Oberhausen. . Die Besucher nutzenden Selbsthilfetag im Bero-Zentrum zur Info. Unterstützung bei psychischen Erkrankungen ist derzeit besonders gefragt.

Von den rund 100 Selbsthilfegruppen, die es in Oberhausen gibt, präsentierten sich 18 am Samstag im Bero-Zentrum. Zum zehnten Mal fand dort der Selbsthilfetag statt, gaben die Gruppen Interessierten Gelegenheit, Kontakt aufzunehmen und sich über das Angebot zu informieren.

Und das geschah nach Angaben der Veranstalter in großem Umfang. Eine der Interessierten war Claudia Gleibs aus Essen, die zufällig im Bero einkaufen war. Sie stieß auf den Stand der Schlafapnoe-Selbsthilfegruppe. Schlafapnoe sind nächtliche Atemaussetzer, sie können Vorboten eines Schlaganfalls sein.

Interesse an neuem Atemgerät

„Mein Mann hat mitbekommen, dass ich solche Atemaussetzer habe“, sagte die 53-Jährige. Vor allem das neueste Modell eines Atemgeräts, das dort ausgestellt war, stieß auf ihre Neugierde. „Ich habe nämlich festgestellt, dass man darüber sehr schwer Informationen bekommt.“ Gleibs schläft jede Nacht mit einer Art „Luftpumpe“, die ihr Atemluft zuführt. Sie nahm aber auch einen Flyer zum Thema Parkinson für eine Angehörige mit.

„Meist wird Selbsthilfe ja mit Negativem verbunden, mit Krankheiten oder Problemen“, berichtete Heike Kehl-Herlyn von der Selbsthilfe-Kontaktstelle, dem Veranstalter. Der Selbsthilfetag sollte dazu beitragen, mit diesem Vorurteil aufzuräumen. Deshalb wurde zu Beginn, begleitet vom Liedermacher Okko Herlyn, der fröhliche Selbsthilfe-Song gesungen. „Es gibt ja auch viele soziale Selbsthilfegruppen, zum Beispiel die Ü-60-Gruppe, die zahlreiche Untergruppen zur Freizeitgestaltung gebildet hat, vom gemeinsamen Frühstück bis hin zum Wandern“, sagte Kehl-Herlyn.

Die meisten Anfragen, die die Selbsthilfegruppe erreichen, betreffen zur Zeit psychische Themen, fuhr sie fort. Deshalb gibt es seit April eine neue, zweite Gruppe für von Burnout Betroffene. Gegründet hat sie Nicole Deucker aus Barmingholten. „Ich hatte 2015 einen Totalzusammenbruch“, berichtete die vierfache Mutter. Auf dem Weg zur Genesung suchte sie Kontakte zu anderen Betroffenen. Die Gruppe hat zur Zeit zehn feste Mitglieder. „Eigentlich schottet man sich als Betroffene ja nach außen ab“, erzählte Deucker. Die Selbsthilfegruppe bewirke das Gegenteil. Und wenn man sich dafür auch noch engagiere, finde man auch eine Aufgabe außerhalb der Familie. Für Nicole Deucker ist das besonders wichtig.

Die an Rheuma erkrankte Ursula Mazur (67) hat seit Jahrzehnten Erfahrung mit Selbsthilfe. Eigentlich sei sie seit ihrem 15. Lebensjahr an Rheuma erkrankt, die Diagnose bekam sie aber erst im Alter von 32 Jahren. Man muss lernen, mit Rheuma zu leben. Dabei hilft die Selbsthilfegruppe, der sie seit 35 Jahren angehört und für die sie sich seit 16 Jahren engagiert. „Man profitiert von den Erfahrungen anderer Menschen“, sagte sie. Deshalb wirke sie seit Jahren daran mit, diese Erfahrungen weiterzugeben.

Hilfe beim Aufbau einer Gruppe

Die Selbsthilfe-Kontaktstelle Oberhausen gibt es seit 15 Jahren. Heike Kehl-Herlyn und Svenja Ricken vermitteln Kontakte zu den Selbsthilfegruppen, sind bei der Gründung neuer Gruppen behilflich und informieren über professionelle Hilfsangebote. Telefonischer Kontakt: 0208-30196-20 oder per Mail an: selbsthilfe-ob@paritaet-nrw.org.