oberhausen. . Der Publikumsliebling gestaltet mit bekannter Verve sein zehntes „Jubiläumskonzert“ als Gast des Künstlerfördervereins im Ebertbad.
Die Zuhörer der 191. Matinee des Künstlerfördervereins erlebten im voll besetzten Ebertbad den bisherigen Höhepunkt eines Phänomens, das seit zehn Jahren schon zu beobachten war: Haiou Zhang, obwohl bereits auf Weltklasse-Niveau gestartet, beeindruckte von Konzert zu Konzert mehr und zeigte jetzt ein Spiel, das einem den Atem verschlagen konnte – und das mit einem Programm, das er in Oberhausen größtenteils schon gespielt hatte.
Zu Beginn die enorm schwierigen Scherzi von Chopin, die oft von extremen Stimmungswechseln bestimmt sind. Dabei gewann die „grabesähnliche“ (so Chopin selbst) Düsternis, die im ersten Scherzo sich geradezu rasend entlädt, durch gläserne Durchsichtigkeit eine fast irreale, gespenstische Dimension. Dem gegenüber wurden dann die teils auf polnischen Chorälen beruhenden gesanglichen Abschnitte zu Visionen von überirdischer Schönheit. Hier zeigte sich Zhangs Fähigkeit, den Flügel nach Bedarf in ein vielfarbiges Orchester oder in eine singende Stradivari zu verwandeln.
Eine Technik, der offenbar nichts unmöglich ist
Diese hohe Klangkunst kam natürlich auch bei Franz Liszt voll zum Zuge: Das 123. Petrarca-Sonett gab der Pianist als eine glitzernde Vision, sich ins Jenseitige auflösend. Die etwas naive Vordergründigkeit der „Vogelpredigt des Heiligen Franz“ gewann spirituelle Überhöhung, das quasi impressionistische Glitzern der „Wasserspiele der Villa d’Este“ magische Hintergründigkeit.
Zum Schluss gab Haiou Zhang die von Horowitz nochmals erschwerte Liszt’sche Bearbeitung von Mendelssohns „Hochzeitsmarsch“: Selbst diesen „Knaller“ verwandelte er durch seine Anschlagskunst über die stupende Artistik hinaus in ein auch musikalisches Vergnügen.
Natürlich ging es nicht ohne zwei Zugaben von Chopin, dazwischen eine kleine Dankesansprache an „sein“ Oberhausener Publikum. Fazit: Haiou Zhang verbindet bis auf den Einzelton sich konzentrierende Emotionalität mit wachem Bewusstsein und einer Technik, der offenbar nichts unmöglich ist. So etwas hört man selbst auf großen Festivals selten.