Oberhausen. . „Bin ich echt?!“ lautet der Titel einer neuen Erlebnisausstellung. Junge Leute machen sich in der Jugendkirche auf den Weg zu sich selbst.

Drei junge Frauen und ein junger Mann sitzen an diesem Samstag in der Jugendkirche Tabgha an der Fichtestraße an ei­nem Tisch. Sie erörtern Fragen, die in einem kleinen Buch zusammengetragen sind, und offenbar Kopfzerbrechen bereiten: „Warum ist es schön, dass es mich gibt?“, lautet so eine Frage. Es ist eine Jugendgruppe der Malteser aus dem Ruhrgebiet. Gekommen sind sie zur Erlebnisausstellung „Echt ich?!“ in der Jugendkirche.

Ein vierköpfiges Team von Tabgha hat die Ausstellung entwickelt. Zwei Monate ist sie hier zu sehen. Bis dahin werden über 700 Besucher erwartet, meist Schülergruppen, die sich auf das Abenteuer Selbstfindung einlassen.

In sich selbst ruhen

Im Foyer geht es zunächst ganz gegenständlich um echt und unecht. Da ist echtes Gras neben künstlichem Rasen ausgestellt. Ganz abgedunkelt ist dagegen der Raum unter der Orgelempore. Ruhige Musik, Harmonie pur, empfängt die Besucher hier. Schemenhafte Körper sind aufgestellt, werden rot angestrahlt. Mit Kreide steht darauf zum Beispiel „Gefühle“ oder „der Drang nach Aktivität“.

Eine Gruppe der Malteser aus dem Ruhrgebiet macht bei einem Besinnungstag hier Station.
Eine Gruppe der Malteser aus dem Ruhrgebiet macht bei einem Besinnungstag hier Station. © Kerstin Bögeholz

Im Kirchenschiff, wo am Tisch immer noch über den Fragen gegrübelt wird, erscheinen auf einer Leinwand Naturaufnahmen, meist aus der Vogelperspektive und passend zur Musik: eine verschneite Bergwelt, ein Wasserfall.

Dann wird ein Video-Clip eingespielt. „Gibt es das überhaupt, das reine Ich?“, fragt eine junge Schauspielerin darin und schlüpft in Sekundenschnelle in verschiedene Rollen, die sie nicht nur auf der Bühne spielt. „Wenn ich angebunden bin mit Körper, Herz und Seele, kann ich nach außen sein, wer ich will“, erklärt sie.

Aus dem Bauch heraus atmen

Die Gruppe begibt sich hinter ei­nen weißen Vorhang. Vom Boden sprudelt ein Brunnen. Zweiergruppen werden gebildet. Man stellt sich hintereinander auf. Der Hintermann soll versuchen, den Vordermann aus dem Gleichgewicht zu bringen. Anschließend ist Bewegung angesagt und eine Atemübung, aus dem Bauch heraus.

„Der Bauch ist ja der Mittelpunkt unseres Körpers“, erläutert Michelle. Sie betreut die Besucher an diesem Tag zusammen mit Franziska. Die Zweier-Gruppen wiederholen den Versuch. Nur hält der Vordermann sich diesmal mit beiden Händen den Bauch, aus dem heraus er atmet. „Man hat sich vorher auf die Füße konzentriert. Besinnt man sich aber auf die Körpermitte, ist es viel schwieriger, aus dem Gleichgewicht zu kommen“, schildert eine junge Frau nachher.

Diese Übung beweist es: Wer in seiner eigenen Mitte ruht, verliert nicht so leicht das Gleichgewicht.
Diese Übung beweist es: Wer in seiner eigenen Mitte ruht, verliert nicht so leicht das Gleichgewicht. © Kerstin Bögeholz

Franziska öffnet einen weiteren Vorhang. Und Michelle erklärt: „Hier finden wir Menschen, die ihre innere Mitte gefunden haben und sich selbst so akzeptieren, wie sie sind.“ Der Blick fällt auf professionelle Por­träts, die Menschen zeigen, die so gar nichts von Fotomodellen an sich haben: ein dürrer junger Mann mit Ziegenbart zum Beispiel oder ein Bierbäuchiger.

„Sehr eindrucksvoll“, findet eine Besucherin

Dann wird der Gruppe eine Fo­toschau gezeigt. Frauen in armseligsten Verhältnissen blicken in die Kamera – jeweils bevor und nachdem man ihnen gesagt hat, sie seien schön. Das nötigt auch der zahnlosen Frau mit ihrem von Falten durchzogenen Gesicht ein Lächeln ab.

„Es gibt da jemanden, der uns so annimmt, wie wir sind“, bringt Michelle es auf den Punkt. Er ist der eigentliche Gastgeber in der Jugendkirche.

Was uns Menschen so ausmacht. Diesen Figuren steht es angeschrieben.
Was uns Menschen so ausmacht. Diesen Figuren steht es angeschrieben. © Kerstin Bögeholz

Im kleinen Kreis ziehen die Malteser am Ende Bilanz. „Ich wurde gerade mit mir selbst konfrontiert. Sehr eindrucksvoll“, sagt Aylin. „Man merkt, wie selten man das im Alltag macht, und wenn, dann meist kritisch, nicht ermutigend“, ergänzt Lukas. Gleich geht es für sie weiter. Die Gruppe ist zu einem Besinnungstag unterwegs.

Informationen zur Erlebnisausstellung

Die Erlebnisausstellung „Echt ich?!“ ist noch bis zum 10. Juli in der Jugendkirche Tabgha, Fichtestraße 17 in Buschhausen, zu sehen. Gruppenführungen können unter 0208/6214717 vereinbart werden. Es gibt aber auch offene Führungen. Die nächste ist am Sonntag, 1. Juli, um 19 Uhr.