OBERHAUSEN. . Der Bedarf an geeigneten Pflegefamilien für Kinder in Oberhausen wird größer. Auch gleichgeschlechtliche Paare kommen als Pflegeeltern infrage.

Kinder in der Obhut des Jugendamts finden in Oberhausen immer schwerer eine Pflegefamilie. Denn: Die Nachfrage nach außerhäuslicher Unterbringung – und damit der Bedarf an Pflegeeltern – ist seit Jahren groß, die Bereitschaft zur Aufnahme habe jedoch erkennbar nachgelassen. Das berichtet der Pflegekinderdienst des Oberhausener Caritasverbands, der sich im Auftrag des Jugendamts um die Suche nach einem neuen Zuhause für diese Kinder kümmert.

Die Gründe für den Rückgang seien schwer zu ermitteln: Häufig spiele entweder die eigene finanzielle Situation oder mangelnde Kenntnis der Voraussetzungen eine Rolle.

Immer wieder Engpässe

„Im Moment betreuen wir in der Stadt 331 Pflegekinder in 284 Familien“, erklärt Uschi Sieweke, Leiterin des Fachteams bei der Caritas. Zudem würden derzeit noch sechs Kinder auf einen dauerhaften Pflegeplatz warten, wie das Jugendamt auf Anfrage mitteilte.

Bei der Unterbringung der Kinder wird unterschieden zwischen Vollzeit-, Kurzzeit und Bereitschaftspflege: Gerade bei Letzterer – der Aufnahme von Kindern in akuten Gefährdungssituationen – komme es immer wieder zu Engpässen, die das Jugendamt und den Pflegekinderdienst vor erhebliche Herausforderungen stellen. Die Erfahrung der vergangenen Monate zeige, „dass der Bedarf für alle drei Formen von Pflegeverhältnissen eher größer wird“, wie das Jugendamt bestätigt. Gab es im Juli 2017 etwa 279 Kinder in Kurz- oder Vollzeitpflege, waren es ein Jahr später bereits 298.

Demnach könne die Wartezeit für Vollzeitpflegeplätze aktuell bis zu vier Monate betragen. Aufgrund mangelnder Alternativen müsse in manchen Fällen gar auf Pflegefamilien aus anderen Städten zurückgegriffen werden – für die Kinder alles andere als einfach, werden sie dadurch aus ihrem sozialen Umfeld herausgerissen und der Kontakt zu den leiblichen Eltern erschwert.

Hoffen auf neue Bewerber

Die formalen Voraussetzungen für eine Kindesaufnahme seien indes weit weniger kompliziert als häufig angenommen, betont Sieweke: „Als Pflegeelternpaar kommt infrage, wer ein eintragsfreies erweitertes Führungszeugnis vorlegen kann, keine besonders schweren körperlichen Beeinträchtigungen hat, wirtschaftlich solide aufgestellt ist und über ausreichend Wohnraum verfügt.“ Letzteres umschließe ein separates Zimmer für das Kind, das aber auch mit anderen Familienmitgliedern geteilt werden könne.

In Absprache mit dem Pflegekinderdienst können die Aufnahmewilligen neben der Art und Dauer der Unterbringung auch das Alter und Geschlecht des Kindes eingrenzen. Als Pflegeeltern kommen auch Alleinerziehende und gleichgeschlechtliche Paare infrage. „Vielen ist das noch immer gar nicht bewusst“, so die Fachteam-Leiterin.

Je mehr Eltern, kinderlose Paare oder Einzelpersonen sich bereit erklärten, ein Kind aufzunehmen, desto schneller könnten die jungen Menschen passgenau einer Familie zugeordnet werden. Der Caritasverband in Oberhausen sucht deshalb dringend nach neuen Bewerbern. „Wir suchen nicht nach Familien für das Kind, das Kind muss vielmehr perfekt in die Familie passen“, fasst Sieweke den Auftrag ihres Teams zusammen.

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Wer sich zur Aufnahme eines Pflegekindes entscheidet, erhält in Oberhausen von zwei Stellen Unterstützung: Geschult und laufend begleitet werden Interessierte von einem Fachteam des Pflegekinderdienstes . Dieses führt nach Einreichung der Bewerbung zunächst einen Hausbesuch und persönliche Gespräche durch. In einem zweitägigen Grundlagen-Seminar werden die Bewerber überdies gezielt auf die Unterbringung und damit verbundene Herausforderungen vorbereitet.

Geeignete Paare oder Einzelpersonen, die vom Fachteam ein passendes Kind zugewiesen bekommen haben, erhalten von der Stadt Oberhausen finanzielle Unterstützung: Das sogenannte Pflegegeld bemisst sich an der Pflegeform und dem Alter des Kindes und besteht aus materiellen Aufwendungen sowie einem festgelegten Erziehungsbeitrag. Darüber hinaus kann, abhängig von der Dauer der Unterbringung, regulär Kindergeld beantragt werden.