oberhausen. . Der Oberhausener wünscht sich einen Neubau und einen neuen Verwaltungstrakt. Aber vor allem will er die Schüler zu mündigen Menschen erziehen.
Wenn Gymnasial-Direktoren Bücher veröffentlichen, dann doch über Didaktik, also über die Lehre vom Lehren. Oder sie schreiben über unterschiedliche Versmaße in der altgriechischen Dichtung. Ja, ok, Vorurteil. Aber Schulleiter sind selten Autoren eines Buches wie „Kumpels in Kutten. Heavy Metal im Ruhrgebiet“. Holger Schmenk hat bereits den zweiten Band zu dem Thema herausgebracht. Und ist jetzt der neue Leiter des Sophie-Scholl-Gymnasiums in Sterkrade.
1200 Schüler und 90 Lehrer
In dieser Woche hat der 40-Jährige seine Ernennungsurkunde in Düsseldorf erhalten, seit einem Jahr leitet Holger Schmenk die Schule mit 1200 Schülern und über 90 Lehrern aber schon kommissarisch. Die Sache mit dem „Heavy Metal“-Hobby könnte man ahnen angesichts des Spitzbärtchens, das Schmenk trägt. Aber ansonsten tritt der neue Schulleiter bürokonform in Anzug und Hemd auf.
Szene und Musik der Schwermetaller sind für Holger Schmenk nur Ausgleich in der Freizeit. Er ist Wissenschaftler, Lehrer und Schulleiter mit viel Einsatz. Der promovierte Historiker hat seine Doktorarbeit an der Universität Duisburg-Essen über die Geschichte der Stadt Xanten im 19. Jahrhundert geschrieben. Um dann erstmal eine wissenschaftliche Karriere nach dem Magister- und Lehramtsstudium an der Uni Duisburg-Essen und der Uni Siegen zu starten. Mit wissenschaftlichen Schriften, Lehrer-Ratgebern oder einem Online-Projekt für einen „Europäischen Geschichtsunterricht“ zum Thema Erster Weltkrieg.
„Uni ist geprägt von Konkurrenzdruck und Kälte“
„Ich wollte eigentlich nie in die Schule gehen“, sagt Holger Schmenk. Das Referendariat am Josef-Albers-Gymnasium in Bottrop, das der gebürtige Sterkrader 2008 dann doch noch absolvierte – in einer Rekordzeit von zwölf Monaten aufgrund seiner wissenschaftlichen Mitarbeit, die angerechnet wurde – überzeugte ihn vom Lehrerjob.
„Die Uni ist sehr geprägt von Konkurrenzdruck und Kälte“, sagt Schmenk. „Ich habe gemerkt, wieviel Spaß es mir macht, Kinder und Jugendliche zu begleiten, die in der fünften Klasse unsicher, neugierig und nervös hier ankommen und sich dann zu Persönlichkeiten entwickeln.“ Neben der Vermittlung von Fachwissen sein oberstes pädagogisches Ziel: Die Schüler zu kritischen, mündigen, demokratischen Menschen zu erziehen. Dafür brauche es auch Wertschätzung und eine Form des positiven Feedbacks für Schüler, eben nicht nur in Form von Noten, „die wir als Lehrer noch viel mehr lernen müssen“.
Neue Konzepte haben überzeugt
„Nie in die Schule gehen“, das hat also nicht geklappt. Genauso wie der zweite Schwur, den sich Holger Schmenk gegeben hatte: Nie als Lehrer ans Sophie-Scholl-Gymnasium zu gehen, an dem er selbst 1997 Abitur gemacht hat. „Weil ich selbst keine positiven Erfahrungen gemacht habe.“ Zum Beispiel mit Elitedenken.
Als er sich dann 2010 auf Stellen beworben hat, „gab es eine große Auswahl“, aber die vielen Konzepte, die das Sophie-Scholl-Gymnasium seit seinem Weggang als Schüler entwickelt habe, zum Beispiel die individuelle Lernförderung, „davon war ich beeindruckt, das passte“. 2012 wurde Schmenk dann Ausbildungsbeauftragter für die Referendare am „Sophie“, 2015 Stellvertreter.
„Kreide und Tafel sind Dinge aus der Preußenzeit“
Auf seiner Wunschliste als Schulleiter gegenüber dem Schulträger steht an oberster Stelle: ein Neubau. „Damit die Kinder in angemessen großen Räumen lernen können, das ist schon sehr deprimierend jetzt.“
Zum anderen brauche das „Sophie“ dringend einen neuen Verwaltungstrakt und ein neues Lehrerzimmer. In dem alten gibt es für über 90 Kollegen gerade einmal 45 Sitzplätze. Die zweite Priorität liegt bei der digitalen Schule, „Schwamm, Kreide, Tafel, das sind Dinge aus der Preußenzeit“, sagt Schmenk. Digitale Schulbücher, Dokumentenkameras oder W-Lan-Beamer seien notwendig. „Es gibt einen wahnsinnigen Modernisierungsbedarf“, stellt Schmenk fest.