Oberhausen. . Der Bund lässt zusätzliches Geld springen, um Langzeitarbeitslose zu beschäftigen. Oberhausen kann so 200 neue Arbeitsplätze anbieten.
Oberhausen kann ab Januar 2019 rund 200 Langzeitarbeitslosen eine neue Perspektive geben – die Gelder für kommunale und private Arbeitsplätze gibt es vom Bund aus dem neuen vier Milliarden Euro schweren Programm für einen sozialen Arbeitsmarkt.
Satte fünf Jahre lang erhalten Privatbetriebe, Kommunen, Stadttöchter und soziale Einrichtungen einen Lohnkostenzuschuss von im Schnitt 88 Prozent, wenn sie eine Beschäftigung für einen Langzeitarbeitslosen schaffen. In den Genuss eines solchen neuen Jobs können nur diejenigen Hartz-IV-Empfänger kommen, die schon über sechs Jahre arbeitslos sind.
Jobcenter: Große Chance für Familien in Hartz IV
Uwe Weinand, Geschäftsführer des Oberhausener Jobcenters, sieht den vom Bundeskabinett genehmigten Gesetzentwurf von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) als große Chance, ganze Familien aus dem Hatz-IV-Loch zu holen. „Endlich erhalten wir ein dauerhaftes Regelinstrument, das uns Planungssicherheit gibt. Damit können wir viele Menschen in Arbeit bringen und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.“
Jobcenter-Sprecher Josef Vogt erwartet einen pädagogischen Effekt: „Wir können langjährige Sozialhilfe-Karrieren aufbrechen; Kinder können endlich wieder Eltern erleben, die regelmäßig früh aufstehen und zur Arbeit gehen.“
Bei Betrieben für das Förderprogramm werben
Nach Vorstellung der Jobcenter-Leitung können Arbeitslose mit diesen geförderten, aber normal sozialversicherungspflichtigen Jobs Straßen sauber halten, Senioren beim Einkauf helfen, mit Altenheimbewohnern spazieren gehen, in Kitas Brote schmieren oder Elektromüll in Betrieben sammeln. Nach dem Gesetzentwurf müssen die neuen Jobs nicht mehr wie bisher die Ein-Euro-Arbeitsgelegenheiten „zusätzlich, gemeinnützig und wettbewerbsneutral“ sein. Der Grund: Jeder Betrieb, jeder öffentliche Arbeitgeber kann sich diese Fördermittel holen.
In einer Infoveranstaltung mit den Wirtschaftskammern und Betrieben will das Jobcenter im September bei den Chefs dafür werben, Langzeitarbeitslose einzustellen. Diese erhalten nicht nur den Lohnkostenzuschuss, sondern werden regelmäßig geschult und durch einen Profi-Coach begleitet.
Ankommen auf dem Arbeitsmarkt soll Jahre dauern
Doch Weinand verhehlt nicht, dass die Schaffung solcher Extra-Jobs nicht einfach wird. „Gefördert wird nur auf Mindestlohn-Basis und das auch nicht voll. Die meisten Unternehmen und Kommunen müssen aber den höheren Tariflohn zahlen – und das könnte für viele insgesamt zu teuer sein.“
Denn die Leistungskraft der so lange vom Arbeitsmarkt entfernten Menschen wird als nicht besonders hoch eingeschätzt. Anfangs werden sie sowohl dem Jobcenter als auch den Betrieben wohl mehr Arbeit machen. „Wir gehen davon aus, dass wir für diese Personengruppe Jahre brauchen, um diese in den Arbeitsmarkt ohne Fördermittel integrieren zu können.“ Vielen sei durch die lange Zeit der Arbeitslosigkeit Selbstwertgefühl, Pflichtbewusstsein und Priorität für den Beruf abhanden gekommen.
Nur zum Teil eine Ersparnis
Deshalb glaubt Weinand, dass am Ende die meisten der 200 Jobs von städtischen Betrieben und sozialen Trägern geschaffen werden. Doch hier bedarf es auch einer schwierigen politischen Entscheidung: Durch die reine Mindestlohn-Förderung bei nicht voller Lohnübernahme müsste die arme Stadt mehr Geld für solche Jobs ausgeben.
Weinand beziffert die Summe auf zwei Millionen Euro. „Zum Teil kann die Stadt Oberhausen das Geld wieder hineinholen, weil sie für diese Arbeitslosen in der Regel keine Unterkunftskosten mehr zahlen muss.“
>>> INFO: Kein Motivationstest der Arbeitslosen
Jobcenter-Geschäftsführer Uwe Weinand will das neue Bundesprogramm nicht dazu einsetzen, um die Arbeitsbereitschaft der Langzeitarbeitslosen zu prüfen. „Ich werde die Jobs nicht nutzen, um diese erst anzubieten und dann bei Ablehnung Sanktionen verhängen. Um die Motivation zu prüfen, ist dieses Programm viel zu aufwändig und teuer. Da gibt es bessere Möglichkeiten.“ Die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die länger als ein Jahr ohne Job sind, liegt in Oberhausen je nach Zählweise bei 6000 bis 7000 Menschen.