Oberhausen. . Vom Beet aus Kohlestückchen bis zu sanften Sägen: Der Kunstverein Oberhausen eröffnet den zweiten Zyklus des Kunstsommers in der Kranhalle.

Selten sind in der Kranhalle, beim Kunstverein Oberhausen, heimische Künstler zu Gast. Beim zweiten Zyklus der Reihe „Kunstsommer 2018“ ist es aber so. Dort präsentiert sich bis Mitte August das Kunsthaus Haven aus Borbeck mit fünf Künstlern und ihren Ar­beiten. Vorsitzender Ortwin Goertz hieß Gäste und Künstler zur Eröffnung des zweiten Zyklus’ am Sonntag an der Mühlenstraße willkommen.

Wer den Vorplatz der alten Kranhalle betrat, stieß schon draußen auf das erste Kunstwerk, die zweiteilige Installation „Kasansui“ von Philipp Valenta: ein sechs mal acht Meter großes „Beet“ aus feinen Kohlestückchen, auf dem einige wenige Gesteinsbrocken liegen. „Kasansui“, nach den japanischen Kunstgärten. Die Steine würden in Japan Inseln inmitten des Meeres symbolisieren. In Dümpten, vor und in der Kunsthalle, stehen sie nach Valentas Aussage aber für den Kulturraum Ruhrgebiet mit seinen Abraumhalden und Industriebrachen. „Das Beet wirkt durch die Monotonie beruhigend“, sagte Valenta. Um diesen Charakter zu wahren, muss er regelmäßig Laub davon entfernen. In der Halle gibt es ein weiteres „Beet“.

Raumbezogene Arbeit

Da am Sonntag das große Tor der Kranhalle offen stand, fiel der Blick des Besuchers direkt auf das Großgemälde von Evelina Velkaite an der Stirnseite. 5,80 Meter ist es hoch und 3,80 Meter breit, mit Transportgurten von oben gesichert. „Ich habe zum ersten Mal eine raumbezogene Arbeit angefertigt“, berichtete die gebürtige Litauerin, die in der Schweiz und in Essen ihre künstlerische Ausbildung erhalten hat. Das konnte Ortwin Goertz bestätigen. Zwar hatte sie in ihrem Atelier die himmelblaue Grundfarbe auf die monströse Leinwand aufgetragen. Aber bemalt hat sie sie in der Kranhalle und mit Hilfe einer Hubbühne.

Herausgekommen ist dabei etwas Farbiges, Verschlungenes, dass einerseits an Graffiti erinnert, andererseits, beim Betrachten aus der Nähe, eine dreidimensionale Struktur aufweist. „Ich habe die Farbe von hinten nach vorne aufgetragen“, berichtete die Künstlerin dazu. Sie habe dabei mit Werkzeugen gearbeitet, die man im Künstler-Fachhandel gar nicht bekomme, sondern nur im Baumarkt. Für Evelina Velkaite war das Arbeiten daran sehr lehrreich. „Man lernt, wie das Material sich verhält“, sagte sie. Dünne Farbe etwa verlaufe sehr schnell. Für den Betrachter sieht das Ganze aus wie Laufmaschen. „Bei solchen Dimensionen muss man auch groß denken, muss immer wieder tun und beobachten, weniger tun, aber mehr beobachten“, schilderte sie.

Simon Mellnich und David Janzen zeigen „Sägewerk“

Mit dem Ort der Ausstellung hat auch die Installation „Sägewerk“ von Simon Mellnich und David Janzen zu tun. Sie brachten zwei große Sägeblätter an der Wand an. Das eine von ihnen, kreisrund, schwebt fast frei im Raum, das andere steht davon ab wie eine große Schlinge. „Eigentlich sind Sägen ja etwas Zerstörendes“, sagte dazu Simon Mellnich. Aber mit dieser Installation habe man ihnen diesen Charakter in der Industrie-Architektur der Kranhalle nehmen wollen. Die weichen Bewegungen im Luftzug stünden dort eher für eine friedliche Bewegung, für das Atmen zum Beispiel. Mellnich: „Sie zeigen die organische Seite dieses Werkzeugs.“

Fünfter im Bunde ist der Maler Yury Kharchenko, der unter anderem drei ebenfalls großformatige Bilder ausstellt. Eines von ihnen heißt „Darc Ocean“ und zeigt zwei nymphenartige, einander zärtlich zugewandte Gestalten, deren nackte Körper in auffallendem Kontrast zum dunklen blau-roten Hintergrund stehen, den der Künstler als Meer beschreibt.

>>> Geöffnet an jedem Samstag und Sonntag

Der zweite Zyklus in der Reihe „Kunstsommer“ ist in der alten Kranhalle an der Mühlenstraße 125 noch bis 12. August zu sehen. Dort öffnen sich die Tore bis dahin an jedem Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr.

Besucher können bei freiem Eintritt jederzeit vorbeischauen. Es sind aber auch Termine nach Vereinbarung (Tel.: 0171-2052250) möglich.