Oberhausen. . Mit befreundeten Chören feiert der Sängerbund Gutehoffnungshütte sein Jubiläumskonzert in der Luise-Albertz-Halle: Er wurde 150 Jahre alt.

Der Augenschein täuschte. Denn naturgemäß waren bei der Feier zum 150. Geburtstag des „Sängerbund Gutehoffnungshütte 1868 Sterkrade“ keine Gründungsmitglieder mehr anwesend. Und vermutlich auch keine Nachfahren von Louis Haniel und Ernst Jacobi, die weiland den beachtlichen Männerchor initiert hatten, um den Mitarbeitern ihrer Gutehoffnungshütte eine Plattform für die Feierabendgestaltung an die Hand zu geben.

Nicht ganz uneigennützig, war dies doch ein probates Mittel, die Arbeiterschaft von unkontrolliertem Alkoholgenuss abzuhalten. Weshalb auch das Bier, wie Günter Liesch, der Vorsitzende des als Verein organisierten Sängerbundes, in seiner Begrüßung berichtete, in früheren Zeiten bei den Proben streng rationiert war.

Wie in London

Nun, auch ohne flüssige Unterstützung gab es in der voll besetzten Luise-Albertz-Halle jede Menge „Klänge der Freude“. Denn mit Willy Trapps Arrangement von Edgar Elgars berühmtem „Pomp and Circumstance March No 1 in D major“, dessen „Land of Hope and Glory“ traditioneller Höhepunkt jeder „Last Night of the Proms“ in der Londoner Victoria & Albert Hall ist, zeigten die wackeren Oberhausener Herren unter Leitung von Volker Buchloh das erste Mal ihre geballte Stimmkraft.

Und dies mit Unterstützung gleich mehrerer befreundeter Chöre – von den „MAN Turbo Voices“, die bei der Gelegenheit gleich ihr Zehnjähriges feierten, über den Essener Madrigalchor 1968 (noch ein Jubiläum) und die German Silver Singers bis zum jüngsten Chor, den Pottspatzen. Weshalb in all dem Jubel des Männergesangs auch die Frauen zu ihrem Stimmrecht kamen.

Der Saal schunkelt im Dreiviertel-Takt

Für die angemessene Begleitung des abwechslungsreichen Vokal-Vergnügens sorgte das fabelhafte Sinfonieorchester Ruhr, dessen Bläser besonders positiv auffielen. Was sich nicht nur im Horn-Intro zu Johann Strauss’ „An der schönen blauen Donau“ zeigte. Und dann schunkelte der Saal im Dreiviertel-Takt zu dem berühmten Walzer – es fehlte nur das „Ballett der Rollatoren“. Aber das trauten sich ihre Besitzer wohl nicht.

„Ach, die Weiber“ hätte schon da gepasst, aber das präsentierte der Sängerbund Gutehoffnungshütte erst im zweiten Teil des Abends seinen taktsicher mitklatschenden Gästen. Die hatten sich zuvor am strahlkräftigen Sopran von Laura Albert berauscht, die neben einigen Arien von Puccini und Mozart auch Mond-selige Lieder von Antonin Dvořák und dem Operetten-König Eduard Künneke in souveräner Stimmführung darbot.

Ganz andere Farben ins lustvolle Geschehen brachten dagegen die „MAN Turbo Voices“, die mit ihren Freunden diverse Pop-Hits wie Leonard Cohens „Hallelujah“ schwungvoll abfeierten, was bei den älteren Herrschaften im Saal ebenso gut ankam wie das traditionelle Liedgut der üblichen Verdächtigen.

Grandioser Ausklang

Zum grandiosen Ausklang formierten sich dann alle Beteiligten mit ihrem begeistert mitsingenden Publikum zum „Gefangenchor“, was auch Josef Grün, pardon: Guiseppe Verdi, dem Komponisten der so zu Herzen gehenden und eindringlichen Klänge, wohl gefallen hätte. Mit dem allen Kindern als „Müde bin ich, Känguruh“ bekannten Nachtgebet von Luise Hensel endete die opulente Geburtstagsfeier schließlich anrührend zart.