Schmachtendorf. . 108 Anwohner sind gegen Parkbuchten und Bäume. Weil sie für weniger Parkplätze und Tempo 50 statt Tempo 30 auch noch viel Geld bezahlen sollen.

Nicht einverstanden sind 108 Anwohner der Emmericher Straße mit dem Ausbau der Straße zwischen Bahnhof Holten und Habichtstraße. So viele Protestunterschriften gibt es mittlerweile dagegen. Aus ihrer Sicht überwiegen dabei die Nachteile für sie und zwar nicht nur, weil sie dafür auch noch Erschließungsbeiträge bezahlen müssen. Die Eigentümer von rund 160 Grundstücken werden mit mindestens 1,5 Millionen Euro zur Kasse gebeten. Bei ei­nem Treffen machten sie jetzt noch einmal ihre Kritik an der Planung deutlich.

Der Ausbau der Straße steht im Anschluss an den dortigen Kanalbau bevor. Dabei wird die Straße komplett neu angelegt, mit zwei Meter breiten Gehwegen, zwei Meter breiten Längsparkstreifen, einem Schutzstreifen von 75 Zentimetern vor dem Radfahrstreifen mit seinen 1,85 Metern Breite. Es bleibt dann eine Breite von jeweils mindestens 3,25 Metern für die beiden Fahrspuren. Für 17 gefällte Straßenbäume werden 90 Hainbuchen als Ersatz gepflanzt.

„Wir haben das Haus 2002 gekauft, zahlen noch daran ab“, berichtet Manuela Unterberg von Haus Nummer 38. Man habe schon 2500 Euro für eine Gasleitung übernehmen müssen und 1500 Euro dafür, dass eine Hochspannungsleitung unter die Erde gelegt wurde. „Wir haben so viel Geld nicht!“

Das Land übernimmt 65 Prozent der Baukosten

Alexander Aust (Nummer 71a), der mit Ehefrau Irina und drei Kindern 2001 sein Haus erworben hat, gab zu bedenken, dass er für den Gehweg vor seinem Haus bereits 4500 Euro bezahlt habe. „Wir müssen ihn jetzt ein zweites Mal bezahlen. Das Geld ist futsch.“

Übel stößt bei den Anwohnern auf, dass sie im Unklaren darüber gelassen würden, wie viel denn auf den Einzelnen zukommt. „Wir können gar nicht planen“, klagt Frank Engler (Nummer 42). „Wenn ich etwas bezahlen soll, möchte ich vorher wissen, was es kostet“, verlangt Eleonore Salich (Nummer 59). Außerdem fragt sie, wieso der Ausbau jetzt, nach fünf Jahrzehnten als „Baustraße“, kommt. „War es denn dann rechtens, für eine Baustraße jahrelang Straßenreinigungsgebühr zu erheben?“, fragt sie.

Nachbar Torsten Altrock (Nummer 40) erklärt sich die plötzliche Dringlichkeit damit, dass das Land NRW 65 Prozent der Baukosten übernehme. Die Emmericher Straße ist ei­ne Landesstraße. „Die Fahrbahn reicht, die muss gemacht werden, aber der Rest nicht“, sagt er. Den geplanten Baum vor sei­nem einzigen Fenster, das er zur Südseite hin habe, den brauche er nicht. Der mache später mit seinen Wurzeln nur Probleme.

Eine Ungerechtigkeit

„Wenn sie die Bäume so pflanzen, wie geplant, haben wir kaum noch Parkplätze“, befürchtet Karin Schuff­ert (Nummer 61). „Jedenfalls nicht mehr für Besucher“, ergänzt Eleonore Salich. Die Straßenbäume sind aus ihrer Sicht hier verzichtbar. Im Hinterland gebe es genügend Bäume.

Besonders treibt das Stellplatzproblem Jürgen Kahlert um, den Sprecher der Bürgerinitiative. Er betreibt dort ein Radio- und Fernsehgeschäft, fürchtet um die nötigen Kundenparkplätze. Er könne doch nichts dafür, dass die rund 100 Jahre alten Häuser dort bei ihrem Bau keine Stellplätze nachweisen mussten.

Torsten Altrock hat eine Ungerechtigkeit entdeckt: Vor einigen Häusern, sagt er, gebe es einen Grundstücksstreifen, der weder deren Besitzern noch der Stadt gehöre. Diese Nachbarn würden folglich gar nicht zu den Kosten mit herangezogen.

In der Bezirksvertretung ausgelacht

„Außerdem wird der Lkw-Verkehr zunehmen“, befürchtet Irina Aust. Die Straße werde künftig für Tempo 50 freigegeben (heute Tempo 30) und das mache sie zur beliebten Abkürzung von und nach Dinslaken.

Mit einem ersten Versuch, das Thema noch einmal in der Bezirksvertretung zur Sprache zu bringen, hat Jürgen Kahlert keine guten Erfahrungen gemacht. Er nutzte die Einwohnerfragestunde. Aber als er erwähnte, dass Bezirksvertreter Wer­ner Nowak („Offen für Bürger“) die hohen Kosten des Ausbaus ebenfalls beklagt habe, wurde er von der SPD-Fraktion ausgelacht.

>>> Bürgermeisterin verteidigt Ausbaupläne

Bürgermeisterin Steffi Opitz (Grüne) wohnt als Mieterin an der Emmericher Straße, ist also von den Zahlungen der Hauseigentümer nicht betroffen. In dieser Hinsicht verstehe sie die Nachbarn, sagt sie. Aber die vorgelegte Planung habe auch ihre Vorteile.

Steffi Opitz
Steffi Opitz © Gerd Wallhorn

„Geh- und Radwege machen eine Straße sicherer. Für meinen siebenjährigen Sohn ist das wichtig.“ Auch Straßenbäume hätten eine wichtige Funktion. „Sie tragen mit dazu bei, dass wir weniger Wärme-Inseln in der Stadt haben. Da helfen Bäume im Hinterland weniger.“ Auch die Querungshilfe, die nach Ansicht vieler Anwohner überflüssig ist, sei dort wichtig. „Sie macht die Überquerung der Straße sicherer und reduziert das Tempo.“ Opitz ist sich sicher, dass es bereits Änderungen an den Plänen gegeben hat, um auf Belange einzelner Anwohner mehr Rücksicht zu nehmen.