Oberhausen. . Catrin Werntgen schließt ihr Kreativgeschäft Kiez an der Ebertstraße. Es bleiben schöne Erinnerungen an Ausstellungen und Konzerte.
Das hat gepasst wie die Faust aufs Auge: Vor rund drei Jahren hat Catrin Werntgen mitten im Oberhausener Kulturkiez zwischen Ebertbad und Stadttheater ihren eigenen Kiez eröffnet: ein liebevoll und gemütlich hergerichtetes Ladenlokal mit gleichem Namen, in dem Künstler und Kreative Handgemachtes verkaufen konnten, wo aber auch Ausstellungen und Schaufenster-Konzerte das kulturelle Leben im Theaterviertel bereichert haben. Doch spätestens Ende Oktober ist der Kiez Geschichte.
„Es waren tolle und verdammt coole drei Jahre“, sagt die 48-Jährige. „Ich habe viel erlebt und viele nette und neue Leute kennengelernt, es hat wirklich Spaß gemacht.“ Trotzdem ist jetzt Schluss, etwas Neues muss her. „Es entspricht meiner Natur, mich immer wieder neu zu erfinden.“ Und man glaubt ihr, dass sie alles mit Herz gemacht hat. Den Kellner-Job ebenso wie das Design-Studium.
„Zurück zum Analogen“
Doch im Geschäft habe sie jetzt genug davon, sich allein um alles kümmern zu müssen. Allein die Bücher zu führen, allein Künstler zu kontaktieren und Konzerte zu organisieren, allein Entscheidungen zu treffen. Das Kiez-Kapitel endet, ein neues wird sich auftun.
Eröffnet habe sie ihren Kiez als Plattform und Kontaktstelle für kreative Menschen. Um „zurück zum Analogen“ zu gelangen. Um die hübschen Dinge in den Regalen anfassbar zu machen. Um Menschen einander näher zu bringen: „Sie kamen, um ein Geschenk zu kaufen, blieben aber dann Stunden zum Quatschen“, erinnert sich die herzliche Noch-Oberhausenerin.
Ob sie das Viertel, in dem sie seit zehn Jahren lebt, auch persönlich verlässt, weiß sie noch nicht. Auch auf die Frage, welches Projekt als nächstes ansteht, zuckt sie mit den Schultern und lacht. Aber eines ist klar: „Ich wohne gerne hier. Ich gehe hier einkaufen und in die Kneipe, bin vernetzt und bekomme von allen Seiten Unterstützung.“
Theater und Ebertbad halfen aus
Vor allem das Ebertbad auf der anderen Straßenseite habe immer ausgeholfen, wenn sie Stehtische oder Gläser für ihre Konzerte brauchte. Auch beim Theater gab’s mal den ein anderen Schraubenschlüssel, wenn sie an den Regalen werkeln musste. „So soll es sein in einem Kiez.“
Anfangs sei sie für ihre Oberhausener Kiez-Idee belächelt worden. „Die Leute haben mir geraten, den Kiez in Düsseldorf oder Essen aufzumachen.“ Das wollte Catrin Werntgen aber nicht. „Da gab es so etwas doch schon.“ In Oberhausen nicht. „Das hat gefehlt“.
Und das wird es künftig wieder. Der Kiez wird seinen Kiez mit Sicherheit vermissen.
>>> Abschiedsgrüße im Schaufenster
Mit warmen Worten verabschiedet sich Catrin Werntgen auf einem Schild im Schaufenster. „Ich bin dankbar für die ganzen tollen Begegnungen und die neuen Menschen in meinem Leben.“
„Es wird natürlich noch eine finale Veranstaltung geben, bei der wir uns wie gehabt um Sinn und Verstand quasseln und das Glas erheben auf die feinen mutigen wilden drei Jahre.“