oberhausen. . Vor 50 Jahren wurde der Straßenbahn in Oberhausen Schritt für Schritt der Garaus gemacht. Sie galt als zu teuer, zu gefährlich und zu laut.

Oberhausen war nicht nur die erste Stadt in Deutschland, die den Betrieb einer Straßenbahn in Eigenregie übernommen hatte. Das war am 4. April 1897. Hier trennte man sich auch in den 1960er Jahren konsequent innerhalb weniger Jahre von dem damals als altmodisch geltenden Verkehrsmittel. Straßenbahnen wurden als zu laut, zu eng, zu teuer, zu unflexibel und zu gefährlich eingeschätzt. Außerdem nahmen sie auf den Straßen durch ihr Schienennetz den Autos wertvollen Platz weg.

Vor genau 50 Jahren, am 13. Oktober 1968, steuerte Stadtwerke-Chef Gerhard Deuster höchstpersönlich den letzten Wagen der Straßenbahnlinie 1 ein letztes Mal in das Depot an der Danziger Straße. Erst 28 Jahre später sollte das schienengebundene Verkehrsmittel in der Stadt seine Renaissance erleben dürfen.

Deuster machte als „teuerster Trambahnfahrer der Welt“ Schlagzeilen. Denn für die Bedienung des Wagens bekam er eigens eine verkürzte Ausbildung mitsamt Ausnahmegenehmigung von der Aufsichtsbehörde.

Bahn-Vernetzung führte zu Groß-Oberhausen

Das jedenfalls berichtet Dietrich Behrends im Oberhausener Jahrbuch 1986. Volksfestartigen Charakter hatte der Abschied von der „Elektrischen“, die 71 Jahre zuvor mit viel Prominenz an Bord ihre Jungfernfahrt absolviert hatte. Es ging damals von der Grenzstraße / Ecke Mülheimer Straße durch die Marktstraße zum Hauptbahnhof und von dort über Brücktor, Werkgasthaus GHH, Essener und Osterfelder Straße zur Endhaltestelle Neues Walzwerk.

Sah früher ganz schön eckig aus: Hier steht die Straßenbahn im Jahr 1963 am Markt Holten.
Sah früher ganz schön eckig aus: Hier steht die Straßenbahn im Jahr 1963 am Markt Holten. © Stadtarchiv (Feldmann/Stadtwerke)

Während anderenorts Privatgesellschaften für den wirtschaftlich riskanten Betrieb dieses neuen Verkehrsmittels sorgten, übernahm die damals erst 30 000 Einwohner zählende Stadt Oberhausen die Straßenbahnen von Anfang an in eigener Regie. 1905 wurde der Betrieb der Bahn auf die Stadtwerke übertragen. 1927 kam mit der Verbindung nach Holten die letzte Neubaustrecke hinzu.

Folgt man Behrends, dann war es neben der Ausdehnung der Industrieanlagen über das Gebiet der drei Nachbarstädte deren gute Vernetzung durch die Straßenbahn, die 1929 zum Zusammenschluss von Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld zu Groß-Oberhausen führte.

Netz mit 70 Kilometern Länge

1963 erreichte das Straßenbahnnetz mit 70 Kilometern Länge und über hundert Fahrzeugen seine größte Ausdehnung. Aber die Fahrzeuge waren größtenteils überaltert, die Lage der Gleise in den mehr und mehr von Autos in Beschlag genommenen Straßen nicht mehr zeitgemäß.

Moderne Bahnen zu kaufen, auf den wichtigsten Straßen eigene Gleiskörper mit zwei Gleisen anzulegen und noch die damaligen Neubaugebiete im Norden der Stadt anzubinden – das alles hätte die finanziellen Möglichkeiten der Stadt bei weitem überfordert.

Trauriger Moment: Am 13. Oktober 1968 fuhr zum letzten Mal eine Straßenbahn der Linie 1 durch Oberhausen.
Trauriger Moment: Am 13. Oktober 1968 fuhr zum letzten Mal eine Straßenbahn der Linie 1 durch Oberhausen. © Stadtarchiv (Feldmann/Stadtwerke)

Und so traf der Rat am 5. Juli 1965 den historischen Beschluss, sich von der Straßenbahn auf dem Stadtgebiet von Oberhausen zu trennen und auf reinen Busbetrieb umzustellen.

Linie 15 fuhr bis 1971

Schon zum 1. Januar 1964 war die Linie 4 (Lirich - Dümpten) stillgelegt worden. In acht weiteren Schritten folgte bis 1968 die Umstellung. Dazu musste die Anzahl der Omnibusse mehr als verdoppelt werden. Mit ihnen war es dann auch möglich, die etwas entlegenen Gebiete im nördlichen Stadtgebiet anzubinden.

Hatte es Ende 1963 noch 38 Triebwagen, acht moderne Gelenkwagen und 20 Beiwagen gegeben, so waren sie fünf Jahre später alle abgegeben oder verschrottet. Das galt damals als wirtschaftlich und verkehrstechnisch vernünftig.

Bis 1971 verkehrte die Mülheimer Straßenbahnlinie 15 noch auf dem Abschnitt Landwehr – Hauptbahnhof. 1974 wurde dann auch der kurze Abschnitt der Linie 17 der Vestischen Straßenbahnen von der Stadtgrenze Bottrop nach Klosterhardt aufgegeben.

>>>>>> Die Wiedergeburt der Straßenbahn 1996

Ihre Wiedergeburt erlebte die Straßenbahn in den 90er Jahren mit dem Centro. Ohne ein leistungsfähiges Nahverkehrsangebot wäre das hohe Besucheraufkommen nicht zu bewältigen. Die Planer erdachten dafür etwas völlig Neues: die vom Autoverkehr völlig unabhängige kombinierte Straßenbahn/Bus-Trasse. Am 2. Juni 1996 wurden sechs neue Stoag-Straßenbahnen in Betrieb genommen. Die Trasse prägt das Gesicht des modernen Oberhausen.