OBERHAUSEN. . Nicht nur Oberhausener schätzen das Ufer zwischen Marina und Kaisergarten. Der Rhein-Herne-Kanal lockt bei Sonne mit charmanten Geschichten.

Eigentlich kann der kleine Luis die Hymne aller Oberhausener noch gar nicht so genau kennen: Aber sein Blick zielt aus dem Kinderwagen richtig. Und auch seine Handbewegung stimmt am Ufer des Rhein-Herne-Kanals exakt. „Zwischendurch ‘nem Schiffken winken...“ Die Missfits und ihr Oberhausen-Song haben einen neuen Fan und das Uferleben an der 45 Kilometer langen Wasserstraße ist um ein charmantes Detail reicher.

Samstagnachmittag. Die Sonne brennt. Und die Oberhausener sind auf den Beinen. Oder sie lassen die Beine baumeln. Ein Schattenplätzchen am Wasser? Begehrt! In der Ferne hören sie den Bass von einem Musik-Fest am Centro, auch am Stadion Niederrhein probiert eine Band Instrumente aus.

Sportler kennen kein Hitzefrei

Aber der Trubel lässt Jürgen Wagner und Andrea Bardun in der Sommerhitze kalt. Kurz vor der Brücke an der Konrad-Adenauer-Allee lassen sie lieber die Seele baumeln. „Hier ist es ruhig und man kann gut entspannen“, sagt Andrea Bardun, die zu Besuch ist und die Kanal-Romantik zum ersten Mal bestaunt. „Ich bin kürzlich aus Lüneburg nach Oberhausen gezogen — dieser Platz zählt bei gutem Wetter zu meinen Lieblingsorten“, ergänzt Jürgen Wagner.

Manchmal kreuzen Radfahrer den Weg. Bei mehr als 30 Grad absolviert sogar ein Jogger seine Runden. Kurze Frage? „Keine Zeit, bin im Training!“ Am Rhein-Herne-Kanal siegt diesmal die Disziplin. Die Turnschuhe tragen ihn weiter über den staubigen Sand des Uferweges: Pulsanzeige und Kilometerzähler sind fest im Blick.

Sie schätzen das Freizeitangebot am Oberhausener Ufer des Rhein-Herne-Kanals: Familie Karow aus Bochum und Essen besuchte am Kaisergarten das Tiergehege.
Sie schätzen das Freizeitangebot am Oberhausener Ufer des Rhein-Herne-Kanals: Familie Karow aus Bochum und Essen besuchte am Kaisergarten das Tiergehege. © Oliver Mengedoht

Auch auf dem Wasser werden Spaziergänger, die sich teils mit breiten Schlappmützen vor der Sonne schützen, von Teilen der Kanal-Bevölkerung überholt: Ein Kanufahrer macht ordentlich Meter. Konzentriert gesteuert tauchen seine Paddel ins Wasser ein. Die Hände werden als Sichtschutz am Kopf angesetzt: „Guck, der ist fix unterwegs...“ Die Sportler kennen an diesem Nachmittag kein Hitzefrei.

Familie Karow aus Bochum nutzt den Kaisergarten für einen Ausflug. „Wir wollten einmal etwas anderes sehen. Das nah gelegene Tiergehege ist zudem für Kinder spannend.“ Nun verlassen sie den Spielplatz vor der Slinky-Brücke. Der Nachmittag ist nicht vorbei.

Auch nicht für Elena, Tando und Emilie: Sie haben es sich mit einer Decke auf der kleinen Wiese neben der schwingenden Spiralbrücke bequem gemacht. „Freibäder gibt es in Oberhausen kaum noch“, sagen die jungen Osterfelderinnen.

Ärger über Müll am Ufer

Darum ist das Ufer des Kanals bei ihrer Clique mit Freunden im Alter zwischen 13 und 14 Jahren schwer angesagt. Heute haben sie eine Luftmatratze mitgebracht, wollen sich bei den steigenden Temperaturen im Nass abkühlen. Schön nah am Ufer, wie sie betonen. Auch das Springen von den hochgelegenen Brücken — am Rhein-Herne-Kanal ein Tabu — sei nicht ihr Ding. „Wir wollen nur etwas Spaß haben. Hier ist es sehr entspannt!“

Ähnlich sieht es eine Gruppe von Freunden aus der Innenstadt. „Hier kann man noch Mensch sein“, sagt die Clique bei guter Laune. Die Riviera des kleinen Mannes, wie der Rhein-Herne-Kanal gerne genannt wird, wird plötzlich zur Chill-Out-Zone und zum Abkühl-Hotspot. „Wir machen das wie unsere Eltern und Großeltern. Der Kanal gehört einfach zu Oberhausen und zum Ruhrgebiet.“ Auch sie vermissen die Freibäder. „Dort drüben war mal eins, das ist lange her“, sagen sie und deuten zum ehemaligen Freibadgelände neben dem Stadion Niederrhein.

Zur Erfrischung haben sie ihre eigenen Getränke mitgebracht. Billiger und praktischer, sagen sie und versichern: „Wir nehmen die Dosen und Verpackungen am Abend wieder mit nach Hause. Aber leider macht das nicht jeder so!“ Ein paar Meter weiter liegen tatsächlich noch etliche Papierreste vom Vortag. „Das ist schade und ärgerlich! Schließlich sollte doch jeder einen schönen Ort so zurücklassen, wie er ihn vorgefunden hat.“

>>> BADEN WIRD AUCH AN SEICHTEN STELLEN NUR GEDULDET

Ein absolutes Badeverbot gibt es im Rhein-Herne-Kanal zwar nicht, trotzdem wird es laut Wasserschutzpolizei an seichteren Stellen nur geduldet. Dies liegt an verschiedenen Gefahren, die im Wasser lauern.

Auch am Wochenende war die Wasserschutzpolizei mit einem Boot zur Kontrolle auf dem Kanal unterwegs.