oberhausen. . Hochhäuser in der Innenstadt standen im Mittelpunkt von zwei Führungen mit Experten für Architektur und Denkmalschutz
Ihre Boomzeit haben Hochhäuser in den 1960er Jahren erlebt. In Oberhausen entstanden sie aber schon einige zehn Jahre zuvor und nicht am Stadtrand, sondern mitten in der City. Drei hohen Häusern galten am Tag des offenen Denkmals Führungen: dem Europahaus an der Elsässer Straße, dem ehemaligen Neue-Heimat-Hochhaus an der Friedrich-Karl-Straße und dem Hans-Böckler-Berufskolleg an der Danziger Straße.
Vor dem Europahaus fanden sich rund 20 Interessierte ein. Die Architektin Regina Wittmann und Andreas von Scheven von der Unteren Denkmalbehörde gaben dort Infos zu dem imposanten zweiteiligen Bauwerk von 1955. Eine Zeile mit Ladenlokalen und Gastronomie im Erdgeschoss, ein Fensterband in der zweiten Etage mit ihren Büro- und Geschäftsräumen, darüber sechs Stockwerke mit einer kleinteiligen Fensterfassade und ein zurücktretendes Dachgeschoss mit überstehendem Flachdach, das sind die Merkmale beider Gebäude, die durch einen viergeschossigen Zwischentrakt miteinander verbunden sind, der auch einen Durchgang zur Langemarkstraße ermöglicht.
„Es fehlt ein zweiter Rettungsweg“
Mit leichtem Bogenverlauf ist es an die Elsässer Straße angepasst. Zumindest sein nördlicher Innenhof ist eine Verlängerung des Friedensplatzes, wie von Scheven betonte. Kein Geringerer als der Erbauer des Bonner Bundestags-Plenarsaals, der Düsseldorfer Architekt Hans Schwippert (1899 bis 1973), ließ es im Stil der Nachkriegs-Moderne gestalten. Zu den damals besonderen Errungenschaften gehört eine Tiefgarage.
Da das Europahaus als Hotel entstand, verfügt es über keine Balkone. Dafür ragt ein mächtiger Kinosaal nach hinten hinaus. Heutige Anforderungen an den Brandschutz werfen für die Modernisierung Probleme auf. „Es fehlt ein zweiter Rettungsweg“, sagt von Scheven. Die an der Fassade angebrachten senkrechten Steigleitern eignen sich nur für Kletterfreunde.
Im Gegensatz zum Europahaus steht das ehemalige Neue-Heimat-Hochhaus an der Nordseite des Saporishja-Platzes noch nicht unter Denkmalschutz. Das ist aber in Arbeit. Mit seiner verwinkelten Fassade ist das „Oberhaus“ sogar 13 Etagen hoch, geht aber an der Friedrich-Karl-Straße in einen fünfgeschossigen Trakt über.
Eigentümer regt Denkmalschutz an
„Ich finde: ein echter Hingucker“, sagte Regina Wittmann. Beide Hochhäuser würden unter die Kategorie „Big Beautiful Building“ fallen. „Beautiful sieht aber anders aus“, erwiderte eine Zuhörerin. „Schönheit ist aber kein Kriterium für ein Baudenkmal“, gab Andreas von Scheven zu bedenken. Eher schon das prägnante Erscheinungsbild und die frühere Funktion des Hauses, schnell preiswerten Wohnraum in der Nachkriegszeit zu schaffen. Wegen statischer Probleme habe sich die Bauzeit aber bis 1961 hingezogen.
Was früher integrierend gewirkt hat, Mini-Wohnungen für Ausgebombte in der City, hat sich heute gegenteilig entwickelt. Flüchtlinge mit Aufenthaltsstatus werden dort bevorzugt einquartiert. „Ohne Fördermittel ist die Modernisierung, die auch hier überfällig ist, nicht denkbar“ sagte Andreas von Scheven. Wohngemeinschaften für Studenten oder Wohnen über zwei Etagen wären dann denkbar. Der Eigentümer selbst habe den Denkmalschutz dafür angeregt.
>>>>>> 25 Jahre Tag des offenen Denkmals
Seit 1993 ruft die Deutsche Stiftung Denkmalschutz jährlich Eigentümer dazu auf, Baudenkmäler für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In Oberhausen gab es in diesem Jahr an zehn Orten Führungen zu den Themen „die Europäische Stadt“, „Orte der Arbeit im Wandel“, „gelebtes Erbe“ und „Grenzräume“. Die Koordination lag bei der Unteren Denkmalbehörde.