OBERHAUSEN. In Schreiben an den Oberbürgermeister machen Bürger ihrem Ärger über die Planung zwischen Sedan- und Tannenbergstraße Luft

Nach dem Eklat bei der frühzeitigen Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplan Nr. 721 für den John-Lennon-Platz (wir berichteten) hagelte es Kritik, Einsprüche an die Adresse des Oberbürgermeisters. Die meisten Bürger hatten die Versammlung verlassen, weil sie das Gefühl hatten, mit ihren Vorstellungen zur Gestaltung des Platzes ignoriert zu werden. Ratsmitglied Andrea-Cora Walther (Bürgerliste) stellte Mails und Briefe von Bürgern der Redaktion zur Verfügung. Hier einige Argumente.

Reinigender Effekt ist ausgeblieben

Ein Architekt von der Martin-Luther-Straße hat sich tags darauf an Daniel Schranz gewandt und ihn daran erinnert, dass er doch vor seiner Wahl für einen Neuanfang im Umgang der Stadt mit den Bürgern gestanden habe. Nun habe er aber „nicht den Eindruck, dass der Wechsel an der Stadtspitze einen reinigenden Effekt auf das Handeln von Politik und ,Rathaus’ gehabt hätte.“ Es würden vielmehr zwar Beteiligungsmöglichkeiten der Bürger propagiert und inszeniert, „aber die Entscheidungen laufen nach wie vor hinter dem Filzvorhang ab.“ Es sei offensichtlich, dass es den Verantwortlichen darum gegangen sei, weiterhin ausgerechnet jenes Gestaltungskonzept „im Rennen zu halten“, das mit dem eindeutig dokumentierten Bürgerwillen am wenigsten vereinbar sei.

So präsentiert sich der John-Lennon-Platz heute. Hier ein Blick in Richtung Ebertplatz.
So präsentiert sich der John-Lennon-Platz heute. Hier ein Blick in Richtung Ebertplatz.

Zwei Paare von der Elsa-Bränd­ström-Straße raten dem OB dringend, noch einmal von vorn mit der Planung zu beginnen. Das Projekt laufe sonst auf nichts anderes hinaus, als dass der John-Lennon-Platz „für Vermögende zum Vorgarten wird.“ Angesichts eines zunehmenden Auseinanderdriftens der Gesellschaft sei das genaue Gegenteil wichtig. Der Platz müsse dazu genutzt werden, den sozialen Austausch und den Zusammenhalt zu fördern.

Ein Professor von der Sedanstraße beklagt sich über die Mängel des favorisierten Entwurfs: „Weder erlaubt die geplante Bebauung entlang der Sedanstraße die Nutzung oder auch nur die Sichtachse einer für das Viertel wertvollen Freifläche, noch ergibt sich eine für die Öffentlichkeit nutzbare, zusammenhängende Grünfläche“, heißt es da. Erkenntnisse der Stadtforschung seien kaum berücksichtigt. Auch die beiden anderen Entwürfe seien städtebaulich wenig interessant. Der bevorzugte Entwurf sollte nicht weiter verfolgt werden. „Oberhausen braucht keinesfalls eine Bebauung auf Kosten ei­ner Viertelstruktur, die es so in Oberhausen nicht allzu häufig gibt“, schreibt er weiter. Denn damit werde eine Chance, das urbane Miteinander zu fördern, vertan.

Bürgernähe fehlt, so die Kritik

Im Schreiben eines Anwohners der Annabergstraße OB heißt es, das Verhalten der Stadt „lässt mich am Willen der Verwaltung zu ei­nem bürgernahen partnerschaftlichen Miteinander zweifeln.“ Vielleicht helfe eine Ortsbesichtigung weiter. Ein weiterer Anwohner der Sedanstraße äußert die Vermutung, es komme wohl nur noch darauf an, das Planungsverfahren rechtssicher hinzubekommen im Interesse des favorisierten Plans.

Mit dem von der Jury nur drittplatzierten Entwurf können viele Bürger noch am ehesten leben, weil es dabei bei der größtmöglichen zusammenhängenden Freifläche bleibt.
Mit dem von der Jury nur drittplatzierten Entwurf können viele Bürger noch am ehesten leben, weil es dabei bei der größtmöglichen zusammenhängenden Freifläche bleibt. © Stadt Oberhausen

Über die „Nutzlosigkeit demokratischer Mitwirkung“ klagt ein Anwohner der Bismarckstraße. Denn nach jahrelanger Diskussion bleibe bei dem bevorzugten Entwurf nicht viel mehr als ein begrünter Durchgang zwischen Sedan- und Tannenbergstraße. Wenn es aber nur darauf ankomme, den Entwurf mit dem vielleicht höchsten Angebot für das städtische Grundstück durchzudrücken, solle man das vorher offen klarstellen.

Ein Ehepaar von der Annabergstraße gibt zu bedenken, dass es angesichts künftig steigender Hitzebelastungen doch darum gehen müsste, kaltluftproduzierende Flächen und Kaltluftleitbahnen zu erhalten. Dem werde der begünstigte Entwurf am wenigsten gerecht.