Oberhausen. Besondere Kennzeichen: Sonnenbrand. Beim Schlagerfestival Oberhausen Olé sorgt nur Michael Wendler für eine Abkühlung. Als er singt, tröpfelt es.

Ja, ist denn heut‘ schon Ballermann? Knapp 30.000 Fans hätten am Samstag problemlos ihre Bademode für den anstehenden Mallorca-Urlaub ausprobieren können. Schlagertexte brennen eigenwillige Ohrwürmer ins Gedächtnis, die Sonne sorgt auf der Freifläche hinter der König-Pilsener-Arena für eine Hitzeschlacht. Die zehnte Ausgabe von Oberhausen Olé bringt nicht nur 18 Schlagerkünstler brachial ins Schwitzen.

Hitze sorgt für viel Arbeit bei den Sanitätern

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„Das ist das heißeste Oberhausen Olé, das wir je hatten“, sagt Olé-Erfinder Markus Krampe am frühen Samstagnachtmittag. Das Thermometer legt sich mit der 30-Grad-Marke an. Den Business-Look hat Krampe längst gegen ein weißes Polohemd und kurze Shorts getauscht. „Trotzdem feiern die Leute, machen mächtig Alarm!“ Während Schlager- und Stimmungssänger wie Mickie Krause („Sie hatte nur noch Schuhe an“), Jörg Bausch („Dieser Flug“), Lorenz Büffel („Johnny Däpp“) Maite Kelly („Warum hast du nicht nein gesagt“) und Jürgen Drews („Ein Bett im Kornfeld“) auf der Bühne den singenden Ventilator geben, haben die Sanitäter alle Hände voll zu tun.

Der Kreislauf bereitet einigen Fans bei der zehnstündigen Riesenfete Probleme. „Wir haben während des Events eine dritte Krankenstation auf dem Festivalgelände errichtet – das ist ungewöhnlich, aber heute notwendig“, sagt Krampe. „Bei solch einem Wetter ist es sinnvoll, weniger Alkohol zu trinken. Die Gesundheit geht vor!“ Recht wenige halten sich daran.

Probe-Schmettern für den Urlaub auf Mallorca

Die Bässe hämmern die eingängigen Melodien auf die Freifläche: Auf den T-Shirts der feierwütigen Fans stehen Anarcho-Urlaubssprüche wie „Ich bin aufgestanden und angezogen, was wollt ihr mehr“ und „Nüchtern betrachten war es besoffen besser“. Aus der Ecke schallt es: „Olé, Olé und Schal-la-la…“

„Es geht nur um die Party, wir stimmen uns auf Mallorca ein“, sagt Michelle mit ihren drei Freundinnen, die Blumenkränze im Haar tragen und in drei Wochen die Tanzflächen von Cala Millor unsicher machen möchten. Die Illusion von Mallorca vor der Haustür funktioniert akustisch tadellos, denn die Bundesliga der Schlagersänger schmettert – allein der Strand, der fehlt.

Oberhausen Olé 2018: Ein Besucher gönnt sich eine kurze Pause.
Oberhausen Olé 2018: Ein Besucher gönnt sich eine kurze Pause. © Lars Heidrich

Die Sonne brennt. Der Sonnenbrand auch. Manche sehnen sich einen kühlen Schauer herbei. Als Regenmacher profiliert sich aber nur Michael Wendler („Unser Zelt auf Westerland“). Als der nach Florida ausgewanderte Popschlager-Purist seinen halbstündigen Auftritt beendet, tröpfelt es zumindest kurz aufs Festivalgelände. Der Regentanz hält nicht lange vor, aber die große Hitze ist fortan vorbei.

Mallorca-Königin Mia Julia schaltet Hit-Heizung ein

Auch Mia Julia („Wir sind die Geilsten“), die von einigen Kollegen schon als Mallorca-Königin geadelt wurde, wärmt jetzt ausschließlich mit der Hit-Heizung. Sommersongs sind der Ein-Meter-61-Blondine nicht fremd. Aber wie gelingt einem überhaupt so ein sommerlicher Gassenhauer? „Der Text muss hängen bleiben. Du musst ihn hören und denken, jetzt bin ich gut drauf“, sagt sie wenige Minuten vor ihrem Olé-Auftritt unserer Redaktion.

Mit extremer Witterung kennt sich die 31-Jährige durch ihre Dauerauftritte auf der Lieblingsinsel der Deutschen bestens aus. „Im Bierkönig siehst du im August bei gefühlten 80 Grad schon Sternchen. Da hilft nur, massig Wasser zu trinken - und cool zu bleiben.“