Der Sterkrader Buchhändler Arndt Wiebus empfiehlt uns heute den prominentesten Ex-Sterkrader: „Der Gott jenes Sommers“, so hat Ralf Rothmann seinen neuen Roman betitelt, der Anfang 1945 auf einem Gut südlich des zerbombten Kiels spielt. Erzählt wird aus Sicht und Erleben der zwölfjährigen Luisa Norff, die dort mit älterer Stiefschwester und Mutter untergekommen ist. Ihr Vater arbeitet in einem Kieler Kasino, Beziehungen eines SS-Schwagers spielen eine Rolle.
Der Sterkrader Buchhändler Arndt Wiebus empfiehlt uns heute den prominentesten Ex-Sterkrader: „Der Gott jenes Sommers“, so hat Ralf Rothmann seinen neuen Roman betitelt, der Anfang 1945 auf einem Gut südlich des zerbombten Kiels spielt. Erzählt wird aus Sicht und Erleben der zwölfjährigen Luisa Norff, die dort mit älterer Stiefschwester und Mutter untergekommen ist. Ihr Vater arbeitet in einem Kieler Kasino, Beziehungen eines SS-Schwagers spielen eine Rolle.
Das leicht patinierte Pathos des Titels eröffnet einen Rothmann-typisch genau eingerichteten Erzählraum, in dem Geschehen und Gefühle kurz vor der Kitschkante gebrochen werden. Und sich in meist standsichere Gedankenfiguren und Wortbilder wandeln. Die können nachhaltig beeindrucken und haben Zitat-Potenzial.
Rothmann, 1953 in Schleswig geboren, im Nordosten Oberhausens aufgewachsen und seit 1976 in Berlin lebend, hat mit diesem Roman das Thema seines Vorgängers „Im Frühling sterben“ wieder aufgenommen. Luisa, die Vielleserin, findet in ihren Romanwelten zunehmend weniger Entsprechungen zur immer drastischeren Kriegswirklichkeit. Eine pubertäre Kompressionsalterung lässt sie zum Romanende auf die Aufmunterung einer lebenserfahrenen Nonne etwas schwererdig-altklug antworten: „Ich hab alles erlebt.“
Rothmanns Roman überzeugt durch seine sprachliche Dichte, die einen gelegentlich etwas zu dramatischen Schöpfungs-Gestus im Erzählrahmen hält. Foto: gerich