OBERHAUSEN. . Als Sonderheft widmet sich „Schichtwechsel“ dem Ende des Bergbaus. Erstmals in einem Band porträtiert die Geschichtswerkstatt alle neun Zechen.

Schwarz ist schick, Schwarz hat Stil: Ganz in Schwarz, mit der formatfüllenden Detailaufnahme eines Kohleflözes präsentiert sich das druckfrische Heft mit dem Titel „Schicht im Schacht“. Jeder dürfte wissen, worum es da geht.

„Kurz vorm Andruck haben wir gemerkt: Es fehlt der Lorbeerkranz“, meint André Wilger. Schließlich ist dieses erste Sonderheft des „Schichtwechsel“-Journals die 25. Ausgabe. Das erste Magazin der Geschichtswerkstatt war im April 2006 erschienen. Allerdings hätte so ein Kranzgebinde das elegante Cover versaut.

„Ein Themenheft zu einem schmerzlichen Thema“, meint André Wilger. Das aufs Titel gesetzte „Ende des Bergbaus im Ruhrgebiet“ nennt Christoph Strahl allerdings verkürzt: Tatsächlich sei es „nur“ das Ende der Kohleförderung. „Ganz vorbei ist es nicht.“ Die bereits sprichwörtlichen Ewigkeitskosten werden noch einige hundert Bergleute in Lohn und Brot halten.

Jacobi als „Versailles des Reviers“

Einmal hatten sich die Ehrenamtler der Geschichtswerkstatt bereits an ein Sonderheft – zu einem bunteren Thema – gewagt und dann doch zurückgezuckt: Das Heft zur Beat-Historie im Revier wäre mit beigelegter CD zu teuer geworden.

© Stadtarchiv

Der „Schichtwechsel“ Nr. 25 enthält statt eines Tonträgers acht Seiten mehr als die regulären, zweimal jährlich erscheinenden Hefte. Schließlich galt es, ein Groß-Porträt zu stemmen: Bis zur Seite 25 beschreiben sechs Autoren auf jeweils zwei bis drei Seiten alle neun Zechen der Oberhausener Stadtgeschichte. In dieser Form eine Pioniertat: „Wir kannten keine Veröffentlichung“, so André Wilger, „in der alle neun Zechen beschrieben sind“. Die ältesten vier Pütts sind älter als die Stadt – angefangen mit der 1847 abgeteuften Zeche Roland in Dümpten.

Der Reigen endet mit Zeche Jacobi, der dank ihrer schmucken Torhaus-Architektur die Schlagzeile „Das Versailles des Ruhrgebietes“ zukam: „Leider blieb nichts davon stehen“, bedauert Christoph Strahl. Das einstige Prachtstück beherbergt heute den Volks-Golfplatz. Als Rekord-Zeche muss allerdings Osterfeld gelten. Christoph Strahl: „Sie war die größte, die am längsten gefördert hat – bis 1992 – und die mit über 6000 die größte Belegschaft hatte.“

Die zweite Heft-Hälfte unterhält mit einem – angesichts des schwarzen Themas – erstaunlich bunten Mix: Angefangen mit der studentischen Vision eines „Ruhrlandsees“, der sich quer durchs Revier gezogen hätte. Den Beitrag zur Zwangsarbeit unter Tage während des Zweiten Weltkriegs sieht die Redaktions-Werkstatt als Muss. Es gibt aber auch ein großes Interview, das Klaus Offergeld mit Bärbel Höhn zum Thema Energie-Mix führte. Schlagzeile: „Viele Chancen verpasst.“

Die Geschichtswerkstatt hat ihre historische Chance genutzt – und hätte gerne noch mehr reingepackt, wollte auch von den Dramen der Grubenunglücke erzählen. Vielleicht in Nr. 26.

>>> MIT VERKAUFSSTAND BEIM BUCHGESTÖBER

Der „Schichtwechsel“, untertitelt „Journal für die Geschichte Oberhausens“ erscheint im 13. Jahr in 2000er Auflage im DIN
A 4-Format auf Hochglanzpapier und kostet 3,50 Euro. Herausgeber ist die Geschichtswerkstatt Oberhausen.

Der Verein mit Sitz im Zentrum Altenberg veranstaltet dort auch das heutige „Buchgestöber“ mit über 200 Metern antiquarischer Schätzchen. Dort gibt’s von 11 bis 17 Uhr neben viel Lesestoff und buntem Programm auch den druckfrischen „Schichtwechsel“.