Oberhausen. . Weil weniger Menschen in Not nach Oberhausen kommen, sieht die Stadtspitze die Chance, bei Flüchtlingen zu sparen. Das ruft Kritik hervor.

Der Oberhausener Arbeitskreis Geflüchtete hat die Politik in Stadt, Land und Bund gewarnt, drei Jahre nach dem Höhepunkt der Zuwanderung in Deutschland zu Lasten der Flüchtlinge zu sparen.

„Wir haben weiterhin eine riesige Aufgabe zu stemmen und müssen Integration mehr denn je leben“, forderte Holger Füngerlings, Mitgründer von „Terre des hommes“ in Oberhausen und Mitglied des 45-köpfigen Arbeitskreises.

Andernfalls sehen die erfahrenen Flüchtlingshelfer die Gefahr, dass sich Flüchtlinge zunehmend isolieren, nicht im Berufsleben Fuß fassen – und so langfristig hohe Kosten verursachen. Füngerlings: „Schlechte Integration wird am Ende teuer.“ Jedoch plant die Stadt, dreieinhalb Sozialarbeiter-Stellen zu streichen. Nach Beschluss von Oberbürgermeister Daniel Schranz soll das Team Sozialarbeit mit dem Integrationszentrum zusammengelegt werden – von 14,5 sollen nur elf Stellen übrig bleiben.

Stadt sieht geringeren Betreuungsbedarf

Die Stadt begründet dies damit, dass immer weniger neue Flüchtlinge nach Oberhausen kommen und der Betreuungsbedarf stark geschrumpft ist. Der Rat wird am 19. November darüber entscheiden.

Ratsfrau Andrea-Cora Walther kritisiert den Spareifer der Stadt: „Integrationsarbeit ist nicht beendet, wenn alle ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen im Kühlschrank haben. Im Gegenteil: Die Menschen brauchen gerade jetzt sehr viel mehr Begleitung.“ Zwar könnten viele Flüchtlinge dank intensiver Angebote inzwischen einigermaßen gut Deutsch, doch gebe es auch in anderen Bereichen noch reichlich zu tun, so der Tenor des Arbeitskreises unter Leitung von Annette Gleibs.

Man habe festgestellt, dass der Weg in den Arbeitsmarkt oft deutlich länger dauert als ursprünglich angenommen.

Problemgruppe Frauen mit Kindern

Als derzeitiges „Maß der Dinge“ sieht Jobcenter-Expertin Gabriele Giesecke die Fortbildung und Umschulung vieler Flüchtlinge. Ein besonderes Augenmerk müsse man dabei auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen legen: Im Gegensatz zu jüngeren Flüchtlingen sei ihnen eine Ausbildung für den deutschen Arbeitsmarkt nicht selbstverständlich. Eine weitere Problemgruppe stellten Frauen mit Kindern dar, die gar nicht arbeiten könnten. Auch sie benötigten verstärkte Hilfen.

Der Arbeitskreis empfiehlt der Stadt außerdem, Chancen zur Begegnung für Flüchtlinge zu schaffen – etwa durch offene Café-Treffs oder internationale Abendessen. Denn: Konnten die Flüchtlinge anfangs in Heimen einfach betreut werden, leben sie heute dezentral in Privatwohnungen. „Dies führt schnell zu Einsamkeit.“

Was alle Flüchtlingshelfer besorgt, ist der Stimmungswandel innerhalb der Gesellschaft seit 2015. „Die hohe Akzeptanz hat sich leider geändert“, so Annette Gleibs. „Umso wichtiger ist es jetzt, echte Begegnungen zwischen Flüchtlingen und Einheimischen zu schaffen.“