Oberhausen. . Mit großen Namen und mit dem Streben nach Breitenwirkung fahren die Macher des „Hömma“-Jazzfestivals eine kluge Doppelstrategie.

Für Jazz-Liebhaber war der letzte Monat sowas wie ein doppelter WM-Gewinn: Da tummelten sich doch gleich zwei lupenreine Jazz-Alben unter den ersten zehn der deutschen Verkaufs-Charts. Statt Gangsta-Rap und Helene Fischer zwei grandiose Tenorsaxophonisten: John Coltrane mit einer Perle aus dem Nachlass und Kamasi Washington mit dem orchestralen Pomp seines Doppelalbums „Heaven and Earth“. Jazz ist wieder hip.

Ein Hochsommer macht zwar noch keinen Trend und Oberhausen wird so rasant nicht zur Jazz-Hochburg – trotz der steten Qualität des verjüngten Jazzkarussells und trotz des zweiten „Hömma“-Programms. Die Stadt hat ja noch nicht mal einen gescheiten Plattenladen.

Eine kluge Doppelstrategie

Umso höher ist den „Hömma“- Machern ihre kluge Doppelstrategie anzurechnen: Sie streben sowohl nach Höherem als auch nach Breitenwirkung. Markus Stockhausen zum Auftakt und Lizz Wright zum Ausklang sind klangvolle Namen, die auch die Über-Festivals von Montreux bis Kopenhagen groß plakatieren würden – und groß plakatiert haben. Zwischen diesen beiden Terminen – nein, natürlich keine Füller – sondern ebenfalls Musiker von Rang. Und das vernehmliche Bemühen, den „Hömma“-Jazz nicht nur an die üblichen Spielstätten zu bringen, sondern ihn vielmehr auf die ganze Stadt loszulassen.

Möglichst viele Menschen einbinden

Da ist das „interkulturelle Mitsingen“ während des Feierabendmarktes, gefolgt von der Samstags-Einladung Michael Bradkes zum Mitmusizieren: Sein Percussions-Orchester auf dem Altmarkt dürfte schon als Stillleben große Schauwerte besitzen . . . Peter Baumgärtner und Uwe Muth haben halt die Gabe, jeden einzuladen und einzubinden und neue Verbündete zu gewinnen. So ist nur die Absage des Ebertbades ein Dämpfer – denn auch als Jazz-Club bot das Bad ein vortreffliches Ambiente.

Jetzt muss sich nur noch das Publikum gewinnen lassen. Denn dass die „Hömma“-Macher es können, hatten sie eigentlich schon mit ihrem improvisierten Debüt 2017 bewiesen.