OBERHAUSEN. . Die charmante Désirée Brodka fand mit ihrem Verein „Music to go“ 400 Zuhörer. Die kompakte „Espresso“-Version bot alle Hits von Lehárs Operette.

Sie sind zu Klassikern der anspruchsvollen Unterhaltungsmusik geworden, Melodien wie das „Vilja“-Lied, „Heut’ geh’ ich zu Maxim“ – fast ein Jahrhundert lang die Paraderolle von Johannes Heesters – aber auch „Lippen schweigen, s’flüstern Geigen“ oder „Ja das Studium der Weiber ist schwer“. Am Samstag gab es im Hof von Schloss Oberhausen ein Wiederhören. Im Sommerkulturprogramm gastierte der Verein „Music to go“ um die Sopranistin Désirée Brodka mit Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ im „Espresso“-Format vor rund 400 Zuschauern und entführte sie in das frivole Paris um 1900.

Rolle wie auf den Leib geschrieben

Genauer gesagt zu Beginn in die Botschaft des Kleinstaates Pontevedro (womit Lehár Montenegro gemeint haben soll). Auf deren Ball nämlich trifft Graf Danilo (gesungen von Bariton Agris Hartmanis), ein Lebemann, auf eine attraktive Dame, die ihm schon einmal unter ganz anderen Umständen begegnet war: als das Bauernmädchen Hanna (Désirée Brodka). Damals konnte er sie wegen des Standesunterschiedes nicht heiraten. Und jetzt ist sie eine reiche Witwe, denn ihren Gatten, den Bankier Glawari, haben schon in der Hochzeitsnacht die Lebensgeister verlassen.

Großer Auftritt: Désirée Brodka als Hanna war die Titel-Partie der „Lustigen Witwe“ wie auf den Leib geschrieben.
Großer Auftritt: Désirée Brodka als Hanna war die Titel-Partie der „Lustigen Witwe“ wie auf den Leib geschrieben. © Gerd Wallhorn

Eine Rolle, die Brodka im schwarzen Kleid mit langem, giftgrünen Saum wie auf den Leib geschrieben ist. Wie viele junge Witwen ist sie nicht nur wegen ihrer Schönheit begehrt, sondern auch wegen ihres Vermögens. Dass die beiden dennoch zueinander finden, und zwar nicht wegen ihres Geldes, dabei aber noch einige Komplikationen zu überwinden haben, davon erzählt das heitere Singspiel des ungarisch-österreichischen Komponisten Franz Lehár (1870 bis 1948), das bei der Uraufführung 1905 in Wien noch einige Aufregung gestiftet hatte.

Schon im vorigen Jahr begleitete ein Streichquartett die beiden Sängerinnen und drei Sänger. Désirée Brodka selbst leitete in kurzen Vorträgen zu den einzelnen Szenen über. In der Bearbeitung von Raphael D. Thöne war der Operettenstoff dabei von nahezu drei Stunden Länge auf weniger als die Hälfte gerafft. Genau die richtige Dosierung für eine Darbietung bei über 30 Grad Hitze, die den Stimmen und Musikern Einiges abverlangte.

„Volles Haus“ – fallls man das bei einem Schlosshof so sagen kann. Schattige Plätze waren natürlich besonders willkommen.
„Volles Haus“ – fallls man das bei einem Schlosshof so sagen kann. Schattige Plätze waren natürlich besonders willkommen. © Gerd Wallhorn

Dennoch fehlte mit dem „Vilja“-Lied die romantische Erinnerung an das Bauernmädel nicht, kamen auch die Grisetten, die leichten Mädchen (gesungen von Brodka zusammen mit Sopranistin Maija Tutova), zu Wort, mit denen der Graf sich bis dahin vergnügt hatte, gestanden sich die Männer (Hartmanis mit Bariton Gereon Grundmann und Tenor James Park) gegenseitig ihre Liebesnöte und feierten Hanna und der Graf mit „Lippen schweigen“ schließlich das Happyend ihres Wiedersehens.

Leider im Schalleinfall der Straße

Allerdings musste schon sehr genau hinhören, wer die Texte der Sänger diesmal verstehen wollte. Denn um die Bühne aus der Sonnenglut zu nehmen, war sie von der Rückseite des Schlosses vor den Eingang des Hinterhauses verlegt worden. Dort aber lag sie leider im Schalleinfall von der Konrad-Adenauer-Allee.

>>> KLASSIK FÜLLT DIE SOMMERPAUSE

Der Verein „Music to go“ hat sich zum Ziel gesetzt, in der Sommer-Spielpause der großen Häuser klassische Musik populärer zu machen – durch freie Aufführungen. In Oberhausen machten das Kulturbüro der Stadt und die Bürgerstiftung der Sparkasse den Auftritt möglich.

Auf dem Spielplan des Ensembles stand am Samstagmittag bereits eine Aufführung in Iserlohn. Tags darauf waren Gastspiele in Neuss und Mülheim an der Ruhr vorgesehen.