Oberhausen. . Fußball-WM verloren, Bundespolitik verworren – da macht man sich als langjähriger Deutscher Sorgen. 33 Oberhausener schreckt das nicht ab.

Es gab freilich schon Zeiten, in denen es sich besser angefühlt haben mag, deutsch zu sein – vor vier Jahren, nach dem gewonnenen Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien zum Beispiel. Doch trotz des blamablen Ausscheidens in diesem Jahr sowie ungeachtet der schlechten Stimmung im politischen Berlin haben sich im Oberhausener Rathaus 33 Menschen aus 17 Nationen eingefunden, um genau das zu feiern, was für den ein oder anderen zuletzt seltener Anlass zur Freude war: fortan Deutsche oder Deutscher zu sein.

Feier als Teil der Willkommenskultur

„Heute ist Ihr Tag“, hieß Günter Lippke, stellvertretender Bereichsleiter des Kommunalen Integrationszentrums Oberhausen, die im Ratssaal versammelten Neu-Bundesbürger samt Familie willkommen – und sah dabei ausnahmslos in glückliche Gesichter. Zuvor waren die frisch gebackenen Oberhausener von einem Imagefilm über die Stadt eingestimmt worden. Inzwischen ist dieser fester Bestandteil der meist einmal jährlich stattfindenden Zeremonie.

Dass es eine solche Feier überhaupt gibt, dafür hat sich vor einigen Jahren vor allem der Oberhausener Integrationsrat stark gemacht. Nicht nur soll auf diese Weise die Willkommenskultur in der Stadt unterstrichen werden, auch ist die Feier als „besondere Wertschätzung eines großen, persönlichen Schritts“ gedacht, betont Ercan Telli, Geschäftsführer des Integrationsrats .

Oberbürgermeister Daniel Schranz, der die Einbürgerungsurkunden feierlich überreichte, möchte damit „die Geschichte einer gelungenen Integration in Oberhausen weiterschreiben“.

Aus Holland auf der Flucht

Von Italien über Kasachstan bis hin zum Jemen und Sri Lanka sind die Herkunftsländer der Beglückwünschten dabei so unterschiedlich wie ihre Geschichten. Thierno Tiddia Sow etwa stammt aus Guinea und kam vor rund elf Jahren für eine gute schulische Ausbildung nach Deutschland. Während seines Studiums in Darmstadt lernte er seine Frau kennen. Weil diese aus beruflichen Gründen nach Oberhausen zog, kam der 32-Jährige mit – und möchte seither bleiben, weil er sich in der Stadt „einfach wohl“ fühlt.

Ebenso glücklich in Oberhausen, wenn auch schon seit 1989, ist Sabine Kroman-Hohn. In Essen geboren, hatte die 57-Jährige bisher nur die niederländische Staatsangehörigkeit – ihr Großvater sah sich Anfang des 20. Jahrhunderts gezwungen, als uneheliches Kind ins Nachbarland Deutschland zu fliehen. Obwohl die Einbürgerung für sie keine große Veränderung mit sich bringt, sei es einfach an der Zeit gewesen, endlich auch ganz offiziell deutsche Oberhausenerin zu werden.

Auch Semra Gümüs, 34, sieht Deutschland schon lange als ihre Heimat – im Alter von vier Jahren kam sie mitsamt Familie aus der Türkei. „Ich bin wirklich froh, hier zu sein, hier habe ich Freunde und Familie – und nun endlich auch einen deutschen Ausweis“, sagt sie mit einem Lächeln.

>>>INFO: Einbürgerung im feierlichen Rahmen

Lange holten sich die Eingebürgerten nach bestandenem Test lediglich den Pass bei der Ausländerbehörde ab. Im Jahr 2011 entschied sich die Stadt für einen zeremonielleren Rahmen, ab 2012 findet mindestens einmal pro Jahr eine Einbürgerungsfeier im Rathaus statt. Vorreiter des Konzepts waren Städte wie Duisburg, Mülheim und Essen.