Oberhausen. . Der Büroneubau mit hängendem Grün am Altmarkt wird wohl rechtzeitig fertig, so dass das Jobcenter einziehen kann. Doch das ist teuer erkauft.
Hinten in der Ecke, in der letzten Reihe im Ratssaal sitzt der operative Geschäftsführer der Stadttochter OGM, Horst Kalthoff, und sagt mit leiser Stimme: „Dass die Kosten so viel höher geworden sind, ist ganz schlimm – und ich bin da nicht stolz darauf.“
Dabei war die OGM-Spitze so begeistert davon, die einst so verwahrloste Ecke am Altmarkt in der Oberhausener City mit einem bundesweiten Vorzeigeprojekt schmücken zu können: Ein Architekten-Bürohaus mit hängenden Gärten an der Fassade und Gemüsegarten mit Treibhäusern auf dem Dach.
Ein Kostenanstieg um 43 Prozent
Doch nun musste sich die OGM-Spitze erstmals vor der Politik im Finanzausschuss rechtfertigen, wie es zu der Kostenexplosion des Bürogebäudes, des Dachgartens und des Parkhauses Linsingenstraße seit der ersten groben Kostenschätzung 2015 kommen konnte.
Und diese Teuerung ist beachtlich: In einer neunseitigen Vorlage für den Ausschuss listet die OGM detailliert auf, dass das Bürogebäude nun 22,5 Millionen kostet statt 16,8 Millionen – plus 34 Prozent. Das Dachgewächshaus kostet nun 4,6 Millionen Euro statt wie vor drei Jahren geschätzt 2,6 Millionen Euro (ein Plus von 75 Prozent). Und die Sanierung des Parkhauses Linsingenstraße ist jetzt 4,6 Millionen teuer statt 2,8 Millionen Euro – ein Plus von 70 Prozent. So kostet das Gesamtprojekt nun 31,7 Millionen Euro – statt 22,2 Millionen Euro (plus 43 Prozent).
In der privaten Wirtschaft hätte es Konsequenzen gegeben
Das sind stattliche Summen, die CDU-Fraktionsvize Saadettin Tüzün zur Aussage bewegten: „Würde so etwas in der privaten Wirtschaft passieren, dann würde es persönliche Konsequenzen geben.“
Kalthoff erklärt sich die Kostenexplosion damit, dass man bei der groben Kostenschätzung 2015 von den bis dahin gemachten Erfahrungen mit der Baubranche ausgegangen ist. „Damals war noch nicht abzusehen, dass die Baukonjunktur so anziehen – und die Preise damit so extrem verteuern würde.“
Enormer Zeitdruck treibt die Kosten in die Höhe
Viele Fachleute hätten die Kostenschätzung geprüft: Der Bund, der den Dachgarten mit 2,3 Millionen Euro fördert, das Architekturbüro – und diese sei so akzeptiert worden. Die Preise getrieben hätte auch der enorme Zeitdruck, weil man der Arbeitsagentur den Einzug Ende 2018 zugesichert habe.
FDP-Gruppenchef Hans Otto Runkler springt der OGM bei: „Am Controlling hat es ja nicht gelegen, sondern es lag an den Ergebnissen der Auftragsausschreibungen. Das Projekt ist bei öffentlichen Bauten keine Ausnahme.“ Doch SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer findet: „Da sind noch ganz viele Fragen offen.“