Oberhausen. . Der robuste Kurs der Polizei rund ums Pokalderby stieß nicht überall auf Zustimmung: Unbeteiligte wurden vom Pfefferspray-Nebel getroffen.
Die aufregenden Schlussminuten des Pokalderbys zwischen RWO und RWE im Oberhausener Niederrhein-Stadion, der beginnende Platzsturm von Fans beider Seiten nach dem Schlusspfiff und der üppig-strenge Einsatz so vieler Polizisten aus ganz NRW am Pfingstmontag löste auch noch einen Tag danach heftige Diskussionen aus.
Strafanzeige gegen Polizei gestellt
Vor allem der Ausstoß erheblicher Mengen von Pfefferspray in den Block der Essener Fans erregt die Gemüter – gegen die Polizei wurde sogar eine Strafanzeige gestellt, weil der Sprühangriff auch vollkommen unbeteiligten Zuschauern die Tränen in die Augen trieb.
So schreibt Fußballfreund Michael Bu auf der Facebook-Seite der Oberhausener Polizei: „Die Polizei ist einfach nur peinlich! Kleine Schubserei unter den Fans – und erstmal Pfefferspray ohne Ende in den Block jagen. Frauen, Kinder und ältere Leute im Umfeld? Egal – Hauptsache sprühen.“
„Einfach armselig!“
Stefanie Burghaus schimpft auf der gleichen Seite: „Einfach armselig!! Zwei schubsen sich im Block – und etliche Fans bekommen das Pfefferspray ab, welches einfach durch den Zaun in den Block gesprüht wird. Ich stand dort mit meinen Kindern und es hat keinen der Polizisten gejuckt, ob da mehrere Kinder im Block standen und viele Unschuldige das Spray in die Augen bekamen!“ Hals und Nase hätten gebrannt, man habe husten müssen. Auch Thomas Dilmann findet: „Das war ein völlig überzogener Einsatz.“ Maurizio Graw wertet die Polizeiaktion mit Pfefferspray gar als „Körperverletzung“.
Die Polizei sah dagegen angesichts der überschäumenden Wut einiger RWE-Zuschauer über die unglückliche Niederlage ihrer Mannschaft keine andere Möglichkeit, die Lage in den Griff zu bekommen. „Einige Essener Fans sind über die Zäune geklettert und auf das Spielfeld gelaufen. Wir mussten verhindern, dass nicht noch mehr Fans über die Zäune gelangen“, erläuterte Polizeisprecher Axel Deitermann auf Nachfrage am Dienstag.
Pfefferspray hinterlässt keine bleibenden Schäden
Bei der Sprühaktion eingesetzt worden sei die typische Mischung aus Wasser und dem Fruchtfleisch der Chili-Pfefferpflanze. Sie sorge zwar für anschwellende Schleimhäute und Augenreizungen, aber nicht für bleibende Schäden.
Die Lage auf dem Spielfeld bekamen die Polizisten aber auch deshalb schnell in den Griff, weil die behelmte Hundertschaft des Landes energisch auftrat und die elfköpfige Reiterstaffel vor beiden Blöcken mächtig Eindruck schindete. So zogen sich die zahlreichen RWO-Fans auf dem grünen Rasen wieder auf ihre neue Emschertribüne zurück.
Polizei zieht positive Bilanz
„Der Einsatz von Pfefferspray wegen einzelner Störer ist bedauerlich, weil sich nicht verhindern lässt, dass auch nicht beteiligte Zuschauer durch den Sprühnebel getroffen werden“, meint Deitermann. Die Polizei rät allen Zuschauern dazu, sich in solchen Situationen möglichst schnell von randalierenden Fans zu entfernen.
Insgesamt aber zieht die Polizei eine positive Bilanz des gesamten Spieltages. Bis auf zerborstene Scheiben eines Busses und den ersten zehn Minuten nach dem Abpfiff verlief der Tag friedlich – auch dank des massiven Polizeieinsatzes. Deshalb erhalten die Beamten für ihren anstrengenden Einsatz am Pfingstmontag, an dem viele mit ihren Familien im Garten sitzen, viel Lob – und Dank auf mehreren Internetseiten.
Die Oberhausener Polizei lobte zurück: „So geht’s auch: An der Konrad-Adenauer-Allee warten sehr viele RWO- und RWE-Fans gemeinsam auf die Busse. Ein großes Dankeschön an alle friedlichen Fans!“, schrieb sie nach dem Spiel auf ihrer Seite.
>>>>> Verletzte sollen sich bei der Polizei melden
Auf Vorhaltungen von Bürgern, Strafanzeigen im Fall des Pfefferspray-Einsatzes würden ja sowieso nicht bearbeitet, reagiert die Polizei sofort und klar: „Der Vorfall wird von der Staatsanwaltschaft genau geprüft.“
Die Polizei rät: „Sollten Sie als Unbeteiligter verletzt worden sein, melden Sie sich bitte bei uns unter 0208-8260.“