Oberhausen. . Die Termine zur Sexualberatung und Familienplanung sind in Oberhausen zu fast 100 Prozent ausgebucht. Dafür gibt es aber erfreuliche Gründe.
Die gestiegenen und weiter steigenden Geburtenzahlen und der Verhütungsmittelfonds sorgen dafür, dass man bei der Beratungsstelle Pro Familia derzeit bis zu vier Wochen auf einen Termin warten muss. Die Sprechzeiten sind zu fast 100 Prozent ausgelastet.
Nur für die Schwangerschaftskonfliktberatungen – wenn ein Frau ungewollt schwanger ist und eine Abtreibung in Erwägung zieht – werden Termine innerhalb von einer Woche vergeben. „Wir sind an einer Belastungsgrenze angekommen“, sagt Andreas Müller, Leiter der Beratungsstelle in Oberhausen, – aus erfreulichen Gründen.
Im Jahr 2018 hat die Stadt Oberhausen in ihrem Haushalt erstmals einen Topf mit 15 000 Euro bereitgestellt, aus dem Verhütungsmittel für Frauen mit geringem Einkommen gezahlt werden.
Der Zonta Club hatte für diesem Zweck schon 2017 rund 8500 Euro gespendet. „Dadurch ist der Stein ins Rollen gekommen“, erklärt Dr. Christine Gathmann, die zu diesem Thema berät. „Das ist so gut gelaufen, dass die Stadt 2018 Geld dafür im Haushalt veranschlagt hat.“ Ergänzt werden die 15 000 Euro erneut durch eine Spende des Zonta Clubs in Höhe von 4000 Euro.
2017 wurden Verhütungsmittel für 70 Frauen bezahlt, wobei das erste Geld erst im Mai bewilligt wurde. „Das Geld hat nicht ganz gereicht, wir mussten zum Ende des Jahres noch aus irgendwelchen Ecken etwas zusammen kratzen“, erinnert sich Dr. Christina Gathmann.
In diesem Jahr haben bis Ende August schon 103 Frauen von dem Verhütungsmittelfonds profitiert. „Es könnte wieder knapp werden“, vermutet sie. Das Angebot spreche sich herum, so würden auch immer mehr Frauen zu den Beratungen kommen. „Wir erleben, dass die Frauen sehr dankbar sind“, sind sich alle Mitarbeiter der Beratungsstelle einig.
Mehr Väter möchten Elternzeit
Noch lieber wäre Dr. Christine Gathmann eine Finanzierung durch den Bund. Sie setzt sich dafür ein, seitdem Frauen mit wenig Geld durch die Einführung von Hartz IV selbst für Verhütungsmittel aufkommen müssen.
Die zweite erfreuliche Entwicklung, die der Beratungsstelle aber viel Arbeit beschert, sind die steigenden Geburtenzahlen. Auch Diplom-Sozialpädagogin Svenja Holz, die für die Elterngeld- und Elternzeitberatungen zuständig ist, hat eine vollen Terminplan.
Viele Eltern würden sich fragen: Wie bringt man Elternzeit und Berufstätigkeit unter eine Hut? „Im Internet gibt es eine Flut an Informationen. Die Menschen wissen aber nicht, welchen Quellen sie glauben können“, berichtet Svenja Holz. Deswegen seien die Beratungen so wichtig.
„Wir erleben, dass Firmen beim Thema Elternzeit immer flexibler werden“, freut sie sich. Eltern würden auch immer häufiger zu zweit zu den Beratungen kommen. „Früher war Elternzeit ein Frauenthema“, sagt Svenja Holz. „Aber jetzt wollen Väter viel mehr Teil der Familie sein, nicht nur Ernährer und Versorger.“
Offiziell beim Landesverband nach mehr Personal gefragt hat Beratungsstellenleiter Andreas Müller noch nicht: „Wir rechnen damit, dass der Beratungsbedarf noch größer wird. Dann müssen wir darüber nachdenken.“
>>>Info: Vom Land NRW und den Kommunen finanziert
Die Pro-Familia-Beratungsstellen werden zu 80 Prozent vom Land und zu 20 Prozent von den Kommunen finanziert. Für 2018 hat die Stadt 20 000 Euro mehr für Pro Familia im Haushalt vorgesehen. „Die hatten wir auch bitter nötig, wir hatten immer Defizite“, sagt Andreas Müller. „Wir sind sehr dankbar, dass die Stadt die Beratungsstelle wertschätzt.“
Kontakt zur Beratungsstelle: Bismarckstraße 3, 86 77 71, oberhausen@profamilia.de