OBERHAUSEN. Die Metropole des irischen Westens wird 2020 Europäische Kulturhauptstadt. Kulturell sieht Heidi Scholz-Immer gute Anknüpfungspunkte.
Ein junger Kapitän namens Christoph Kolumbus soll hier 1477 seine Waren umgeladen haben. 120 Jahre später segelte von hier „Piratenkönigin“ Grace O’Malley nach London, um „von Königin zu Königin“ mit Elizabeth I. zu disputieren. Heute setzt Galway auf Informations-Technologie, boomt dank seiner Hochschulen und avancierte mit rund 80 000 Einwohnern zur viertgrößten Stadt der Republik Irland. Aus Sicht von Heidi Scholz-Immer und ihren Mitstreitern wär’s eine ideale Partnerstadt für Oberhausen.
„Beim Thema kriegen eigentlich alle leuchtende Augen“, so Scholz-Immer, seit längerem engagiert im Partnerschaftsverein fürs nordenglische Middlesbrough. Irland und die Iren sind schließlich beliebt bei den Deutschen – und sie gelten als Super-Europäer. „Galway könnte zu euch passen“ – dieses Zitat lieferte Heidi Scholz-Immer ein Kenner par excellence: Ralf Sotscheck, der langjährige Dublin-Korrespondent der „taz“ und Autor des Bestsellers „Gebrauchsanweisung für Irland“.
Großer Auftritt als Europas Kulturhauptstadt
Allerdings ist Galway, die Metropole der Westküste mit guten Kontakten nach Boston, in den nächsten Jahren schwer beschäftigt: Man gestaltet „Galway 2020“, den großen Auftritt als Europäische Kulturhauptstadt. Den Titel wird sich Gaillimh, so der eigentliche, irische Name, in zwei Jahren mit Rijeka in Kroatien teilen – und muss mit einem kleinen Budget auskommen.
Galway wäre „posh“ (also etwas hochnäsig) und wünsche sich gleich Berlin als deutsche Partnerstadt, hatte Heidi Scholz-Immer gehört – sich aber nicht abschrecken lassen. Stattdessen knüpfte sie bereits eine Reihe erster Kontakte: Professor Hans-Walter Schmidt-Hanissa lehrt Deutsch an der Universität Galway, die sich mit ihren 17 000 Studenten stolz zu den „besten 1 Prozent“ der Hochschulen weltweit zählt. Der Professor empfahl Basisarbeit in Sachen Partnerstadt – und Scholz-Immer sieht’s genauso: „Es sollte auch mal so laufen, dass erst die Bevölkerung aktiv wird.“
Filmfestival und Kurzfilmtage
Weitere Anknüpfungspunkte sieht sie zwischen dem Filmfestival von Galway und den Kurzfilmtagen oder zwischen den Service-Clubs. Die irischen Rotarier haben bereits eine Einladung ausgesprochen. Und die Veranstaltungsfülle des „Galway 2020“-Jahres sei doch eine gute Gelegenheit, sich als Partner in spe einzubringen.
„Wir müssen auch Kontakte zu den Schulen aufnehmen.“ Heidi Scholz-Immer bedauert, dass etwa in Middlesbrough, der englischen Partnerstadt seit 1974, nur eine einzige Schule Deutsch unterrichtet. Iren sind dagegen wahre Sprachtalente – allerdings ist das Schulsystem in der Republik nach wie vor von katholischen Konfessionsschulen geprägt.
Wer sich als Lehrer in Oberhausen für eine Schul-Partnerschaft engagieren möchte, ist den Irland-Fans Heidi Scholz-Immer und Ori Atana herzlich willkommen. Und alle anderen auch, die am Thema „Zukunft in Europa“ mitarbeiten wollen. Der E-Mail-Kontakt: oberhausen.works@gmail.com
>>> Die boomende Hochschulstadt
Als inzwischen viertgrößte Stadt der Republik Éire (und sechstgrößte der Insel Irland) hat Galway in 35 Jahren seine Einwohnerzahl verdoppelt – auf nun 80 000 „Galwegians“.
Die Universitätsstadt mit zwei Hochschulen hat einen exzellenten Ruf für ihr reiches Kulturleben und als Festival-Stadt. Vor vier Jahren erhielt Galway den UN-Titel „Unesco City of Film“.