Oberhausen. . Schuldnerberatung stellt Jahresbericht für 2017 vor. Danach belastet 803 Oberhausener ein Schuldenberg in Höhe von insgesamt 15 Millionen Euro.

803 Oberhausener schoben im Jahr 2017 einen Schuldenberg in Höhe von insgesamt über 15 Millionen Euro vor sich her. Die durchschnittliche Verschuldung pro Kopf betrug knapp 24 000 Euro. Dies geht aus dem letzten Jahresbericht der Schuldnerberatung des Diakonischen Werks hervor. Eine gute Nachricht gibt es aber auch: Die Zahl der Beratungsfälle ist seit 2015 (883) rückläufig.

Den Bericht stellten Frank Domeyer (Leiter des Diakonischen Werks Oberhausen) und Paul Jednorog (Leiter der Schuldnerberatungsstelle) jetzt im Sozialausschuss vor.

Domeyer weist darauf hin: „Wir haben zwar insgesamt weniger Fälle, aber dafür ist die Zahl der Langzeitberatungen im Vergleich zu 2016 von 226 auf 237 gestiegen.“ Das heißt: „Die, die kommen, benötigen deutlich intensivere Hilfe“.

Risikofaktor Langzeitarbeitslosigkeit

Wer einen Blick in die Tabellen des Berichts wirft, erkennt: Überschuldung ist vor allem ein Problem armer Menschen. So bezogen von den insgesamt 803 Ratsuchenden der Schuldnerberatung im Jahr 2017 allein 499 Arbeitslosengeld II. Besonders häufig in finanzielle Not geraten demnach auch Ledige, Geschiedene oder Verwitwete (468) sowie Menschen ohne Kinder im Haushalt (422). Auch Langzeitarbeitslosigkeit (177) erweist sich als offenkundiger Risikofaktor.

Von der Gesamtverschuldung entfallen rund 5,8 Millionen Euro auf 312 Frauen und rund 9,6 Millionen Euro auf 337 Männer. Paul Jednorog erläutert: „Die höhere Verschuldung der Männer liegt teils daran, dass sie im Schnitt ein höheres Einkommen haben.“ Teils liege es aber auch an einer höheren Risikobereitschaft.

Auskommen mit dem Einkommen

Der größte Anteil der Betroffenen lebt im Sozialraum Stadtmitte/Styrum (219), im Sozialraum Ost (150) sowie im Sozialraum Alstaden/Lirich (141).

Jednorog fasst das wichtigste Ziel der Schuldnerberatung so zusammen: „Auskommen mit dem Einkommen. Doch oft müssen wir bereits einfachste Fertigkeiten und Regeln vermitteln.“ Denn die meisten Ratsuchenden hätten keinen Überblick über ihre Einnahmen und schon gar nicht über ihre Ausgaben. Deshalb stünde am Anfang jeder Beratung die Analyse der jeweiligen Situation.Erst danach würden die Ausgaben für Miete, Strom, Lebenshaltung in geregelte Bahnen gelenkt. „Ein Entschuldungsprozess ist ein langwieriger Vorgang.“

166 Pfändungsschutz-Kontobescheinigungen stellten die Berater im vergangenen Jahr aus. In vielen Fällen habe so nicht nur das unpfändbare Einkommen vor dem Zugriff von Gläubigern geschützt werden können, sondern auch Leistungen wie Pflegegeld, Zahlungen für Verhinderungspflege oder einmalige Sozialleistungen.

Die Kenntnis der rechtlichen Bedingungen zur Erstellung einer solchen Bescheinigung ist laut Bericht selbst bei Ämtern, Banken und sozialen Institutionen oft lückenhaft. Mit fatalen Folgen, denn Betroffene führt dies schnell in Existenznot.

Neues Problemfeld: Internet

Als neues Problemfeld machen die Beratungskräfte auch die zunehmenden Verschuldungsmöglichkeiten über das Internet aus. Für diese Form des Konsums, so das Fazit des Berichts, „scheinen besonders junge Erwachsene anfällig zu sein“.

>>> Beratung ist für Betroffene kostenlos

Die Beratung bei der Schuldnerberatungsstelle ist kostenlos. Wer Leistungen zum Lebensunterhalt erhält, benötigt eine schriftliche Zuweisung seines Ansprechpartners beim Jobcenter beziehungsweise der Trägerin der Sozialhilfe. Ob diese denn in jedem Fall bei Bedarf auch ausgestellt würde, hakten Andrea-Cora Walther (Bürgerliste) und Heike Hansen (Linke) im Sozialausschuss nach. Uwe Weinand, Leiter des Jobcenters: „Wer diese Bescheinigung haben will, bekommt sie auch.“