oberhausen. . Sechs Stunden Schunkel-Alarm in der ausverkauften König-Pilsener-Arena. Marianne Rosenberg singt wundersames Duett mit ehemaligem Boyband-Star.

Die Gefühle haben Schweigepflicht. Darum singen 13.000 Kehlen über bunte Blumen, so lautstark, dass man meint, dass der Kanon im nächsten Moment die schönen Blüten vom grünen Stängel fegt. „Rot, rot, rot sind die Rosen“, dirigiert Semino Rossi und blickt in glückliche Gesichter. Dem Meister der Wohnzimmer-Seufzer gelingt damit am Samstag bei der „Schlagernacht des Jahres“ die Schunkeleinlage des Abends.

Er gehört zu mir! Marianne Rosenberg zeigte sich mit dem ehemaligen Boyband-Liebling Eloy de Jong von Caught in the Act in Duettlaune.
Er gehört zu mir! Marianne Rosenberg zeigte sich mit dem ehemaligen Boyband-Liebling Eloy de Jong von Caught in the Act in Duettlaune. © Frank Oppitz

Unten im nicht bestuhlten Innenraum, im Mittelring auf den längst unbenutzten Sitzplätzen und selbst im Gepäcknetz unter dem Dach sind sie selig. Die König-Pilsener-Arena verkleidet sich als Hexenkessel, dabei ist Halloween längst vorbei. Die Bundesliga der Schlagermusik geht auf dem Gelände der früheren Hüttenwerke auf Malocher-Nachtschicht. Fünf, sechs Lieder, ein wenig Reklame fürs eigene Solo-Konzert, dann folgt der Nächste. Eine Riesenfete mit Riesenstimmung. Eine heitere Partie „Schlagersänger-wechsel-dich“ für Fortgeschrittene. Sechs Stunden lang — weiter und weiter.

„Liebe kann so weh tun“ – stimmt

Größte Überraschung: Marianne Rosenberg schwärmt von einem neuen Duettpartner („Ein toller Kollege!“). Er gehört zu mir, das gilt für den ehemaligen Boyband-Liebling Eloy de Jong von Caught in the Act. Für einen gemeinsamen Song ziehen beide eine Karte aus dem Kummerkasten: „Liebe kann so weh tun!“ Stimmt.

Rund 13.000 Fans feierten in der ausverkauften Arena Oberhausen sechs Stunden lang die „Schlagernacht des Jahres.“
Rund 13.000 Fans feierten in der ausverkauften Arena Oberhausen sechs Stunden lang die „Schlagernacht des Jahres.“ © Frank Oppitz

Der heute 45 Jahre alte Niederländer hat längst das Pop-Genre verlassen, auf Schlagersänger umgeschult und damit den Hitparaden-Gipfel erreicht. Den bierseligen „Ohne Holland fahr’n wir zur WM“-Sprechchor aus dem Publikum wird er verkraften.

Zumal noch weitere Pop-Kollegen nun im Herz-Schmerz-Kosmos musizieren: Thomas Anders hat längst mit Dieter Bohlen Schluss gemacht. Schlagertexte sind heute sein Modern Talking. Auch Maite Kelly singt lieber deutschsprachige Liebeslieder, als mit ihren Geschwistern aus der Kelly Family auf Comeback-Tour zu gehen.

Der Schlagermarkt zieht. Man merkt’s. In der Arena fangen TV-Kameras jeden Bühnenglitzer ein. Der TV-Sender RTL plus zeigt das Großkonzert am 5. Dezember zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr.

Bundesliga der Schlagerszene

Gute Laune sowieso: Die Gruppe Fantasy bei der Schlagernacht in der Arena.
Gute Laune sowieso: Die Gruppe Fantasy bei der Schlagernacht in der Arena. © Frank Oppitz

Das erklärt, warum Inka Bause moderiert, die sich sonst in der Sendung „Bauer sucht Frau“ als Kupplerin in Traktor-Kulisse versucht. Ein geschwätziger Conférencier ist hier allerdings Geschmackssache. Die Wahl auf Bause finden im Publikum nicht alle prickelnd.

Dafür stimmt die Genre-Mischung: Junge Wilde wie Vanessa Mai („Wolke sieben“) und Sonia Liebing („Tu nicht so“), anerkannte Veteranen wie Vicky Leandros („Ich liebe das Leben“) und Fantasy („Gespenster der Nacht“), dazu Party-Puristen wie Jörg Bausch („Dieser Flug“) und Mickie Krause („Du hast die Haare schön“) sorgen für Klatsch-Atmosphäre.