Oberhausen. Die Energiewende macht dem lokalen Strom- und Gasanbieter Energieversorgung Oberhausen (EVO) zu schaffen. Der Betrieb wird nun umgekrempelt.

Der Oberhausener Energieversorger EVO steht nach eigenen Angaben durch die Energiewende und den harten Wettbewerb um Strom- und Gaskunden stark unter Druck. Um finanzielle Einbußen durch die Energiewende zu kompensieren, muss das je zur Hälfte der Stadt Oberhausen und Innogy (früher RWE) gehörende Unternehmen seine Arbeit kräftig umkrempeln. Ein Unternehmensberater durchforstet seit einem Jahr den Betrieb, um ihn zu optimieren – und hat nun ein Konzept vorgelegt, das der Öffentlichkeit noch unbekannt ist.

„Auf jeden Mitarbeiter angewiesen“

„Das Konzept schließt aber den Abbau weiterer Arbeitsplätze aus“, versichert EVO-Chef Hartmut Gieske auf Nachfrage. Bereits seit 2007 hat sich die Zahl der Mitarbeiter deutlich verringert, von damals 467 auf nun 418 (Stichtag: 31. Dezember 2017). „Wir haben die Stellen sozialverträglich abgebaut“, sagt Gieske. Eine weitere Reduzierung der Arbeitsplätze sei nicht möglich: „Wir sind auf jeden einzelnen Mitarbeiter dringend angewiesen.“

Woran die EVO stattdessen arbeiten müsse, seien die Kunden. Nur noch 80 Prozent der Oberhausener Haushalte versorgt das Unternehmen mit Gas und Strom. Vor rund zehn Jahren waren es noch stattliche 94 Prozent. Die wachsende Zahl der Konkurrenten macht dem Versorger zunehmend zu schaffen: Weit mehr als 200 Mitbewerber gibt es auf dem Oberhausener Strommarkt, rund 150 sind es beim Gas.

„Wir müssen mehr Kunden gewinnen, in Oberhausen und der Umgebung“, gibt Gieske die Richtung vor. Einfach wird das nicht, denn er rechnet damit, dass die Preise für Strom und Gas erneut steigen werden. Die EVO selbst werde nicht an der Preisschraube drehen, „aber wir können nur 20 Prozent des Endpreises selbst gestalten“. An Steuern und der bundesweiten Umlage auf Kohle- und Atomstrom könne die EVO nicht rütteln. „Ich sage seit Jahren, dass wir alle höllisch aufpassen müssen, dass Strom nicht zum Luxusgut wird.“

Neue Aufgaben wie Elektro-Mobilität

Um mehr Neukunden zu erreichen, sollen sich die EVO-Mitarbeiter künftig verstärkt darum kümmern, neue Kunden zu werben. Durch den Stellenabbau der vergangenen Jahre ist die Mehrbelastung der verbliebenen Mitarbeiter kontinuierlich gestiegen. Unnötige zusätzliche Aufgaben sollen durch eine „clevere Organisation und eine Neuordnung interner Prozesse“ wieder wegfallen, erklärt Unternehmenssprecher Daniel Mühlenfeld.

Auch wenn sich an der Zahl der Mitarbeiter nichts ändern soll: Auswirkungen auf die Personalstruktur habe die Energiewende sehr wohl, sagt der Sprecher. Neue Aufgaben wie die Elektro-Mobilität müssen bewältigt werden, andere Bereiche werden dagegen weniger gebraucht. Personal werde aber nicht „ausgetauscht“. Ziel sei es, Mitarbeiter, die in Rente gehen, durch Kräfte in anderen Bereichen zu ersetzen.

Der Betriebsrat der EVO wollte sich zur anstehenden Umstrukturierung nicht äußern. Die Gewerkschaft Verdi ist in die Planung des Unternehmens nicht eingebunden.

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Nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima hat der Bundestag 2011 beschlossen, alle deutschen Atomkraftwerke bis zum Jahr 2022 abzuschalten. Diese Entscheidung forcierte die Entwicklung zur Energiewende.

Forderungen zur Energiewende reichen zurück bis in die 70er Jahre. Politische Rückendeckung gab es von der rot-grünen Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder ab 1998. Als Energiewende wird die Abkehr der Energiegewinnung durch fossile Rohstoffe wie Kohle und Gas hin zur Energiegewinnung durch erneuerbare Energien wie Sonnen-, Wasser- und Windkraft bezeichnet.