es richtet sich primär an die vierten Klassen. Die Lehrer wählen aus, welche Kinder im Lehrschwimmbecken mit der zusätzlichen Fachkraft üben sollten. Die anderen Schüler absolvieren ihren regulären Schwimmunterricht im tiefen Wasser. Christa Müthing, Präsidenten des Rotary-Clubs und selbst Schwimmlehrerin, betont, wie wichtig es ist, dass Kinder schwimmen lernen: „Es geht dabei nicht nur im die sportliche Aktivität, sondern auch um den lebensrettenden Aspekt.“

Dass auch in Oberhausen viele Grundschüler nicht schwimmen können, hat eine nicht repräsentative Umfrage der Stadt aus dem Jahr 2016 ergeben. „Die Grundschulen haben uns zurückgemeldet, dass rund 60 Prozent der Kinder nicht schwimmen können, wenn der Schwimmunterricht in der Schule beginnt“, sagt Jan Nahrstedt. Und rund 15 Prozent hätten auch beim Wechsel auf eine weiterführende Schule noch nicht ihr Seepferdchen-Abzeichen.

Nach zehn Wochen wird das Projekt evaluiert. Es soll genau festgehalten werden, wie viele Kinder ihr Seepferdchen-Abzeichen geschafft haben. Dann wird entschieden, ob das Projekt weitergeführt wird und ob die Rotarier erneut Geld dafür zur Verfügung stellt.

>>> Info: Gutachten empfiehlt zentrale Vergabestelle

Wann und wie viel Schwimmunterricht die Grundschüler haben, ist unterschiedlich geregelt. Die meisten Schulen starten laut Jan Nahrstedt vom Schulsportreferat in der zweiten oder dritten Klasse mit dem Unterricht.

Die Universität Wuppertal hat ein Gutachten zu den Schwimmzeiten der Grundschulen erstellt. Die Experten empfohlen im Frühjahr, eine zentrale Vergabestelle einzurichten, um die Wasserzeiten besser auszunutzen.