oberhausen. . Sie war die erste Kohlenzeche in Oberhausen, die gefördert hat. Nach ihrer Schließung 1968 lief der erste erfolgreiche Strukturwandel an
Sie war die älteste Kohlenzeche in Oberhausen und hat zusammen mit den Zechen Alstaden und Osterfeld auch am längsten das „schwarze Gold“ aus den Tiefen unter der Stadt nach oben befördert. Vor allem aber ist sie für das Ortsbild des Oberhausener Westens, für Lirich und für Teile der Innenstadt bis heute prägend. Und sie ist der Vorreiter für den modernen Strukturwandel in der Stadt, wie er in den 1990er Jahren mit dem Centro forciert wurde. Die Rede ist von der Zeche Concordia in Lirich. Vor 50 Jahren, am 22. März 1968, endete dort nach 112 Jahren die Kohleförderung.
In einer dreiteiligen Serie wollen wir an die Geschichte dieses Unternehmens erinnern, seinen rasanten Aufstieg beschreiben, die Blütezeit des Bergbaus dort, aber auch das plötzliche Aus und die damit ausgelöste Krise. Und wir wollen Rückblick halten, was aus dem riesigen Vermögen, das Generationen von Oberhausener Bergleuten erwirtschaftet haben, letztlich geworden ist.
1851 konnte die erste Kohle gefördert werden
Fünf Kaufleute waren es, die 1848 vom König von Preußen das Recht erhielten, in der Lipper Heide nach Kohlevorkommen zu suchen und sie zu erschließen. Um das nötige Geld dafür zu sammeln, gründeten sie 1850 eine Aktiengesellschaft, die Bergwerksgesellschaft Concordia (lateinisch „Eintracht“). Schacht 1 in der Nähe des heutigen Druckluft-Kulturzentrums wurde niedergebracht. „1851 konnte bereits die erste Kohle gefördert werden“, berichtet André Wilger von der Geschichtswerkstatt Oberhausen. 1854 nahm Schacht 1 die volle Förderung aus etwa 400 Metern Tiefe auf.
Das erwies sich als so einträglich, dass in geringer Entfernung, am heutigen Bero-Zentrum, damit begonnen wurde, bis 1861 Schacht 2 anzulegen. „Erstmals wurde dabei im Ruhrgebiet eine ,Kohlewäsche“ gebaut“, berichtet André Wilger. Mit Hilfe von Wasser konnten kleine Gesteinsbrocken, die den Brennwert der Kohle herabsetzten, damit ausgewaschen werden. Die benachbarte Kokerei übernahm es, die Kohle zu Koks zu verbacken. Denn der wurde für die Stahlerzeugung in den umliegenden Hüttenwerken benötigt. Koks ermöglicht eine gleichmäßigere Verbrennung im Hochofen.
Der ungeliebte Concordiasee
In einigen hundert Metern Entfernung, wo eigentlich der Bau der jungen Stadt vorgesehen war, östlich vom heutigen Hauptbahnhof, führte eine Bergsenkung 1870 zur Entstehung eines 130 000 Quadratmeter großen Sees, des Concordiasees. Erst zehn Jahre später war das Entwässerungsproblem gelöst, konnte sich die heutige Innenstadt von Alt-Oberhausen ungestört entwickeln.
Concordia war längst weiter auf Expansionskurs. 1895 ging neben Schacht 2 der Schacht 3 in Betrieb. 1904 und 1908 folgten noch in der Nähe des Rhein-Herne-Kanals, im heutigen Gewerbegebiet Eisenhammer, Schacht 4 und 5, ebenfalls mit Kokerei. Zu diesem Zeitpunkt endete die Förderung auf Schacht 1.
Täglich vier lange Kohlen-Güterzüge
Helmut Stoltenberg berichtet in einem Aufsatz, dass 4850 Personen im Jahr 1905 auf der Zeche Concordia beschäftigt waren. Sie förderten 1,14 Millionen Tonne Kohle zutage. Das waren bei ganzjährigem Betrieb täglich vier lange Kohlen-Güterzüge. Concordia hatte große Flächen erworben. Der Ortsteil Lirich, eine fast reine Bergarbeitersiedlung, war entstanden. Ihre letzte Ausbaustufe erfuhr die Zeche 1916, im Ersten Weltkrieg, als an der Grenze zu Duisburg, an der Niebuhrstraße, Schacht 6 angelegt wurde.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Abbau von Schacht 2 - 3 von Fettkohle auf die hochwertigere Eß- und Magerkohle umgestellt und Schacht 2 neu in die Tiefe gebracht. Mit 6567 Beschäftigten erreichte die Zeche 1922 ihre größte Belegschaft. Es wurde hauptsächlich für die Siegermächte des Krieges gefördert. Schacht 1 dagegen wurde verfüllt. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Förderung auf bis zu 1,6 Millionen Tonnen jährlich gesteigert werden. Im Jahre 1950 zählte Concordia 5100 Beschäftigte.