Oberhausen. . Eigentlich hatten sich die 100 Gäste eine laue Sommernacht gewünscht. Sie feierten und speisten trotzdem. Weiße Decken wärmten die Teilnehmer.

Musik ist auf dem Saporishja-Platz öfter zu hören, seltener allerdings sind Tango-Klänge. Viele weiß gekleidete Menschen finden sich hier seit einigen Jahren stets nur einmal, beim Kultursommer, ein. Samstagabend gab es Beides in Kombination: Tango-Tanzpaare bestimmten in diesem Jahr das Weiße Dinner vor dem Bert-Brecht-Haus.

Nur dass es keine laue Sommernacht war, die sich Volker Buchloh vom städtischen Kulturbüro und seine rund 100 Gäste gewünscht hätten. Vielmehr ging es „frostig“ zu, bei Temperaturen um 14 Grad.

Wunderschön getanzte Figuren

Den Tangotänzern schien das nichts auszumachen. Auf einer abgeklebten Fläche von etwa 25 Quadratmetern Größe legten die Paare zu den eingespielten lateinamerikanischen Melodien wunderschön getanzte Figuren hin. Tango-Liebhaberin Katharina Gewert hatte die Musik-Auswahl getroffen.

„Wir sind eine Tango-Community“, berichtete sie, ein Kreis von Paaren, die in diese Tanzmusik verliebt sind. Bisher haben sie dazu meist in Nachbarstädten getanzt. Im Frühjahr kamen Gewert und ihr Mann Olaf auf die Idee, sich beim Weißen Dinner zu präsentieren.

„Der argentinische Tango ist seit 2009 Welt-Kulturerbe“, berichtete Olaf Gewert am Samstag. Diese Tradition zu pflegen, dazu fühle man sich verpflichtet.

Allerdings tanzten die Paare keine festen Schrittfolgen, wie man sie in der Tanzschule lernt, sondern frei improvisiert. „Der Mann führt und die Frau weiß nicht, was kommt. Er muss es beim Tanzen auf sie übertragen“, erläuterte der Tango-Experte. Deshalb gaben sich die Tänzerinnen auch besonders intensiv den gemeinsamen Bewegungen hin.

Alexx Marrone sorgt für Unterhaltung

Im Wechsel mit den Tänzern sorgte der Eisenheimer Sänger und Gitarrist Alexx Marrone mit Rock, Pop und Blues-Musik für Unterhaltung. Die elegant gekleideten Dinner-Teilnehmer beobachteten das Tanzgeschehen von ihren Sitzplätzen aus mit Respekt. Zum Konzept des Weißen Dinners gehört es, dass sie sich selbst mit Speisen und Getränken verpflegen.

„Das ist alles organisiert“, sagte denn auch Ramona Zöllner aus Mülheim, die mit Freunden und Nachbarn gekommen war. Udo Heyne hatte im vergangenen Jahr ein regnerisches Weißes Dinner erlebt. „Wir haben uns aber nicht abschrecken lassen“, erklärte er. Zwei Pavillons hatten sie mitgebracht. Mit zehn Personen fanden sie unter ihren Dächern Platz. In weiße Decken eingehüllt und innerlich durch Bier und Roséwein gewärmt, ließ es sich aushalten.

Gute Laune war auch an den anderen Tischen angesagt. „Wir gehen auch zusammen Skifahren und ins Sportstudio“, erläuterte Reiner Bartsch. „Wir sind gute Nachbarn“, fügte Ute Hanhardt hinzu. Gabi Heyne erinnerte sich ein wenig wehmütig an das erste Weiße Dinner vor ein paar Jahren. „Da haben sie weiße Tauben fliegen gelassen.“ Diesmal ließen sich nicht mal die großen Kerzenleuchter anzünden. Teelichter dagegen blieben vom Wind verschont und sorgten ebenso für stimmungsvolles Licht.