Oberhausen. . Imker Heinz Depping freut sich, weil sich viele Oberhausener wieder für Bienen interessieren. Ohne Menschen könnten sie nicht mehr überleben.

Es wäre wohl diese typische menschliche Arroganz gegenüber der Natur, zu sagen, dass die Bienen gerade eine Renaissance erleben. Tatsächlich leben die fleißigen Wesen schon seit 70 Millionen Jahren auf dieser Welt. Länger als es Menschen gibt.

Doch Heinz Depping, der sich um den Lehrbienenstand am Haus Ripshorst kümmert, freut sich dennoch für die Insekten: Gerade konnte er das 62. Mitglied in den Imkerverein aufnehmen. „Als ich vor 35 Jahren angefangen habe, hatten wir 42 Mitglieder, waren aber ein Altherrenverein“, sagt Depping. Vor sieben Jahre gab es nur noch 20 Imker. Und jetzt dieser Höhenflug mit jungen Leuten und sogar Frauen. War doch die Imkerei lange eine Männerdomäne.

Imker Heinz Depping zeigt ein Glas mit Honig.
Imker Heinz Depping zeigt ein Glas mit Honig. © Tamara Ramos

Es ist ein Hobby, das einen langen Atem braucht. Denn Bienen sind komplizierte Wesen. Sie sind die Natur und ihr Spiegel. Sie wollen pfleglich behandelt werden. Das erfordert großes Wissen. Bienen sind summende Diven. „Man kann sich nicht alles über sie anlesen“, sagt Depping. Deshalb braucht ein angehender Imker einen Verein, einen Imker-Paten, oder Kurse, die etwa vom Imkermuseum in Duisburg angeboten werden.

Ursprünglich nur zwei Feinde

Die Insekten, die heute durch Pflanzenschutzmittel oder Schädlinge stark bedroht sind, hatten ursprünglich nur zwei Feinde. „Bären und Waldbrände“, weiß Depping. Die helle Kleidung trügen Imker also, um nicht als dunkler Bär durchzugehen.

Und der Rauch, der manchmal genutzt wird, um ein Volk ruhig zu halten, macht die Bienen eigentlich sehr nervös. „Er suggeriert ihnen einen Waldbrand“, verdeutlicht Depping. In so einer Krisensituation holen sich die Bienen Honig als Proviant für alle Fälle. Dann setzen sie sich auf die Brut und warten, ob sie fliehen müssen.

Bienen dringen auch in fremde Waben ein

Gefahr droht unter Umständen auch von anderen Bienenvölkern. „Fremde Bienen versuchen in den Stock zu gelangen“, sagt der Imker. Gelingt ihnen das, fliegen sie zurück und „tanzen“ ihren Kollegen den Weg zur Quelle von sehr viel Honig. „Dann fliegen tausende von Bienen aus, rauben das andere Volk aus und vertreiben es“, sagt Depping.

Damit so etwas nicht passiert, gibt es Wächterbienen. Fremde Tiere werden am Geruch erkannt und vertrieben. Und geschieht es doch, hat es in der Natur seinen Sinn. „Ein Volk, das sein Einflugloch nicht schützen kann, ist so geschwächt, dass es den nächsten Winter nicht überleben wird“, macht Depping klar.

Immer wieder neue Aufgaben

Vom Tag des Schlüpfens an haben Bienen immer wieder andere Aufgaben. Sie putzen die Zellen, wärmen die Brut, füttern Altmaden, füttern Jungmaden, nehmen anderen Bienen den Nektar ab, putzen den Stock, bauen Waben und bewachen schließlich das Einflugloch.

Erst um den 20. Tag ihres Lebens herum, begibt sich die Biene auf Nektarsuche. Die Tiere schuften zum Wohle der Gemeinschaft. Für 100 Gramm Honig sind rund 100 Millionen Besuche von Blüten notwendig. Das Leben der fleißigen Bienen ist kurz. Sie werden nur 35 bis 40 Tage alt.

Geographischen Daten tanzend übermittelt

Bei der Hitze im Moment fliegen die Bienen nicht so viel aus. „Sie sammeln wohl Wasser, 200 Gramm braucht ein Volk pro Tag“, sagt Depping. Es gibt so viel zu erzählen über diese Tiere mit ihrer Königin. Mit ihrer einzigartigen Fähigkeit, exakte geografische Daten von Orten mit viel Nektar den Kollegen tanzend zu übermitteln.

Sie waren gut angepasst, Überlebenskünstler, bis der Mensch dazwischenfunkte. „Jetzt könnten sie nur noch in menschlicher Obhut überleben. Denn Milben, Faulbrut oder Pestizide machen den Tieren zu schaffen.

Doch der Imker und seine Mitstreiter geben nicht auf. Nicht nur, dass die Imkerei spannend ist und Honig gut schmeckt. Bienen haben eine wichtige Aufgabe: Sie bestäuben allein 76,7 Prozent der Obstkulturen. Und natürlich viele andere Pflanzen.

>>> Gefährlich sind die Varroa-Milbe und die Faulbrut

Gefährlich ist die Varroa-Milbe. Die Milbe sei durch Forschungen mit osteuropäischen Bienen zu uns gekommen. „Die Milben saugen die leer. Es ist so als hätten sie ein Blut saugendes Kaninchen auf der Schulter sitzen“, zieht Depping einen Vergleich. Die Nektarsammler sind hilflos. Ihre osteuropäischen Gegenstücke können sich die Milben gegenseitig wegkratzen.

Sowohl bei einem Milbenbefall als auch bei Faulbrut, ausgelöst durch Sporen, muss der Mensch den Bienen helfen. Die Faulbrut, die zurzeit kein Thema in Oberhausen ist, kommt aus Amerika. „Wenn Leute Gläser mit amerikanischem Honig ungespült wegwerfen und Bienen von diesem Honig naschen, dann infizieren sie sich“, sagt Depping. Die Brut der Tiere verfault.