oberhausen. . Nach einem Besuch des Oberhausener Nahverkehrsunternehmens Stoag hat Linken-Bundesparteichef Bernd Riexinger die Arbeitsbedingungen kritisiert.

Linken-Bundesparteichef Bernd Riexinger hat nach einem Besuch des städtischen Nahverkehrsbetriebes Stoag der Oberhausener Unternehmensführung vorgeworfen, einen Teil der über 400 Stoag-Arbeitnehmer schlecht zu behandeln – allen voran die Busfahrer.

Er kritisierte, dass für einen Teil der Buslinien Aufträge an Fremdfirmen herausgegeben werden, die einen schlechteren Tarif an die Fahrer zahlten als die Stoag selbst.

Zudem gebe es Arbeitszeiten der angestellten Busfahrer, die die Stoag ungerechtfertigt als Freizeit bezeichne und deshalb nicht bezahle. Dazu gehörten Wegezeiten mit Arbeitskleidung und Diensttasche zum Einsatzort und Verspätungen von bis zu 15 Minuten – für beides müsste die Stoag nach Ansicht des Linken-Vorsitzenden vollen Lohn entrichten. Denn: Busfahrer könnten nach Fahrschluss eben nicht einfach mit ihren Taschen in eine Kneipe gehen und Freizeit genießen, sondern müssten erst nach Hause fahren und diese sichern. Auch deshalb seien die Anfahrtswege klar Arbeitszeit.

Bis zu 20 Prozent weniger

„Das muss geächtet werden. Der öffentliche Dienst muss als Vorbild für einen guten Arbeitgeber vorgehen, sonst kriegen wir keine regulären anständigen Arbeitsverhältnisse in der privaten Wirtschaft hin“, sagt Bernd Riexinger bei einem Pressegespräch im Oberhausener Linken Zentrum.

Werner Overkamp, Geschäftsführer der Stadtwerke Oberhausen, wehrt sich gegen Vorwürfe der Linken, seine Busfahrer würden schlecht behandelt.
Werner Overkamp, Geschäftsführer der Stadtwerke Oberhausen, wehrt sich gegen Vorwürfe der Linken, seine Busfahrer würden schlecht behandelt. © Bögeholz

Der langjährige Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp reagiert verärgert und mit Unverständnis auf die harsche Kritik der Linken. „Eigentlich müssten die es besser wissen“, meint Overkamp. „Wir sind ein guter Arbeitgeber, das sieht man schon allein daran, dass uns kaum Mitarbeiter verlassen.“ Man bezahle die Stoag-Busfahrer außerordentlich gut – aber natürlich gebe man wie branchenüblich Aufträge für Busfahrten an andere heraus, um Kosten zu sparen. Dort gelte der Verdi-Tarifvertrag für private Busunternehmen – und dieser liege etwa 20 Prozent unter dem Stoag-Tarif. Das spare etwa 800 000 Euro ein. „Sonst müsste die Stadt mehr zahlen oder unser Angebot müsste gekappt werden“, erklärt Overkamp.

Verspäten sich die Fahrer unverschuldet mit ihrem Bus, zahlt die Stoag tatsächlich die ersten 15 Minuten Verspätung nicht. „Das ist so im Tarifvertrag festgelegt. Bei längerer Verspätung zahlen wir aber voll, bei 18 Minuten sogar 30 Minuten.“ Und die Wegezeiten? „Dienstantritt ist im Bus, für die Abholung und Abgabe der Ausrüstung gibt es pauschal zwölf Minuten – das ist alles in einer Betriebsvereinbarung so geregelt.“ Anderen Arbeitnehmern würden ja auch Wegezeiten hin zu ihrem Arbeitsplatz nicht entlohnt.

>>> Sinkende Fahrgastzahlen und achtstelliges Minus

Die Stoag hat 2017 einen Verlust von 14,4 Millionen Euro eingefahren. Die Gewinne der Stadtbeteiligungen WBO, EVO und RWE lassen den Fehlbetrag auf 6,3 Millionen Euro sinken, den der Kämmerer ausgleichen muss.

Die Stoag beschäftigt 412 Personen. Sie beförderte 2017 rund 34,8 Millionen Fahrgäste. 2011 waren es allerdings noch 38,4 Millionen Menschen. Das Angebot hat sich seit 2008 verschlechtert: Die Busse fuhren damals noch 10,7 Millionen Kilometer, 2016 waren es nur knapp neun Millionen Kilometer.