OBERHAUSEN. . Für das Projekt „Brauchse Jobb? Wir machen Kunst!“ stellte Thomas Lehmen über 20 Verträge aus. Die Arbeiten zeigt das Ladenlokal Marktstraße 97.

Selbst bei brütender Hitze sind an diesem Samstagnachmittag rund 25 Personen in das Ladenlokal an der Marktstraße 97 gekommen. Seit Juni ist hier die „Kunst-Bude“ beheimatet. Ende des Monats muss sie aber für Mitarbeiter des großen „Brückenschlag“-Projekts Platz machen. Bis dahin öffnen sich noch jeden Samstag ihre Türen, um das Projekt „Brauchse Jobb? Wir machen Kunst!“ zu präsentieren.

Besucher gehen begeistert mit

Ein Gastronom von der Marktstraße hat ein kleines Buffet gestiftet. Thomas Lehmen, der Initiator, spricht über seine Idee. Dann stellt er Choice vor, eine junge Frau aus Westafrika. Er hängt sich einen E-Bass um, ein anderer Mann greift zur Gitarre. Dann begleiten sie Choice bei ihrem schwungvollen Vortrag. Einige der Besucher gehen begeistert mit, zum Beispiel Lucia, eine ältere Frau aus der Nachbarschaft, die malt und schwer an Parkinson leidet. Aber beim Mittanzen scheint ihre Krankheit wie weggeblasen.

Das ist so ganz nach dem Geschmack von Thomas Lehmen. Jahrzehntelang ist der studierte Tänzer und Choreograph durch die Welt getingelt. Jetzt ist er wieder in seiner Heimatstadt zurück. Hier möchte er der Kunst das Elitäre nehmen, der Rolle als schmuckes Beiwerk in der Welt der Schönen und Reichen. Denn von denen gibt es in der Umgebung der Marktstraße nicht so viele. Eher Menschen in sozial prekärer Lage. Aber auch die können oder wollen kreativ sein.

Ende des Monats muss die „Kunst-Bude“ an der Marktstraße 97 Platz machen für Mitarbeiter des großen „Brückenschlag“-Projekts.
Ende des Monats muss die „Kunst-Bude“ an der Marktstraße 97 Platz machen für Mitarbeiter des großen „Brückenschlag“-Projekts. © Gerd Wallhorn

Davon zeugt das Treffen an der Marktstraße. An der Wand hängt eine Übersicht über die Mitwirkenden. „Rozan aus Syrien malt für sich und andere“, heißt es da zum Beispiel. Aber diesmal malt die junge Frau Besuchern mit Henna eine Erinnerung an das Treffen auf die Haut. „Habib aus Afghanistan näht Anzüge für alle, die gute Kleidung brauchen“, steht weiter angeschlagen. Tatsächlich steht gegenüber an der Wand eine kopflose Puppe, die ein solches maßgeschneidertes Anzug-Oberteil von Habib trägt.

„Jeder Mensch ist kreativ“, sagt Lehmen. Und damit nicht nur diejenigen, die in der Kunstszene etabliert sind, damit Geld verdienen können, hat er es arrangiert, dass mit über 20 Aktiven Verträge über eine geringfügige Beschäftigung abgeschlossen werden konnten, für die Laufzeit des Projekts seit Juni. Auch er profitiert davon finanziell.

Interkultur, ein Projekt des Regionalverbands Ruhr und Überbleibsel aus dem Kulturhauptstadtjahr 2010, betreut ihn dabei. Wie viele Mittel für das Projekt zur Verfügung stehen, sagt Lehmen nicht. Sondern nur so viel: „Es ist auf jeden Fall nicht genug.“ Geldgeber sind – neben Interkultur – die Kunststiftung NRW und der Verfügungsfonds für das auslaufende Projekt „Soziale Stadt“, das bald von „Brückenschlag“ abgelöst wird.

Jeder soll mitwirken und profitieren

„Ich möchte den Wert der Kunst in der Gesellschaft darstellen“, sagt Lehmen. Das Soziale und das Künstlerische würden ja im Kapitalismus so nebenher laufen. Er möchte, dass sie als etwas Eigenständiges wahrgenommen wird. Und dass jeder daran mitwirken und davon auch profitieren kann.

>>> SAMSTAGS IST LEBEN IN DER KUNST-BUDE

Geöffnet ist die „Kunst-Bude“ an der Marktstraße 97 dienstags bis samstags jeweils von 11 bis 16 Uhr. Die Leitung liegt bei Thomas Lehmen und der Japanerin Naoko Tanaka.

Samstags zeigt sich das „Brauchse Jobb?“-Projekt dort von seiner bunten, lebendigen Seite. Besucher sind willkommen.Online informiert die Seite brauchsejobb.de