Oberhausen. . Beim „Hömma“-Jazzfestival in Oberhausen gibt’s viele musikalische Perlen zu entdecken. Das bewies das Eröffnungskonzert im Zentrum Altenberg.
So ganz scheinen die Oberhausener noch nicht begriffen zu haben, dass der sprechende Titel des „Hömma“-Jazz-Festivals nicht bloß eine nette Verbeugung vor unserem heimischen Idiom ist, sondern eine unmissverständliche Einladung, vier Tage lang an verschiedenen Spielorten der Stadt spannende Klänge des Four-Letter-Genres zu entdecken. Dass es sich Kulturdezernent Apostolos Tsalastras nicht nehmen ließ, im Zentrum Altenberg das von Peter Baumgärtner und Uwe Muth organisierte Festival höchstselbst zu eröffnen und dabei die lange, vor allem von Walter „Kuro“ Kurowski geprägte Oberhausener Jazz-Tradition erwähnte, kann man da gut und gern als politisches Statement für die Bedeutung von „Hömma“ verstehen.
Für die Damenwelt geeignet
Dass ungeachtet des populären Sängers Jeff Cascaro, den man in der von männlichem Publikum dominierten Szene durchaus als für die Damenwelt geeignet bezeichnen darf, nur wenige Dutzend Zuhörer die Altenberger Konzerthalle bevölkerten – die Disco nebenan war voller –, nahm Festivalmacher Peter Baumgärtner erstaunlich gelassen: „Letztes Jahr wären nur zehn gekommen, in Oberhausen braucht es halt einen langen Atem, um ein Publikum zu gewinnen.“
Zumindest der gute alte Satz „Jazz ist, wenn Saxophon dabei“ galt an dem Eröffnungsabend nicht, den Apostolos Tsalastras – was man ihm hoch anrechnen muss – bis zum grandiosen Finale aufmerksam verfolgte. Auch wenn der Auftritt der russischen Gitarristen Igor Lazarev nicht gerade sonderlichen Neuigkeitswert bot. Servierte der doch Fusion-selige Sounds in gefälligem Westcoast-Style, die vor allem von seinen fingerflinken Lines auf einer babyblauen Stratocaster geprägt waren.
Es war unterhaltsam
Rhythmisch angetrieben von Drummer Bernhard Spiess, zu dessen knackigen Beats sich der wunderbar warm singende 6-Saiter des beachtlichen E-Bassisten James Morgan gesellte. Schade, dass die allzu dichten Arrangements der Lazarev-Originals ihm kaum Raum zur freien Entfaltung ließen, was hochspannend hätte werden können. Unterhaltsam war’s dennoch.
Dass der aus Bochum stammende Jeff Cascaro in einer ganz anderen Liga unterwegs ist, zeigte allein schon der Blick auf seine hochkarätig besetzte Band. Ist Bassist Christian von Kaphengst doch auch bei Till Brönner aktiv, während sein holländischer Schlagzeuger Hans Dekker ansonsten in der WDR Big Band mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks agiert. Und Hubert Nuss erwies sich am von Konstantin Kraft perfekt getunten Steinway wieder einmal als hochsensibel tastender Begleiter für seinen quer durch alle Lagen stimmgewaltigen Frontman.
Einfach nur hinreißend, wie souverän und originell Jeff Cascaro so famose Klassiker wie „Ode to Billy Joe“ duftig deutete, um gleich darauf einen kraftvollen „Inner City Blues“ zu röhren oder seine „Soul of a Singer“ nach außen zu kehren. Dass er in den organischen Fluss der gelassen in offenen Strukturen agierenden Band obendrein feine Duftmarken auf der Trompete setzte, rundete seinen überzeugenden Auftritt, der mit „The Masquarade“ süffig endete, stimmungsvoll ab. Beste Werbung für die nächsten „Hömma“-Konzerte – komma, Oberhausen!
Weitere Termine
Samstag ab 11.30 Uhr, Innenstadt, Triobravo spielt Evergreens und Fernsehmelodien. Ab 14 Uhr Klangkunst auf dem Altmarkt. Sonntag, 16 Uhr, Junges Orchester Oberhausen, Zentrum Altenberg (Hansastraße 20), Eintritt frei. WDR Big Band & Lizz Wright, Sonntag, 20 Uhr, Theater, Will-Quadflieg-Platz, 20 Euro.