oberhausen. . Zehn Jahre NRW-Nichtraucher-Gesetz: Die meisten haben sich daran gewöhnt. Doch Raucher ärgern draußen manchmal auch Anwohner, weil es zu laut ist.
Seit zehn Jahren gilt in nordrhein-westfälischen Kneipen und Gaststätten ein umfassendes Rauchverbot. Ziel war es, Nichtraucher vor den Gefahren durch Qualm und Tabakmief zu schützen.
Hans-Georg Bruckschlegel vom Oberhausener Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) zieht heute eine „insgesamt positive“ Bilanz: „Inzwischen ist dieses Gesetz allgemein akzeptiert. Der Gang nach draußen hat sich bei den Rauchern schon automatisiert.“ Stadtsprecher Martin Berger bestätigt: „Nach anfänglichen Problemen haben sich die Gastronomen mit dem Rauchverbot arrangiert.“
Dennoch gibt es Wermutstropfen. „Das Rauchverbot hat sicher mit dazu beigetragen, dass es so etwas wie ein Kneipensterben gegeben hat, denn gerade die kleinen Wirtschaften hatten viele Raucher als Gäste“, merkt Bruckschlegel an.
„Das Freizeitverhalten hat sich sehr verändert“
Das Verbot sei jedoch nicht der einzige Grund, dass immer wieder Kneipen aus dem Oberhausener Alltag verschwinden: „Das Freizeitverhalten hat sich sehr verändert. Wo gibt es heute noch den Frühschoppen, der früher überall stattfand?“, fragt Bruckschlegel, der selbst Gastronom ist. Er benennt noch ein weiteres Problem mit dem Rauchverbot: „Wir im NH-Hotel haben die Erfahrung gemacht, dass es bei größeren Gesellschaften oft Ärger mit den Anwohnern gab. Sie haben sich beim Ordnungsamt beschwert über die Lautstärke, wenn im Hof die Raucher miteinander redeten. Wir veranstalten deshalb nun keine großen Gesellschaften mehr.“
Anders sei das wohl in Gegenden, in denen es schon immer etwas lauter zugeht – in den Innenstädten zum Beispiel: „Da gehen die Stimmen im Geräuschpegel unter.“
In der ersten Zeit nach Inkrafttreten des Rauchverbots gab es Ausnahmen wie Raucherräume und die Eckkneipenregelung, die den blauen Dunst in Kneipen eine Weile noch erlaubten.
Eher für Verwirrung gesorgt
Das habe aber eher verwirrt, zumal es von Kneipe zu Kneipe verschieden gehandhabt worden sei. „Da haben nicht alle an einem Strang gezogen“, erinnert sich Bruckschlegel. Vor allem zu der Zeit sei es auch zu Verstößen gekommen, die mit Bußgeldern belegt wurden.
Durch die Verschärfung des Gesetzes im Jahre 2013 verschwanden die Ausnahmeregelungen. Damit kam es nochmals zu Widerständen und Problemen bei der Umsetzung des Verbotes, sagt Martin Berger: „Mittlerweile hat der überwiegende Teil der Gastronomen das Gesetz jedoch akzeptiert. Ein paar Unbelehrbare gibt es aber immer wieder.“ Seit Einführung des Gesetzes wurden in Oberhausen 112 Bußgelder verhängt. Auch die meisten Nachbarschaften akzeptierten derweil Raucher, die vor der Gaststätte ihre Zigaretten anzünden. Selbst Raucher wüssten mittlerweile den Vorteil zu schätzen, dass die Luft in Gaststätten deutlich besser geworden sei, sagt Bruckschlegel schmunzelnd.
Und so ist es mittlerweile Alltag: Wer in Kneipen und Gaststätten blauen Dunst produzieren möchte, versammelt sich draußen vor der Tür – wie es das Gesetz vorsieht.
>>>>>>> Erstes Gesetz mit vielen Ausnahmen
Das erste Nichtraucherschutzgesetz der schwarz-gelben Landesregierung unter dem früheren Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) für Gaststätten und Kneipen ließ viele Ausnahmen zu: Raucherclubs gründeten sich, die Betreiber errichteten Trennwände in ihren Lokalen oder funktionierten einen separaten Raum zum Raucherdomizil um.
Das änderte sich erst im Jahre 2013 unter der rot-grünen Landesregierung von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), denn seither gelten verschärfte Bestimmungen. Damit gerieten einige Gastwirte in finanzielle Schwierigkeiten – vor allem dann, wenn sie viel Geld in die nun nicht mehr benötigten Umbauten investiert hatten.