Oberhausen. . Seit 50 Jahren befragt die Industrie- und Handelskammer Betriebe nach der wirtschaftlichen Lage. Aller Probleme zum Trotz ist die Stimmung gut.
Das hat es in der 50-jährigen Geschichte der IHK-Konjunkturumfrage noch nicht gegeben. Mehr als 55 Prozent aller befragten Unternehmen in Oberhausen, Mülheim und Essen bewerten ihre wirtschaftliche Lage als „gut“. Ein Viertel geht davon aus, dass sich die Lage in den kommenden zwölf Monaten weiter verbessern wird. Knapp 40 Prozent bewerten ihre Lage immer noch als „befriedigend“, nur fünf Prozent beklagen ihre Situation.
Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Online-Umfrage der Industrie- und Handelskammer. Auch der Konjunkturklima-Index, also der Durchschnitt aus Lagebeurteilung und Aussichten, erreicht mit 133 Punkten „nahezu einen Rekordwert“, erklärt IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel.
Bei der Jahrespressekonferenz am Montag in Essen ging es aber auch um Sorgen und Nöte der Unternehmen. Die neue Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union öffnet laut IHK sogenannten Abmahn-Anwälten Tür und Tor. Dem ersten Betrieb trudelte die erste Abmahnung bereits am 25. Mai ins Haus – dem Tag der Einführung der neuen Verordnung.
Im Fokus stehen kleine und mittelständische Betriebe, die sich in der Regel keine eigene Rechtsabteilung leisten können. Jutta Kruft-Lohrengel appelliert daher an den Datenschutzbeauftragten des Landes, bei kleineren Verstößen gegen die strenge Verordnung, zunächst noch Milde walten zu lassen. Der Schutz der Kunden auf der einen, aber auch die Interessen der Wirtschaft auf der anderen Seite müssen gewahrt werden. „Daten sind das neue Gold unserer Zeit“, sagt Kruft-Lohrengel.
Weiterhin große Probleme macht der immer größer werdende Fachkräftemangel: Gut jedes zweite Unternehmen in Oberhausen, Mülheim und Essen meldet inzwischen Personalengpässe. Und der Mangel wird vermutlich wachsen, denn laut der IHK-Umfrage plant fast jedes vierte Unternehmen, zusätzliche Kräfte einzustellen.
Um Mitarbeiter zu locken oder zu halten, spielen laut IHK Konzepte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine große Rolle. Die Betriebe der Region sieht die Kammer auf einem guten Weg: Die Hälfte hat bei der Befragung angegeben, dass eine familienbewusste Personalpolitik wichtig ist, um Motivation und Produktivität zu steigern.
Auch die Suche nach geeigneten Auszubildenden wird schwieriger. Ihren Weg, Unternehmen gezielt zu mehr Ausbildung zu bringen, etwa durch Telefon-Akquise, wird die Kammer daher auch in Zukunft weiter vorantreiben. In diesem Jahr ist die Zahl der Ausbildungsverträge bereits leicht gestiegen. Aktionen wie das Azubi-Speed-Dating am 15. Juni sollen wiederholt werden. Der Ausbildungsmarkt als solcher sei komplexer geworden, sagt Kruft-Lohrengel. „Es geht nicht mehr allein darum, neue Ausbildungsplätze zu schaffen. Es geht vielmehr darum, Angebot und Nachfrage, also Ausbildungsplätze und Berufswünsche, in Einklang zu bringen.“